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Zischt: Bier.

© dpa

Katja Demirci macht sich locker: Wenn Bier auf Yoga trifft

Auf einer Party passiert der Culture Clash: Mattensitzerin versus Kölschtrinkerin. Ob das gut geht?

Sie schaute mich ratlos an. „Über Yoga? Wieso schreibst du nicht über was anderes?“, fragte sie, und ich wusste schon, was sie damit meinte: etwas Interessantes. Lange hatte ich E. schon nicht mehr gesehen, etwa vier Jahre müssen es gewesen sein. Bis uns eine zauberhafte Tauffeier in einem Kölner Garten mal wieder zusammenbrachte.

Mit hochgezogenen Augenbrauen saß sie dort neben mir auf einer Bierbank und nuckelte an einem Kölsch. „Zum Beispiel“, sagte sie und hielt die braune Flasche ins Sonnenlicht, „über Bier“. Betreten schaute ich in mein Glas Apfelschorle, während E. mich über Aufregendes aus der Welt des Bieres aufklärte.

Ob ich wisse, dass etwa die Farbe der Flasche immer wieder ein Politikum sei? Natürlich wusste ich das nicht. Braun halte mehr Licht ab, sei daher besser für das Naturprodukt Bier (dessen Inhaltsstoffe sich auch nach Abfüllung noch fröhlich weiterverändern können), für dessen Haltbarkeit und schlussendlich also für den Geschmack.

Grüne Flaschen erfüllten diesen Zweck nur halb so gut. Trifft zu viel Licht aufs Bier, kann es zum sogenannten „Lichtgeschmack“ kommen, der scheußlich sein soll. Und doch seien braune Flaschen verpönt, erklärte E. „Wohl weil sie an Bauarbeiterpullen erinnern.“

Et is, wie et is

Verrückt, da waren wir uns einig. Anders als beim Yoga, offensichtlich. Und bei der Wahl des Getränks. Es gibt viele Flüssigkeiten, die ich notgedrungen trinken würde, bevor ich zu Kölsch greife. Dabei komme ich aus der Ecke. Aber: Et is, wie et is – am Ende Geschmackssache.

Mit Erstaunen betrachtete ich daher auch meinen lieben C., der auf der Bank gegenüber saß und lächelnd eine Stange Kölsch in der Hand hielt. Friesisch herb, wie C. ist, liegt bei uns im Kühlschrank gewöhnlich grünflaschiges Jever. Ehrensache, dass ich das nicht nur mittrinke, sondern mich auch stets um die richtige Aussprache bemühe. Jever mit „f“ gesprochen, nicht mit „w“, wie die Stadt in Friesland eben.

Im Lärm einer Berliner Kneipe bestellt, habe ich schon häufiger ein Hefe bekommen – und mit entsprechender Erläuterung zurückgehen lassen. Wenn man sich einmal dafür entschlossen hat, dass einem so was nicht egal ist …

Leuchtturm aus der Reklame

C. drapierte leere Kölschstangen halbmondartig vor sich auf dem Tisch. Entspannt blinzelte er in die Sonne. Vielleicht sehnt er sich nach einer Sanddüne, in die er sich rücklings fallen lassen kann, dachte ich. Ob er das mit den Flaschenfarben wusste? „Mh“, sagte C., und „ach“. Und ob ich denn wiederum wisse, dass nicht mal der berühmte Leuchtturm aus der Reklame in der Nähe von Jever stehe, sondern rund 350 Autobahnkilometer entfernt an der Küste von Schleswig-Holstein.

Kurzum, dass der Wunsch, mehr zu scheinen, als zu sein, längst auch in der Welt des Bieres – ja, vermutlich auch des friesischen – Einzug gehalten habe und grün oder braun dabei doch längst keine Frage mehr sei.

Vor Licht und Wärme schützen

Ich stellte sie trotzdem. Die Brauerei antwortete umfassend. Unter anderem, dass die Flasche, einst entworfen von Jungunternehmer Theodor Fetköter, schon immer grün gewesen sei. Auch wenn Braunglas im direkten Vergleich leichte Vorteile zeige, so habe man sich der Tradition folgend „bewusst für die Beibehaltung der bekannten Farboptik entschieden“.

Vor Licht und Wärme solle Bier geschützt werden, so oder so. Das sei „Bierpflege“. Mir wurde das langsam zu bunt. Wo sitzen die wahren Esoteriker, auf Yogamatten oder am Thresen?

Freundin E. gestand mir, dass sie selbst einmal zum Yoga gegangen sei. „Nix für mich“, sagte sie, und ich mag es kaum glauben. Wir müssen uns nun bald wiedersehen. Zum Bieryoga vielleicht. Kein Witz, das gibt’s. Zwei Flaschen muss sich jeder mitbringen. Farbe? Völlig egal.

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