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Flussromantik. Das Pentahotel Köpenick liegt ruhig am Ufer der Dahme, gegenüber vom Schloss Köpenick.

© imago/Schöning

In fremden Federn: Erst zocken, dann schlafen

IWie ein Raumschiff parkt das Pentahotel am Ufer der Dahme. Draußen toben Stockenten, drinnen die Fans von "Streetfighter". Wo? In Köpenick, der andere Ort neben Berlin.

Das Ganze ist eher was für die junge Generation. Das merkt man nicht nur an den den gewaltigen Diskokugeln über der Rezeption, sondern auch an den mannshohen Spielkonsolen in den Zimmern. Wie ein Raumschiff parkt das Pentahotel, moderner Stahlbeton, am Ufer der Dahme. Direkt gegenüber vom Köpenicker Schloss. Draußen nicken Männer mit grauen Schnauzbärten gemütlich mit den Köpfen.

Gleich hinter dem Hotel könnte, wer 318 000 Euro übrig hat, eine gebrauchte Jacht kaufen. Mit Moët in der Hand bisschen die Dahme unsicher machen. Alle anderen nehmen die Brücke übers Wasser in Richtung Schloss.

Im Park nebenan: Stockenten, die dafür, dass sie nicht gefüttert werden dürfen, doch arg zutraulich sind. Bleibt nur die Flucht auf einen Baum am Wasser. Von oben im Geäst sieht man zwischen Klinkerhäusern die Trambahnen ihre Kreise ziehen wie in einer Eisenbahnlandschaft. Kleine bunte Plastikmenschen in Plastikhäusern – Modelldeutschland, Ostversion.

Im Rathaus, Klinkerhogwarts, putzt schon der Putzmann. Der Pförtner lässt einen trotzdem in den Tresorraum, aus dem Wilhelm Voigt vor mehr als einem Jahrhundert als Hauptmann von Köpenick die Stadtkasse klaute. Die Geschichte erzählen heute ein paar Wandtafeln, dazwischen, in einem Glaskasten, die Uniform des Hauptmanns und die alte Kassenschatulle. „Bitte nicht berühren“, sagt ein Schild, das Gesicht Voigts daneben eher so: „Gönn dir.“

Noch kurz den riesigen Arcade-Automaten anwerfen

Im Ratskeller darunter dudelt Lounge-Jazz, und am Tisch in der Ecke unterhalten sich zwei grauhaarige Männer in Karohemden darüber, wie wichtig Jazz für ihr Leben ist. Auf der Karte stehen Hackepeter und Haxe, „Leibgericht des Wilhelm Voigt“.

Draußen ist es Nacht, nur die Trambahnen drehen ihre Runden. Ansonsten ist Köpenick: geschlossen.

Im „Mutter Lustig“, einem Pavillon am Wasser, brennt noch Licht. Drin schwoft eine Hochzeitsgesellschaft zu „Amarillo“ – bis zehn, dann wird runtergedreht. Und während hinter einem das Wasser plätschert, vergisst man, dass das alles hier nur eine Stunde vom Hauptbahnhof entfernt liegt.

Zurück im Hotelzimmer. Kurz den riesigen Arcade-Automaten anwerfen, der wie Gegengift zum Modellbauflair hier in der Ecke steht. Nach zwei verlorenen Runden „Streetfighter“ noch auf ein Bier an den Automaten auf dem Gang. Dann einschlafen, zum entspannten Lounge-Jazz des Bestellprogramms für Erotikfilme.

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