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Drama in der "Lindenstraße" (ARD, Sonntag, 18 Uhr 50): Helga Beimer (Marie-Luise Marjan) steht in Flammen.

© WDR/Steven Mahner

Abschied von der ARD-Serie: Der Tagesspiegel-Countdown zum Ende der „Lindenstraße“, Teil 5

Ab in die Disco und auf die Demo! Thomas Hermanns hat mit der „Lindenstraße“ auch einen Freund fürs Leben gefunden.

Comedian Thomas Hermanns erinnert sich. Am Sonntag läuft die sechstletzte Folge der „Lindenstraße (ARD, 18 Uhr 50), deren Countdown wir bis zum 29. März herunter zählen, in den ersten drei Folgen mit Michael Meisheit , Klaudia Wick , Joachim Kosack und Ahne).

Carsten Flöter ging mir immer auf die Nerven. Auf dem Höhepunkt des ersten „Lindenstraße“-Hypes Ende der 80er Jahre war ich ein cooler, offen schwuler New Waver, und Carsten Flöter war alles, was ich nicht sein wollte – brav, bieder und bürgerlich. Während ich wild durch die Nächte von München und New York tanzte, hatte Carsten 1987 einen zarten ersten Kuss und 1990 einen skandalösen zweiten.

Da war ich weit übers Küssen hinaus. Obwohl Carsten und ich ungefähr gleich alt waren, konnte ich mich nicht mit der ersten schwulen Rolle im TV identifizieren – warum war Carsten nicht, wie ich, lauter, bunter, stolzer? Ich wollte ihm am liebsten einen Tritt geben oder einen Schnaps ausgeben oder beides gleichzeitig. Dann ab in die Disco UND auf die Demo!

"Lindenstraße"-Fan Thomas Hermanns
"Lindenstraße"-Fan Thomas Hermanns

© picture alliance / Jens Kalaene/

Meine Vorbehalte änderten sich 1990, als der „Skandalkuss“ aus der „Lindenstraße“ Furore machte – im Juni des selben Jahres lernte ich den „Carsten“- Schauspieler Georg Uecker kennen und entdeckte eine verbundene Seele, die genauso cool schwul, schlau politisch und stolz feierfreudig war wie ich.

Eine Freundschaft fürs Leben begann und eine Erkenntnis über Rollengestaltung im TV: Der Schauspieler Uecker spielte im Subtext die noch zu lebenden Möglichkeiten der Figur Carsten mit. Er passte auf, dass Carsten vielleicht brav aber nicht angstvoll daher kam. Ein Schwuler aus der Mitte der Gesellschaft, der noch viel vor sich hat.

Nur mit dem Selbstverständnis des Schauspielers Uecker hatten die Macher vielleicht den Mut, die Kurve des Carsten Flöter zu einer festen Beziehung, Ehe und sogar Adoption zu gestalten. Georg inspirierte die Figur Carsten zu einem schwulen Mann im deutschen Fernsehen, mit dem ich heute doch überraschend viel gemeinsam habe.

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