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Dieses 17-jährige Tigerweibchen kam am 03.03.22 gemeinsam mit sechs Löwen und fünf weiteren Tigern aus einem Tierheim für misshandelte Tiere in der Nähe von Kiew in Polen an.

© AFP

In Sicherheit vor russischen Bomben: Löwen und Tiger aus Ukraine nach Polen evakuiert

Hund, Katze, Löwe: Auch Haus- und Zootiere werden zu Opfern im Ukrainekrieg. Viele Menschen versuchen, mit ihren Vierbeinern zu fliehen.

Der Hund ist der beste Freund des Menschen, heißt es. Für andere sind es Katzen, Kaninchen oder Vögel. So verwundert es auch nicht, dass seit Kriegsbeginn in der Ukraine viele Menschen versuchen, mit ihren geliebten Haustieren zu flüchten.

„Der russische Angriffskrieg bringt Leid für Menschen, aber auch für Tiere. Uns ist bewusst, dass die humanitäre Hilfe höchste Priorität hat, aber wir appellieren an die Bundesregierung und alle Beteiligten, das Leid der Tiere dabei nicht zu vergessen“, sagte Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes.

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Gemeinsam mit dem Bundesverband Gemeinschaft Deutscher Tierrettungsdienste arbeite der Deutsche Tierschutzbund gerade daran, mögliche Versorgungsstationen für Tiere an den Grenzübergängen einzurichten. Zudem wolle man gemeinsam mit Partnertierschutzvereinen in der Ukraine und Rumänien Haustierrettungen ermöglichen.

4.000 Zootiere mitten im Krieg in Kiew

Im Zoo von Kiew harren trotz der Kriegswirren derzeit noch Zoodirektor Kirill Trantin und sein Team aus, um die Tiere weiter zu versorgen. Seit dem Einmarsch Russlands leben sie auf dem Zoogelände, wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Der Tierpark Berlin teilte am Samstag auf seiner Homepage mit, dass die Kollegen in der Ukraine ihr Bestes tun würden in dieser Ausnahmesituation.

Alpakas im Zoo von Kiew am 03.03.22.
Alpakas im Zoo von Kiew am 03.03.22.

© REUTERS

„Tagsüber arbeiten wir bei den Tieren, aber nachts müssen wir vor den Angriffen in Deckung gehen“, sagte Trantin. Für die Tiere sei die Situation sehr stressig, eine paar Vögel hätten sich verletzt, weil sie gegen die Scheiben geflattert waren. „Wir versuchen die Tiere zu beschäftigen und ihnen zeitweise die Möglichkeit zu geben, sich an der frischen Luft zu bewegen“, so Trantin aus Kiew. Alle Mitarbeiter und Tiere seien gesund und am Leben.

Zoodirektor Kirill Trantin füttert einen 17-jährigen Elefanten.
Zoodirektor Kirill Trantin füttert einen 17-jährigen Elefanten.

© REUTERS

200 Arten und fast 4.000 Tiere leben in dem Zoo. Das seien zu viele für eine Evakuierung. Und inmitten des Krieges kommt sogar noch Nachwuchs: Wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko am Freitag per Videobotschaft berichtete, sei ein Lemurenbaby zur Welt gekommen. Der kleine Affe sei nach der von der ukrainischen Armee eingesetzten türkischen Kampfdrohne Bayraktar (Fahnenträger) benannt worden.

Löwen und Tiger aus der Ukraine in Sicherheit gebracht

Aus einem Schutzzentrum für alte und misshandelte Tiere in einem Ort nahe der Hauptstadt Kiew wurden vergangene Woche sechs Löwen und sechs Tiger in den Zoo der westpolnischen Stadt Posen gebracht, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. Nach einer zweitägigen Odyssee seien die Raubtiere in ihrer neuen Bleibe eingetroffen, sagte Zoosprecherin Malgorzata Chodyla.

Alle Mitarbeiter, darunter Zoodirektor Kirill Trantin, und alle Tiere im Zoo von Kiew sind gesund und am Leben.
Alle Mitarbeiter, darunter Zoodirektor Kirill Trantin, und alle Tiere im Zoo von Kiew sind gesund und am Leben.

© REUTERS

Ein ukrainischer Lastwagen mit den zwölf Großkatzen sowie zwei Wildkatzen und einem Wildhund hatte demnach fast tausend Kilometer bis zur polnischen Grenze zurücklegen müssen. Dabei musste er wegen russischer Bombardements die Region Chytomyr meiden, schilderte Chodyla.

Einmal hatte der Lastwagen die Nacht über stehen bleiben müssen, weil er sich russischen Panzern gegenübergesehen habe. Der Fahrer habe sich dabei unter das Fahrzeug gelegt, schilderte die Zoo-Sprecherin. Weil das Transportteam nicht gewusst habe, wie es die wilden Tiere füttern kann, sei eigens die Betreiberin des Schutzzentrums, Natalia Popowa, zu ihnen gekommen.

Ein Mitarbeiter des Zoos von Posen kontrolliert die Tiere, die aus einem Tierheim östlich von Kiew nach Polen gebracht wurden.
Ein Mitarbeiter des Zoos von Posen kontrolliert die Tiere, die aus einem Tierheim östlich von Kiew nach Polen gebracht wurden.

© via REUTERS

70 weitere Tiere noch im Schutzzentrum in Ukraine

An der polnischen Grenze wurden die Raubtiere in einen polnischen Lastwagen umgeladen und nach Posen gebracht. Der ukrainische Lkw-Fahrer sei derweil umgehend wieder aufgebrochen, um zu seinen Kindern in der Ukraine zurückzukehren.

Auch Popowa fuhr wieder heim, um sich um etwa 70 weitere Tiere in ihrem Schutzzentrum zu kümmern, darunter einige frühere Zirkustiere. Ihre Futtervorräte gingen allerdings bereits zuneige.

Als der Laster mit den Tieren aus der Ukraine ankommt, teilt der Zoo Posen auf Instagram mit: "Wir haben es geschafft! Alle Tiere sind am Leben!"
Als der Laster mit den Tieren aus der Ukraine ankommt, teilt der Zoo Posen auf Instagram mit: "Wir haben es geschafft! Alle Tiere sind am Leben!"

© via REUTERS

Der Zoo in Posen will die Raubtiere nur vorübergehend aufnehmen. Die an der Koordinierung der Rettungsaktion beteiligte Zoo-Direktorin Ewa Zgrabczynska sagte, sie stehe bereits in Kontakt mit mehreren westlichen Tierschutzorganisationen, die sich um die Tiere kümmern wollten. Außerdem habe sie einen Spendenaufruf gestartet, weil sich die Stadt Posen als Betreiberin des Zoos den Unterhalt der aus der Ukraine geretteten Tiere nicht leisten könne.

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Einreise mit Heimtieren

Wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vor einer Woche mitteilte, hatte die EU-Kommission die EU-Mitgliedstaaten gebeten, die Einreise von Heimtieren, die in Begleitung ihrer Halter in die EU einreisen wollen, vorübergehend zu erleichtern. Die Mitgliedstaaten, darunter auch Deutschland, seien dieser Bitte nachgekommen.

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Tierhalter können mir ihren Heimtieren somit bis auf Weiteres aus der Ukraine nach Deutschland einreisen, ohne vorab eine Genehmigung beantragen zu müssen. Informationen zur Einreise liegen bereits auf Englisch, Ukrainisch und Russisch vor.

Die Tierhalter werden zudem um besondere Hygienemaßnahmen gebeten. Allerdings werde insgesamt „davon ausgegangen, dass das Risiko einer Tollwuteinschleppung durch Hunde und Katzen im Zuge der zu erwartenden Flüchtlingswellen gering ist“, so das BMEL. (mit AFP/dpa)

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