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Etwas zurückgeben. Jaber Zaher Aldeen beim „Welcome Festival“.

© privat

Geflüchtete und Arbeit: Ein Kindheitstraum wird wahr

Jaber Zaher Aldeen aus Damaskus hat es geschafft:  Ein Praktikum bei der Allianz war der Türöffner. Eine Erfolgsgeschichte.

„Andere Länder, andere Sitten“, sagt man hier in Deutschland – aber es ist sehr schwer für geflüchtete Menschen, sich an die Lebensstile, Traditionen und Bräuche der neuen Länder anzupassen. Es ist, als ob sie wieder Babys wären. Einige Leute jedoch werden mit der Fähigkeit geboren, sich an Veränderungen schnell anzupassen und ihre Chancen zu ergreifen. Ein gutes Beispiel dafür ist Jaber Zaher Aldeen, ein syrischer Neuankömmling.

Jaber hat Versicherungs- und Bankwissenschaft an der Universität Damaskus studiert und sein Studium vor dem Krieg abgeschlossen. Dann floh er aus Syrien in den Libanon, wo er als Buchhalter in einer großen Firma arbeitete. Dort sah er keine Perspektive für sich, und so fasste Jaber – der von klein an ein großer Fan des FC Bayern war – den Entschluss, die schwierige Ausreise nach Deutschland zu wagen.

Nach dem Praktikum ein befristeter Job

„Als ich im März 2015 in Deutschland ankam, hatte ich das Gefühl, ein Kindheitstraum wird wahr“, erzählt Jaber. Nach dem Abschluss seiner Deutschkurse bewarb Jaber sich um ein dreimonatiges Praktikum bei der Allianz, das er im August 2016 begann. Er lernte so schnell und machte seine Arbeit so gut, dass seine Vorgesetzten beeindruckt waren und ihm nach seinem Praktikum einen befristeten Job anboten. Dieser Job versetzte Jaber zum ersten Mal hier in Deutschland in die Lage, finanziell unabhängig zu sein.

„Es war eine große Chance für mich, in einer so großen Firma zu arbeiten“, erklärt Jaber. „Auf diese Weise konnte ich Berufserfahrungen sammeln und gleichzeitig meine Konversationskenntnisse in der deutschen Sprache verbessern.“

Ehrenamtliches Engagement neben der Arbeit

Neben seiner Arbeit engagierte sich Jaber auch in der ehrenamtlichen „Allianzhilfegruppe“, einer Gruppe von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die Spenden sammeln und gemeinnützige Aktivitäten für die Neuankömmlinge organisieren. Unter anderem war er an der Organisation des „Welcome Festivals“ auf dem Tempelhofer Feld im September 2016 beteiligt. „Ich wollte etwas zurückgeben“, sagt er. „Hier in Deutschland ist es unsere Verantwortung, zusammen mit den Deutschen den anderen Geflüchteten den Weg zu erleichtern, damit sie sich willkommen fühlen.“

Allianz-Mitarbeiterin Astrid Wittlich, eine Kollegin von Jaber und selbst Mitglied der Allianzhilfegruppe, berichtet von der Zusammenarbeit: „Jaber war als Dolmetscher für unsere Arbeit oft im Einsatz und eine große Hilfe. Ich habe oft vergessen, dass Deutsch nicht seine Muttersprache ist.“ Zusammen organisierten sie multikulturelle Ausflüge und Veranstaltungen mit anderen Mitgliedern der Allianzhilfegruppe und Neuankömmlingen aus Syrien, Iran und Irak.

Ein multinationales Team

Von Anfang an war Jaber begeistert von dem Team, das er als „multinational, multikulturell und multigenerational“ bezeichnet. Er lernte dadurch, mit Menschen zu kommunizieren, die ganz anders sind als er. Dass Jaber so offen und optimistisch an alles herangegangen sei, habe es allen leicht gemacht, sagt Holger Bergmann, ein anderer Kollege und Freund von Jaber, ebenfalls Mitglied der Allianzhilfegruppe. Und besonders toll findet Holger Bergmann,dass Jaber FC-Bayern-Fan ist. „Das hat uns sehr überrascht.“

Als ein Teil seines Traums, sich hier in Deutschland niederzulassen, bewarb sich Jaber an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) um einen Master-Studienplatz. Im April hat er damit begonnen, an der HTW Finanzdienstleistungen und Risikomanagement zu studieren. Vielleicht wird er während seines Studiums in Teilzeit für die Allianz arbeiten, bis er seinen Master beendet hat. „Nichts ist unmöglich“, sagt Jaber zuversichtlich. „Viele Leute geben einfach zu leicht auf.“

Wer des Feuers bedarf

Es ist inspirierend, wenn wir die Erfolgsgeschichten anderer Leute hören. Sie helfen uns dabei weiterzugehen und unsere Träume weiter zu verfolgen, komme was wolle, wie hart es auch immer erscheinen mag. Wenn du nach etwas strebst, musst du hart arbeiten, oder wie das deutsche Sprichwort sagt: „Wer des Feuers bedarf, sucht es in der Asche.“ Das Wichtigste ist, an sich selbst zu glauben und zu wissen, was man wirklich will. Und wenn es nicht sofort klappt, dann hat auch das einen Nutzen – denn wenigstens hat man Erfahrungen gesammelt. Jabers Geschichte könnte die Geschichte von jedem von uns sein.

Der Autor ist 30 Jahre alt. Er hat in Syrien Englische Literatur studiert und in Kuwait als Lehrer gearbeitet. Jetzt lernt er Deutsch in der Freien Universität Berlin und hat sich um einen Master-Studienplatz „English Studies“ beworben. Der Artikel entstand im Rahmen des Projekts #jetztschreibenwir von Tagesspiegel und Friedrich-Naumann-Stiftung. Mehr Beiträge von Exiljournalisten finden Sie auf unserer Themenseite.

Mazen Abo-Ismail

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