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Im Restaurant hängt eine Zebra-Skulptur von der Decke.

© Mario Drescher/AccorHotels

In fremden Federn: Der Zoo ist miteingezogen

Kupferne Tische, petrolgrüne Sessel: Das Hotel „Schweizerhof“ wurde renoviert. Und aus dem Zimmer blickt man auf die Gehege.

Das Scheinwerferlicht strahlt woanders: am Bikini-Haus, beim Zoo-Palast. Ein paar Hundert Meter die Budapester Straße runter, weit hinterm Aquarium, geht es gemächlich zu. Vereinzelte Touristen ziehen ihre Koffer in die Hotels oder ziehen von dort zu den Sehenswürdigkeiten. Ein Grünstreifen verengt die Straße. Es ist ein Durchgangsort, der Hinterhof der Budapester. An dieser Stelle sucht die Straße noch ihre Form.

Vielleicht helfen feste Normen. Die Drehtür zur Ausstellung des DIN-Hauses, Budapester Straße 31, piepst. Dahinter wartet die 100-jährige Geschichte des Deutschen Instituts für Normung. Eine Zahnbürste und ein Kugelschreiber stehen im Regal. Der Griff der Zahnbürste muss 75 000 Mal Putzen standhalten, mindestens. Und ein Kuli muss 300 Meter Text schreiben können. Form schafft Verlässlichkeit.

Vielleicht hilft auch ein neuer Anstrich. Das Hotel „Schweizerhof“ nebenan wurde renoviert. Kupferne Tische und Barlampen glänzen den Gästen in der Lobby entgegen, petrolgrüne Sessel leuchten im Kontrast. Schwarz-weiße Streifen überziehen den Boden, und im Restaurant hängt eine Zebra-Skulptur von der Decke. Der Zoo ist hier miteingezogen. Aus dem Zimmer mit Blick auf die Gehege ist ein trottender Steinbock zu erspähen. Wenn vor dem Aquarium zu viele Besucher warten, dann lieber in Berlins größten Hotelpool springen.

In der Hilton-Kolonnade stehen viele Läden leer

Vielleicht hilft es, sich zu erinnern. An eine Zeit, in der alles hier noch eine Form hatte. Auf der Straßenseite gegenüber dem Hotel zeugen schwarz-golden gerahmte Schaufenster vom einstigen Glanz. Herr und Frau Cozea schließen nach Feierabend ihr Rumänien-Reisebüro zu. „Die Budapester hat Geschichte“, sagt er, „sie war mal ein Korso!“ Trotzdem stehen in der Ladenzeile aus den 50er Jahren viele Geschäfte leer. „Zu uns kommen die Kunden, die Beratung wollen, nicht nur Bilder im Internet“, sagt sie. Weil das nahe Hotel „Intercontinental“ mal „Hilton“ hieß, heißen die Läden hier Hilton-Kolonnade. Entworfen haben die Ladenzeile dieselben Architekten wie die des Zentrums am Zoo: Paul Schwebes und Hans Schoszberger. Aber wer erinnert sich schon noch daran? Liebe bekommt nur die große Schwester, das Bikini-Haus.

Vielleicht hilft Ouzo. Schnaps in kleinen Gläsern landet verlässlich auf den blauen Tischdecken beim Griechen „Ach, Niko, Ach“. Der Kellner lacht und winkt ab. Den schreibt er nicht auf, den kriegt jeder. Die Pommes sind so lang wie eine Hand, die Frühlingssonne durchleuchtet die Gläser und wirft Schatten. Eine schöne Form.

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