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Die UKW-Reichweite ist enorm. Das macht die Frequenzen attraktiv. 

© picture alliance/dpa

18 Bewerber für Berliner UKW-Frequenz: Run aufs Radio

Auf die ehemalige KCRW-Frequenz haben sich 18 Radio-Veranstalter beworben. Trotz Digital- und Internetradio und Corona-Werbeverlusten.

„Trotz Digital- und Internetradio hat UKW in Berlin noch immer eine riesige Bedeutung, das zeigen die 18 Bewerbungen für die ehemalige KCRW-Frequenz 104,1 Megahertz“, sagt Anja Zimmer. „Obwohl wir auch sonst immer eine starke Nachfrage gespürt haben, waren wir von diesem Interesse schon ein wenig überrascht“, ergänzt die Direktorin der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB). Der US-amerikanische Sender KCRW hatte die Lizenz zurückgegeben, weil „wir uns den langfristigen Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie nicht entziehen“ konnten, „wie so viele Medien und gemeinnützige Organisationen“.

Zwei Dinge erklären den Run auf diese UKW-Frequenz. Es geht um eine leerstehende Frequenz mit einer existierenden Sendetechnik. Attraktiv ist der Sendeplatz aber auch aus Kosten-Nutzen-Sicht. „Bei 104,1 MHz handelt es sich um eine Stadtfrequenz, die man in Berlin zwar überall mit dem Autoradio empfangen kann, bei der man nicht erwarten sollte, dass man sie in Treptow-Köpenick rauschfrei mit dem Küchenradio hört“, erklärt der zuständige MABB-Referent Steffen Meyer-Tippach.

Trotz dieser Einschränkung hat die Frequenz eine gute Reichweite, allein schon wegen des Verbreitungsweges UKW: 90 Prozent aller Berliner Haushalte verfügen über mindestens ein UKW-Radio, der Digitalfunk DAB+ kommt aktuell nur auf 19 Prozent in Berlin. Mehr Reichweite bedeutet höhere Werbeeinnahmen.

Hinzu kommt, dass zwölf Bewerber bereits über bestehende Programme verfügen: Neun der 18 Bewerber sind in Berlin über DAB+ zu empfangen, einer via Internet. Und die sechs für Berlin neuen Programme existieren zum Teil bereits in anderen Bundesländern.

„Bei der Vergabe spielt die Vielfaltsvorgabe eine wichtige Rolle. Ein Kriterium kann die Musikauswahl, die Zielgruppe, die Sprache, der Wortanteil oder der Lokalbezug sein“, erläutert Anja Zimmer. Das Bewerberfeld reicht von einem queeren Programm über elektronische Musik bis hin zu einem arabischen Programm und einem Programm für Frauen. „Ein ganz, ganz weites Feld“, betont Anja Zimmer.

Auf einer ehemaligen Alliierten-Frequenz

Bei den beiden bisherigen Radiosendern, also den beiden US-Sendern NPR und KCRW, handelte es sich um gemeinnützige Wellen, die auf einer von insgesamt vier ehemaligen Alliierten-Frequenzen sendeten. Weil es keine Anzeichen dafür gab, dass es einen ähnlichen Bewerber geben könnte, hat die MABB 104,1 MHz nun als kommerzielle Frequenz ausgeschrieben. Für nichtkommerzielle Programme gibt es bereits andere Frequenzen.

Ein genauer Termin über die Vergabe durch den Medienrat steht noch nicht fest. „Das Schöne bei 104,1 MHz ist, dass die Sendeanlagen bereitstehen und der Sendebetrieb nach der Entscheidung schnell starten kann“, sagt Meyer-Tippach.

KCRW hat seine Frequenz Ende des vergangenen Jahres mit Verweis auf die prekäre wirtschaftliche Situation durch die Corona-Pandemie zurückgegeben. Der Sender hat neben seinen lokalen Inhalten einen Großteil des Programms aus den USA. Doch deren Kooperationspartner konzentriert sich wegen Corona nun auf seinen Heimatmarkt. Das konnte KCRW nicht kompensieren. Gleichwohl leiden auch die Berliner UKW-Wellen unter Corona und den geringeren Werbeschaltungen.

Im vergangenen Jahr hat die MABB 29 private Radio-Programme in Berlin und Brandenburg im Rahmen des Bundesprogramms „Neustart Kultur“ finanziell unterstützt. Insgesamt erhielten die Sender für die technische Verbreitung Hilfen in Höhe von rund einer Million Euro. Doch reicht das aus, muss „Neustart Kultur“ ein zweites Mal aufgelegt werden? „Die Signale mehren sich, dass sich die Sender das wünschen“, sagt die MABB-Direktorin. 

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