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Früher oder später ist sie in jeder Partnerschaft Thema: die Kinderfrage.

© imago/Panthermedia

Kolumne: Angie Pohlers sucht die Liebe: Willst du ein K mit mir?

Sie liebten sich und trennten sich trotzdem. Wie eine einzige Frage zur Zerreißprobe für die Beziehung werden kann.

Na, schon mal die K-Frage gestellt? Die private, nicht die politische! Ein heißes Eisen. Merkt man bereits daran, dass es diese Abkürzung gibt. Das klingt nach N-Wort, so, als dürfe man es nur flüstern wie den Namen des bösen Zauberers aus „Harry Potter“. Also: Willst du ein K mit mir?

Ich habe diese Frage noch nicht diskutieren müssen, über ihre Brisanz bin ich mir aber schon früh klar geworden. Als wir etwa 16 waren, besuchten meine beste Freundin und ich ihren wesentlich älteren, wahnsinnig coolen Bruder in Hamburg. Er hatte eine tolle Wohnung, einen tollen Job, ging abends immer aus. Und dann diese Freundin! Sie behandelte uns nicht wie die Teenie-Girls vom Dorf, die wir nun mal waren, sie war wie eine ältere Freundin für uns. Locker 20 Jahre älter sogar. Lässig, aufgeschlossen, ein breites Lachen – wir waren ganz verliebt in sie. Der Bruder meiner Freundin offensichtlich auch, jedenfalls turtelte er ununterbrochen mit ihr herum. Verständlich. So etwas wünschten wir uns auch.

Wie ein kaputter Brutkasten

Monate nach unserem Besuch erzählte mir meine Freundin, dass sich ihr Bruder von der tollsten Frau zwischen Außenalster und Autobahnauffahrt getrennt hatte. Er wollte Kinder, sie nicht. Vielleicht war da noch mehr schiefgegangen, aber so lautete zumindest die offizielle Erklärung, und ich weiß noch, wie sehr mich das beschäftigte.

Es kam mir vor, als hätte er sie ausgewechselt wie einen kaputten Brutkasten. Waren die beiden nicht viel mehr als das? Wie konnte er sich sicher sein, nochmal jemanden zu finden, mit dem er – abgesehen von dieser Unstimmigkeit – so glücklich war? Ich verstand, dass man sich trennte, wenn man miteinander nichts mehr anzufangen wusste, sich langweilte, sich in jemand anderen verliebte, über alles Mögliche stritt. Aber sich zu trennen, obwohl man sich liebt, um vielleicht irgendwann mit einer zu diesem Zeitpunkt x-beliebigen Person eine Familie zu gründen, das ging nicht in meinen Kopf. Tut es eigentlich immer noch nicht.

Meine Freundin erzählte mir damals, wie unglücklich beide über die Trennung waren. Ob er heute glücklicher Familienvater ist? Sie zufrieden ohne Kinder? Oder kam alles doch ganz anders? Vielleicht sollte ich die Schulfreundin, die ich aus den Augen verloren habe, mal wieder anrufen.

Jetzt ist die Generation Y am Zug

Dieses Beispiel zeigt, dass es möglicherweise besser wäre, wenn sich K-Befürworter und K-Abstinenzler am besten gar nicht erst ineinander verliebten. Heißt: Man müsste die Frage früh, sehr früh stellen. Eine Kollegin von mir findet, ab einem bestimmten Alter könnte man das ruhig schon beim zweiten Date klären, was ich mir etwa so vorstelle: „Hey, möchtest du auch ein Bier? Und ein bis zwei Kinder?“ Hat ein bisschen was von Viehmarkt, aber vielleicht habe ich dieses bestimmte Alter, von dem sie sprach, einfach noch nicht erreicht.

Was, wenn man auf die Frage keine Antwort mit Gewähr geben kann? In punkto Nachwuchsplanung ist derzeit die Generation Y am Zug. Deren Vertreter sind nicht eben für ihre Entscheidungsfreude bekannt. Kürzlich erzählte eine Bekannte, dass ihr Freund keine Kinder wolle. Sie auch nicht, nun ja, zumindest momentan. „Aber wer weiß, ob es in fünf Jahren anders ist.“ Und was dann, fragte ich. „Dann würde ich gehen. Das weiß er auch.“ Ich hätte gern noch gewusst, wie die beiden damit zurechtkommen, dass dieses Damoklesschwert über ihrer Beziehung schwebt, aber ich traute mich nicht. Heißes Eisen, wie gesagt. Stattdessen dachte ich an das Hamburger Traumpaar. Sie hatten die K-Frage bis zum Schluss nicht geklärt, was mir mittlerweile sehr romantisch erscheint. Denn vor dem Knall war es schön.

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