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Fast wie früher. Nach seiner schweren Krebserkrankung steht Karel Gott wieder auf der Bühne.

© Michal Kamaryt/dpa

Karel Gott feiert Geburtstag auf Sardinien: Die goldene Stimme aus Prag wird 80

Er steht seit mehr als 60 Jahren auf der Bühne, seine Stimme ist einmalig und er hat aktuell einen Youtube-Hit: Karel Gott, der Unverwüstliche.

"Hitparade"-Legende Dieter Thomas Heck begrüßte ihn vor einem halben Jahrhundert als "unser sympathischer Freund aus der Tschechoslowakei": Karel Gott, ein junger Sänger mit weicher Stimme und verführerischem Blick, der in den deutschen Wohnzimmern mit viel Zuneigung aufgenommen wurde. Am Sonntag ist der Künstler 80 Jahre alt geworden.

Seinen Geburtstag feierte der Sänger bereits vor, mit Freunden und anderen Künstlern. Zum eigentlichen Feiertag entschwand er in den Süden. Seine vielen Fans in den sozialen Netzwerken grüßte er aus Sardinien und verriet eine Neuigkeit: Er schreibe an einer neuen Autobiografie. Ein Foto des Laptops enthüllte eine erste Kostprobe, nämlich wie der spätere Sänger in der Schule unsterblich in seine nur wenig ältere Russisch-Lehrerin verliebt gewesen sei...

Dass er überhaupt diesen runden Geburtstag feiern kann, war nicht ausgemacht.

2015 litt Karel Gott an Krebs. Die Ärzte hätten ihm gesagt, noch nach dem medizinischen Stand von vor 15 Jahren wäre er heute tot, berichtete der Sänger gerade der Illustrierten "Stern". "Ich bin also nur hier, weil heute die Technik und die Chemie und die Erfahrungen der Ärzte - auch international - mir mein unglaubliches Überleben ermöglicht haben."

Aktuell hat er einen Youtube-Hit mit seiner Tochter

Aber Karel Gott überlebte nicht nur. Gerade schaffte er mit seiner jungen Tochter Charlotte einen Youtube-Hit. Das auf Tschechisch gesungene Lied "Auch wenn der Stern erlischt" ist ein Vater-Tochter-Duett mit maximaler Gefühlsattacke, das bereits neun Millionen Mal geklickt wurde.

Doch auch dieser Erfolg wird nichts daran ändern, dass mit dem Namen Karel Gott in Deutschland die meisten Menschen die "Biene Maja" verbinden. Das Lied ist ein Ohrenschmeichler, den Karel Gott in nur einer halben Stunde in München einsang. Doch seine Karriere brachte viel mehr Erfolge und hat auch viele Facetten, die ihn als eine der großen und schillernden Figuren des Showgeschäfts zeigen.

Da war der Kommunarde Fritz Teufel, der vor Gericht regelmäßig "bei Karel Gott" schwor. Da war Sowjetführer Leonid Breschnew, der sich im Kalten Krieg persönlich bei den kommunistischen Genossen in Prag für ihn einsetzte. Für das "Time Magazine" war er nicht weniger als der "Sinatra des Ostens", bekannt war er bei vielen als die "goldene Stimme aus Prag".

Und da ist nicht nur die Geschichte über seine Russisch-Lehrerin - da sind ganze Legenden über sein Liebesleben. Dass er 3000 Frauen gehabt habe, nannte Karel Gott zwar mal "Blödsinn" - aber "sehr viele" seien es schon gewesen. Zwei uneheliche erwachsene Töchter hat der Sänger, aus seiner 2008 geschlossenen ersten Ehe mit der 37 Jahre jüngeren Ivana hat er zwei weitere.

Der am 14. Juli 1939 in Pilsen geborene und in Prag aufgewachsene Karel Gott ist gelernter Elektriker. Parallel zu seiner Ausbildung nahm er aber an Gesangwettbewerben teil. Die Jury habe ihn regelmäßig zerrissen, das Publikum seine Tenorstimme aber geliebt, erinnerte er sich später.

Der erste singende Kommunist in Las Vegas

Als noch unbekannter Sänger bekam er 1967 ein Gastspiel in Las Vegas. In der Spielerstadt trat er ein gutes halbes Jahr lang nahezu jeden Abend auf. Als "der erste singende Kommunist in Las Vegas" sei er die Attraktion gewesen.

Den Spagat zwischen Kommunismus und Kapitalismus absolvierte Karel Gott dabei geschmeidig. 1968 vertrat er Österreich mit dem von Udo Jürgens geschriebenen Lied "Tausend Fenster" beim Grand Prix d'Eurovsion und brachte das Album "Die Goldene Stimme aus Prag" an die Spitze der Albumcharts der Bundesrepublik. Fast zwei Jahre lang blieb die Schallplatte unter den meistverkauften deutschen Alben.

Karel Gott genoss im Ostblock Privilegien wie kaum ein Zweiter. Doch er äußerte sich dafür nie kritisch über die Regierung. Er unterschrieb zudem die sogenannte Anticharta, ein Regierungsmanifest gegen die Charta 77, mit der Künstler und Intellektuelle gegen die Menschenrechtsverletzungen in der Tschechoslowakei protestierten.

"Was nutzt ein Künstler, der nicht auftreten darf?", begründete er seine unkritische Haltung, die ihm heute noch in seiner Heimat immer wieder vorgeworfen wird. Aber auch dort überwiegt der Stolz auf den Sänger: Karel Gott gewann bereits 41 Mal die Goldene Nachtigall, den tschechischen Publikumspreis für Gesang. (Tsp/AFP/dpa)

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