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Belantis bei Leipzig. Der Eintritt kostet ab 34 Euro für Erwachsene. Von der Innenstadt braucht man mit dem Rad ca. 40 Minuten.

© Eric Kemnitz / www.SK-PICTURE.com

Fünf Ausflüge ins Vergnügen: In diesen Freizeitparks kribbelt’s am meisten

Big Thunder Mountain, Cobra des Amun Ra, Secrets of the Black Forest: Vergnügungsparks erfinden immer neue Attraktionen.

Belantis: Ein Tag wie im Drachenflug

Die kleine schwitzige Hand packt fest die große. In aufgerissenen Kinderaugen flackert Freude, Angst und der Widerschein der künstlichen Fackeln, die die pseudoägyptische Tempelanlage erhellen. Gepolsterte Bügel drücken in den Bauch. Das Herz wummert. Ein Ruck, ein Krachen. Dann rollen die Waggons. Kein Zurück. Es ist die erste Achterbahnfahrt im Leben der Sechsjährigen.

Ein Besuch im Freizeitpark Belantis (belantis.de) bietet reichlich Gelegenheit, über Kindererziehung nachzudenken. Im Alltag geht es dabei ja vor allem darum, den Anvertrauten beizubringen, dass man Bitte und Danke sagt und was der Unterschied zwischen einem Ärmel und einer Serviette ist. Im Kern aber ist Erziehung die Anleitung, einmal ein selbstständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen.

Eins der größten Hindernisse dabei? Angst! In Zeiten, in denen selbst Zehnjährige nur unter Aufsicht auf dem Spielplatz toben dürfen, während die Millennials sich in Safe Spaces verstecken, gibt es für Eltern kaum etwas Wichtigeres, als vorzuleben, dass man Ängste nur besiegt, indem man sich ihnen stellt. Das Leben ist schließlich auch eine Achterbahn.

Auch Vierjährige kommen auf ihre Kosten

Einige durchkreischte Steilkurven später rollt die „Cobra des Amun Ra“ wieder in den Bahnhof. Stolzes Grinsen. Nochmal, Papa!

Während andere Parks sich mit Harakiri-Attraktionen überbieten, hat man im 2003 eröffneten Belantis, zwölf Kilometer südlich von Leipzig, dezidiert Familien mit kleinen Kindern im Blick. Das heißt nicht, dass auf den 27 Hektar des ehemaligen Braunkohletagebaus Zwenkau nur harmlose Rutschpartien und Buddelplätze zu finden sind. Der „Huracan“ zum Beispiel ist eine irre Korkenzieher-Horrorfahrt. 32-Meter-Absturz inklusive. Der Großteil der mehr als 60 Attraktionen, die in acht Themenwelten um einen See herum angesiedelt sind, kann allerdings schon von einem metergroßen Vierjährigen genutzt werden – ohne dass die Begleitung sich auf der „Gletscher-Rutsche“ oder der „Santa Maria“-Schaukel langweilt.

Dazu gibt es ein großes Angebot an liebevoll gemachten Mitmachshows, bei denen Kinder Piratenschätze heben oder Indianerprüfungen absolvieren können. Das Essensangebot beschränkt sich auf das übliche Fastfood, doch wer vorsorgt, darf auf den grünen Picknickplätzen gerne seine Stullen auspacken. Während man kaut, nutzt man die Pyramiden, Statuen sowie den Blick aufs Völkerschlachtdenkmal in der Ferne, um dem Nachwuchs ein bisschen historische Allgemeinbildung zu vermitteln.

So rast der Tag vorbei wie der „Drachenflug“, die zweite Familienachterbahn. Eine Fahrt geht noch, bevor der selbst an wenig besuchten Wochentagen komplett überfüllte Shuttlebus zurück in die Stadt erwischt werden will. Die Bügel schließen sich. Die Augen leuchten. Hand halten? Nö, ich kann das jetzt ohne, Papa. Erziehen, lehrt das Belantis, heißt auch: Loslassen. Moritz HonertTivoli: Wo die Königin Kind sein durfte

Tivoli. Der Nostalgie-Park im Zentrum der dänischen Hauptstadt Kopenhagen öffnet seine Pforten ab 47 Euro. Es gibt viele kostenpflichtige Upgrades.
Tivoli. Der Nostalgie-Park im Zentrum der dänischen Hauptstadt Kopenhagen öffnet seine Pforten ab 47 Euro. Es gibt viele kostenpflichtige Upgrades.

© Martin Fjord

Als Königin Margrethe von Dänemark, heute 79 Jahre alt, ein Mädchen war, besuchte sie wie viele dänische Kinder vor und nach ihr den Tivoli (tivoligardens.com) mitten in Kopenhagen. Man ließ die „Rutschebanen“, eine bis heute bestehende Holzachterbahn, für sie absperren. Die kleine Prinzessin sollte ungestört fahren können. „Ich habe Fotos von damals gesehen“, erzählt Torben Plank vom Tivoli. „Alleine fahren macht offenbar nicht so viel Spaß.“ Wobei – so richtig allein ist man da ja nie. Vorne fährt immer ein Bremser mit, wie schon 1914, als die „Rutschebanen“ in Betrieb ging.

Im Tivoli stellt sich oft das Gefühl einer Zeitreise ein. Die Anlage, nicht viel größer übrigens als der Alexanderplatz, wurde bereits 1843 eröffnet und ist längst dänisches Kulturgut. Poul Henningsen, der berühmte Designer, war hier in den 40er Jahren Chefarchitekt, bevor er seinen Klassiker, die „Artichoke“-Lampe entwarf. Seine spiralförmigen Tivoli-Leuchten stehen noch immer am Ufer des kleinen Sees.

Drüben, im 145 Jahre alten Pantomime-Freilufttheater, gibt es Amüsement wie früher. Also ganz früher: Zu Operettenmusik stolpern ein Harlekin und ein weißgesichtiger Pierrot über die Bühne, was im 19. Jahrhundert deutlich mehr Gelächter ausgelöst haben dürfte als heute. „Die Älteren wollen den Tivoli gern so, wie sie ihn aus ihrer Kindheit kennen“, erklärt Torben Plank. „Aber damit kann man die Jüngeren nicht begeistern.“

Mit 100 Stundenkilometern durch die Luft geschleudert

Darum versuchen sie im Freizeitpark, der zwischen Rathausplatz und Hauptbahnhof liegt, einen Spagat: Commedia dell’Arte – okay. Dafür aber Pop auf der großen Openair-Bühne, diesen Sommer etwa mit R&B-Sängerin Lauryn Hill.

Abseits der „Rutschebanen“ lauern die „Dæmonen“. Der schlimmste sei ja die Unruhe, lehrte der Schriftsteller Berthold Auerbach. Drei Loopings inklusive Virtual-Reality-Option später ist man geneigt, ihm zu glauben – und hibbelt doch weiter zum „Vertigo“, wo Fahrgäste mit bis zu 100 Stundenkilometern in einem senkrechten 360-Grad-Zirkel durch die Luft geschleudert werden, wodurch sich der eigene Körper fünf Mal schwerer anfühlen soll. Ob Margrethe daran Freude hätte?

Wer keine Mutproben braucht, kann im Tivoli einfach lustwandeln. Das machen viele Kopenhagener so. Sie kommen mit Picknickkörben und bleiben den ganzen Tag. Lauschige Plätze dafür findet man auf den Wiesen neben dem Wasserspiel oder am kleinen See unter den Kirschbäumen, wo das menschliche Kreischen aus dem „Dæmonen“ ganz fern scheint. Angie Pohlers

Movie Park: Schon gefrühstückt?

Movie Park. In Bottrop kann man sich ab 49 Euro pro Tag in den Wilden Westen schießen. Die Preise variieren je nach Saison und Kurzfristigkeit der Buchung.
Movie Park. In Bottrop kann man sich ab 49 Euro pro Tag in den Wilden Westen schießen. Die Preise variieren je nach Saison und Kurzfristigkeit der Buchung.

© JPS-Pictures

Was für ein Anfängerfehler! Mit 15, 16 Jahren waren einem nasse Hose und Pulli noch egal, oder wenigstens wollte man sich nicht anmerken lassen, wenn man friert. Als ob sich irgendein Mädchen dadurch beeindrucken ließe. Aber jetzt, 15 Jahre später, ist das einfach nur unnötig. Nie, nie, niemals als erstes Fahrgeschäft am Morgen die Wildwasserbahn!

Nur: Die sind doch eigentlich so ein guter Einstieg in den Tag. Wenn man gerade erst gefrühstückt hat und keinen Bedarf, sich mit Zuckerwatte und Chiliburger den Magen zu verkleben. Und weil man eben gerade erst gefrühstückt hat, und tunlichst vermeiden möchte, selbiges nach der dritten Doppelschraube auf der Achterbahn wieder loszuwerden. Als man zuletzt als Jugendlicher hier war, hieß der Park noch „Warner Bros. Movie World“ und die Wasserbahn „Unendliche Geschichte“. Damals war jedes Fahrgeschäft nach irgendeinem berühmten Film benannt. Der Park heißt mittlerweile „Movie Park“ (movieparkgermany.de) und das Fahrgeschäft „Excalibur – Secrets of the Black Forest“. Nass wird man trotzdem.

Der Park in Bottrop-Kirchhellen ist gedacht für Filmfans. Das war schon die Idee von Warner, im Movie Park sind viele Fahrgeschäfte erhalten, nur die Namen und Geschichten dahinter sind oft nicht mehr so glamourös. Wo einst Batman im gleichnamigen Flugsimulator Jagd auf den Pinguin machte, fliegt man heute mit John Cleese im „Time Bandit“ in die Vergangenheit. Leider auch technisch, jedenfalls, was die Videoeffekte angeht. Aus der Holzachterbahn „Wild Wild West“ wurde „Bandit“, aber wenn man einmal drin sitzt, ist das auch egal.

Aus 60 Metern Höhe in freiem Fall nach unten rasen

Punkt 12 beginnt die Stuntshow. „Crazy Cops New York“ heißt die, hieß früher „Police Academy“, nach der Klamauk-Filmreihe aus den 80er Jahren: Unfähige Gesetzeshüter verzweifeln an fiesen Ganoven. Schöner scheitern – die Stuntmen wissen, wie man Auto fährt. Notfalls auch auf zwei Rädern, oder sie nehmen gleich das Motorrad und springen über diverse Rampen. Man denkt kurz an Klimabilanz und Spritpreise. War als Jugendlicher unbeschwerter. Immerhin sind die Klamotten wieder halbwegs trocken.

Danach ist dann auch Zeit für einen Hotdog. Stärkung, denn der Park ist groß genug, um sich darin einen vollen Tag auszutoben. Zumal man – besonders in den Ferien – einige Zeit in Warteschlangen verbringt. Wenn am Nachmittag die Park-Parade mit wummernden Boxen und einem tanzenden Sponge-Bob durch die Straßen zieht, freut das die Kinder und stresst den Gesichtern nach die Erwachsenen. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt für die besonders beliebten Fahrgeschäfte wie den „High Fall“, bei dem man aus 60 Metern Höhe in praktisch freiem Fall nach unten rast.

Allerdings ist die letzte Mahlzeit nicht lange her. Vielleicht lieber doch nicht? Diese Ausrede hat schon vor 15 Jahren gut funktioniert. Christian Vooren

Europapark: Klar machen zum Entern

Europapark. Der nächstgelegene Bahnhof ist Ringsheim, von wo es einen Bustransfer nach Rust gibt. Der Eintritt zur Schwarzwald-Action liegt für Erwachsene aktuell bei 52 Euro.
Europapark. Der nächstgelegene Bahnhof ist Ringsheim, von wo es einen Bustransfer nach Rust gibt. Der Eintritt zur Schwarzwald-Action liegt für Erwachsene aktuell bei 52 Euro.

© imago/Kickner

Die Flammen schlugen in die Luft. Rauch stieg auf, wurde dichter und dichter, bis er selbst kilometerweit entfernt als schwarze, himmelwärts strebende Säule zu erkennen war. Lichterloh brannte da bis auf die Grundfesten ab, was man als Herz des Europaparks Rust (europapark.de) bezeichnen konnte: die „Piraten in Batavia“.

Es gibt in diesem Freizeitpark, dem bestbesuchten Deutschlands, krassere Attraktionen. „Blue Fire“ zum Beispiel, eine blaue Achterbahn, die in 2,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigt. Oder „Silver Star“, die brutalste Bahn, auf der die Züge 73 Meter nach oben fahren, um dann senkrecht runterzustürzen, höher und schneller wird’s in Europa kaum wo. Ach, eigentlich ist der Park an sich das Highlight, ein Nachbau des Kontinents: In Italien gibt es Pizza bei Bäcker Mario, im Elsass Fachwerkhäuschen und Crêpes, in Skandinavien kann man durch einen Fjord raften und Fischbrötchen essen und in Spanien eine Arena mit nachgespielten Stierkämpfen besuchen. Die „Piraten in Batavia“ aber, gelegen in den Niederlanden, die waren etwas fürs Herz.

„Rettet die Piraten in Batavia“

Kaum jemand, der drin war und diese Erinnerung nicht teilt: Wie man, gerade so groß, dass die Haarspitzen die Messlatte berührten, mit Cousins, Tanten oder Eltern von Schulfreunden zum ersten Mal im Park war, dort in eines der Bötchen stieg und in der riesigen Halle umherschipperte. Vorbei an Papageien, keifenden Äffchen und zugehörigen Piraten, die den Säbel schwangen und ihr Bauchlachen lachten. Ho ho ho.

Man verstand nicht, dass diese Bahn die Kolonialisierung Indonesiens durch die Holländer thematisierte, dessen Hauptstadt Jakarta einst Batavia hieß. Es war einem gänzlich egal, dass die „R“-Schwäche der asiatischen Piraten etwas klischeehaft geraten war. Stattdessen staunte man über diese Dschungelwelt und biss ins mitgebrachte Salamibrot. Die Erinnerung brannte sich in die Hirnrinde. Die Halle aber brannte, wie gesagt, vergangenen Mai komplett ab.

Es dauerte ein paar Stunden, da gründeten Nostalgiker die ersten Facebookgruppen: „Rettet die Piraten in Batavia“. Zehntausend wurden Mitglied. Es dauerte einen Tag, da starteten andere Nostalgiker eine Petition: „Europapark, bitte baut die ,Piraten in Batavia’ wieder auf“. Zehntausend unterschrieben. Einer meldete Bedenken an: „Es wird nicht möglich sein“, schrieb er, „die ,Piraten in Batavia’ so aufzubauen, wie in den Kindheitserinnerungen. Es wird immer ein anderes Feeling sein, und wir müssen akzeptieren, dass alles endlich ist.“

Ist es nicht. Zwei Wochen später äußerte sich der Parkleiter: Die „Piraten in Batavia“ werden wieder aufgebaut. Marius Buhl

Disneyland Paris: Schloss mit Streuseln

Disneyland Paris. Tageskarte ab 68 Euro. Übernachtungen sind zum Beispiel in Disney’s Davy Crockett Ranch möglich – Blockhütten für die ganze Familie.
Disneyland Paris. Tageskarte ab 68 Euro. Übernachtungen sind zum Beispiel in Disney’s Davy Crockett Ranch möglich – Blockhütten für die ganze Familie.

© REUTERS/Benoit Tessier

"If you can dream it, you can do it", soll Walt Disney mal gesagt haben. Tatsächlich stammt das Zitat von Tom Fitzgerald, einem führenden Imagineer, wie die hauseigenen Themenpark-Entwickler genannt werden. Und die Imagineers träumen ziemlich wild. Wer weiß, vielleicht ist auch ein bisschen Feenstaub im Spiel. Anders lässt sich die Reizüberflutung im Disneyland Park (disneylandparis.com), 35 Kilometer östlich von Paris, kaum erklären.

Überall wird verkauft, gewunken, gejauchzt, geheult, Lichter blinken, Menschen drängen. Viva Las Vegas für Familien. In der Main Street, die auch Merchandise Street oder Quengelzone heißen könnte, kauft man besser die ikonischen schwarzen Micky-Ohren zum Aufsetzen oder ein blaues Elsa-Kleid, sonst ist das Geschrei groß. Uniformiert geht es weiter zum Dornröschenschloss, einer mit Zuckerguss und bunten Streuseln garnierten Version des Schlosses Neuschwanstein. Kleine Kinder und Instagram-Japanerinnen verlieren hier kurzzeitig die Fassung.

Beruhigen können sie sich in einer der zahlreichen Warteschlangen, die es überall gibt und die als eigenständige Attraktion durchgehen könnten. Vielleicht ist es auch ein pädagogischer Ansatz, eine Geduldsübung für die Kleinsten, clever getarnt als Vergnügungspark. Vor den Fahrgeschäften und in der Disneyland-App wird angezeigt, wie lange es dauert, bis man an der Reihe ist.

Endlich bereit für die Disney Parade

Stichprobe: 60 Minuten für ein Foto mit Micky und an der „Star Wars Hyperspace Mountain“-Achterbahn, 90 Minuten für die „Fluch der Karibik“-Welt, 95 Minuten bei den Peter-Pan-Gondeln und 120 Minuten für den „Big Thunder Mountain“, der ein Knaller sein muss, wenn sich Menschen dort wirklich für zwei Stunden anstellen. Mit dem Fast-Pass kann an einigen Attraktionen übrigens vorgedrängelt werden, auch das ist ein interessanter pädagogischer Ansatz.

Wenn sich der Tag dem Ende zuneigt, ist man als Erwachsener – die Kinder sind es längst – seelisch und moralisch bereit für die Disney Parade.

Aus Richtung Dornröschenschloss bewegen sich die Umzugswagen die Main Street herunter, alte und neue Disney-Helden tanzen umher und lassen den Kölner Karneval wie einen Protestmarsch tibetanischer Mönche wirken. Manche Träume sollten Träume bleiben. Angie Pohlers

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