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Mitten im Zentrum einer Weltstadt: das Meininger am Senefelderplatz.

© imago/Sven Lambert

Hotelkolumne: In fremden Federn: Fast wie in New York

Amerikaner beim Check-in, edle Läden in der Nachbarschaft: Im Meininger am Senefelderplatz fühlt man sich ein bisschen wie auf der 5th Avenue.

Ein bisschen was vom Flatiron Building hat es ja, das Meininger Hotel. Gut, es grenzt nicht ganz an die 5th Avenue, aber genau wie sein New Yorker Pendant ist das Haus etliche Stockwerke hoch, ziemlich schmal und steht an einer Straßengabelung im Zentrum einer Weltstadt.

Wenn man also an einem Samstagnachmittag, aus Mitte kommend, die Schönhauser Allee hochläuft und sich – nach anderthalb Reisebussen voller Amerikaner beim Check-in – im Meininger einquartiert, kann man schon das Gefühl bekommen, in New York zu sein. „Berlin, so nice, ja, Paris gestern war auch great, mal schauen, wie Rom wird, the day after tomorrow.“

1999 wurde die Hotelkette, die eigentlich eher eine Hostelkette ist, in der Meininger Straße in Schöneberg gegründet. Ein Bett im kleinen Schlafsaal ist immer frei, das normale Doppelzimmer eher schlicht, hier findet sich nichts Überflüssiges. In der Ecke steht der wohl kleinste Schreibtisch der Welt, an der Wand hängt ein Schwarz-Weiß-Foto der Berliner Skyline. Stammt von Ikea, vermutlich – aber immer noch schicker als der Blick vom Balkon auf den Hinterhof.

Einen Gin Tonic, oder doch eher einen Manhattan

Also raus, die Allee entlang, am Jüdischen Friedhof vorbei, an den Hochbahn-Gleisen, hat auch schon etwas von Brooklyn. Ein Stopp an der Kulturbrauerei, Kino wäre ganz schön, leider läuft am Nachmittag grad nichts, es ist nur Flohmarkt. Viele Väter mit leeren Kinderwägen, viele Kinder mit Mamas an der Hand.

Schwenk rüber nach Osten, Kollwitzkiez. Über die Gentrifizierung kann man motzen, ist aber ganz hübsch hier. Die Cafés und Läden heißen Chutnify, Anna Blume oder Sowohl Als Auch. Sowohl der Wochenmarkt als auch die Namen der Läden sind hier etwas edler als in vielen anderen Ecken von Berlin. Der Wind aber pfeift hier genauso kalt durch die Straßen wie überall sonst. Wie der Akkordeonspieler am Kollwitzplatz seine Finger noch spürt, bleibt bis auf Weiteres ein Rätsel.

Vor der Kälte flüchtet es sich am besten in eine der Bars in der Kastanienallee. Dort hockt man dann neben einem mittelbekannten deutschen Filmschauspieler. Irgendeiner sitzt immer hier, hat schon ein paar Gin Tonics intus und bestellt gerade den nächsten.

Vielleicht gar keine doofe Idee. Wer weiß schon, wie laut die Zimmernachbarn von jenseits des Atlantiks nachher im Hotel sind ... Also: Noch einen Gin Tonic, bitte. Oder Moment, vielleicht doch eher einen Manhattan!

Matthias Kirsch

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