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Die goldenen Jahre: Filme wie „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich begründeten den Ruhm der Ufa. Heute stehen hochwertige TV-Produktionen auf dem Programm.

© picture alliance / dpa/dpa

100 Jahre Ufa: Ein Epos in sich

Auf den Gründungstag genau: Eine ARD-Dokumentation beleuchtet „100 Jahre Ufa“. Die ersten Jahren stehen dabei im Mittelpunkt.

Der 18. Dezember 1917 gilt als Gründungstag der in Potsdam-Babelsberg ansässigen Universum Film Aktiengesellschaft. Ihr populäres Kürzel Ufa ist über die Jahrzehnte zum Mythos geworden, zum Inbegriff deutschen Filmschaffens, geprägt von Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg. Die Ufa ist in Deutschland Bestandteil des kollektiven Gedächtnisses. Punktgenau zum runden Jubiläum, das bereits das ganze Jahr 2017 hindurch mit neuen Publikationen und Ausstellungen begangen wird, hat Filmautorin Sigrid Faltin die neue ARD-Dokumentation „100 Jahre Ufa“ erstellt.

Die Geburtsstunde dieses Filmimperiums fällt in das Kriegsjahr 1917, als General Erich Ludendorff angesichts der drohenden Niederlage befindet, eine neue große Filmgesellschaft müsse her, der Propaganda für Deutschland wegen. Von einer „dringenden Kriegsnotwendigkeit“ ist die Rede. Die deutsche Industrie wird mobilisiert, der neue Konzern nimmt seine Arbeit auf. Für die Ufa arbeiten Regisseure wie Fritz Lang („Die Nibelungen“) und Josef von Sternberg, der mit einer völlig Unbekannten namens Marlene Dietrich und Emil Jannings 1930 „Der blaue Engel“ drehte, oder Wilhelm Thiele („Die Drei von der Tankstelle“). Nach schwierigen Jahren, in denen die Ufa vor der Pleite steht, geht es der Firma mit neuen Genres wie der jungen Tonfilm-Operette wieder gut. Es sind die goldenen Weimarer Jahre. Noch.

Auf die goldenen Jahre folgt eine unheilvolle Epoche

Es beginnt jene unheilvolle Epoche, in der auch die Filme der Ufa noch nationaler in ihrer Einstellung werden, als sie es zuvor ohnehin schon waren. Joseph Goebbels ist es, der bald schon Mitarbeiter jüdischen Glaubens aus der Ufa hinauswirft – darunter Erich Pommer, Fritz Kortner, Billy Wilder, Robert Siodmak, Peter Lorre und andere mehr. Es ist ein Exodus der Filmkünstler. Während des Zweiten Weltkriegs folgen zahlreiche Propagandafilme mit Durchhalteparolen, einer der teuersten überhaupt ist Veit Harlans „Kolberg“, der nach Kriegsende von den Alliierten zusammen mit mehreren Dutzend Ufa-Filmen verboten wird. Mit dem Kriegsende ist es zunächst vorbei mit dem Filmglamour, die Ufa wird von den vier Besatzungsmächten zerschlagen, im russischen Sektor entsteht die Defa. Im Westen beginnt die alte neue Ufa erst 1956 wieder in Produktion zu gehen.

Die sehenswerte Dokumentation wird neben Archivmaterialien und Filmausschnitten durch animierte Tricksequenzen angereichert, die die Veränderungsprozesse der Ufa in kleinen Zwischenkapiteln darstellen. Hinzu kommen neu geführte Interviews mit Zeitzeugen wie dem 88-jährigen Schauspieler Gunnar Möller – der hier sein letztes Interview vor seinem Tod im Mai 2017 gibt – sowie mit Mario Adorf und dem heutigen Geschäftsführer der Bertelsmannschen Ufa, Nico Hofmann.

Filmautorin Faltin konzentriert sich bei alledem vor allem auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts, auf die Jahre 1917 bis etwa 1957. Die Jahrzehnte, die darauf folgen, werden nur kurz behandelt. Ohnehin eine Herausforderung: 100 Jahre in 45 Minuten. Kaiserreich – Weimarer Republik – Drittes Reich – Nachkriegsdeutschland – Gegenwart. Das alles hat die Ufa miterlebt, miterlitten und überstanden. Es ist ein Epos in sich. So wirkt das letzte Viertel fast zwangsläufig wie ein eiliges Abhaken, bis schließlich die Ufa des 21. Jahrhunderts erreicht ist, die der Gegenwart, mit ihren Hochglanz-Event-Produktionen à la „Unsere Mütter, unsere Väter“. Doch das ist eine andere Ufa-Geschichte.

„100 Jahre Ufa“, Montag, 23 Uhr 30, ARD

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