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Fröhliche Menschen heben die Laune. Deshalb ist es wichtig, nette Menschen um sich herum zu haben.

© imago/Michael Eichhammer

Dr. Wewetzer: Glück liegt in den Genen

Psychologen haben endlich herausgefunden, was ein glückliches Leben ausmacht – und wie man Glücksgefühle im Alltag gezielt anlocken kann.

Glück hat kein Gewicht. Es ist kapriziös wie ein Schmetterling. Man kann es nicht packen und festhalten, um es für schlechte Zeiten beiseitezulegen. Aber völlig unbegreiflich ist es auch wieder nicht. Der amerikanische Sozialwissenschaftler Arthur Brooks ist sogar überzeugt, dass es der Psychologie mittlerweile gelungen ist, den Schmetterling zu fangen, wie Brooks in der „New York Times“ schreibt. Treffender wäre es wohl, davon zu sprechen, dass man ihn anlocken kann.

Brooks gibt zu, dass Glück zur Hälfte genetisch festgelegt, also eine Frage des mehr oder weniger sonnigen Naturells ist. Knapp 40 Prozent verdanken sich den Ereignissen der jüngsten Zeit. Sie prägen unsere Lebensumstände. Bleiben noch gut zehn Prozent der Glücks-Bilanz, die wir in der Hand haben, rechnet der Wissenschaftler vor. Sechs verschiedene Lockstoffe stehen zur Verfügung:

1. Negative Gedanken bekämpfen

Es ist nur natürlich, dass schlechte Erfahrungen stärker beschäftigen als gute. Probleme müssen gelöst werden! Doch ewiges Wiederkäuen zieht herab, und Verdrängen ist auch keine Lösung. Besser ist es, den Miese- Laune-Ideen den Kampf anzusagen, sie herauszufordern. Fragen Sie sich: Ist die Realität wirklich so schlimm? Was sind die Fakten? Liege ich vielleicht falsch mit meiner Interpretation? Wie sehen das andere?

2. Bewegen, am besten im Freien

Es muss kein Dauerlauf sein, schon Spazierengehen – vorzugsweise im Grünen – hebt die Stimmung und beruhigt. Die Sonne tut ein Übriges.

3. Ordnung halten

Kein Witz! Ebenfalls der „New York Times“ (und meiner Erfahrung) verdanke ich den Hinweis, dass Aufräumen, Sortieren und Organisieren der Seele guttun. Ganz wichtig: Mit kurzen Tätigkeiten anfangen, jeweils höchstens eine Minute. Einen Mantel weghängen, eine Mail beantworten, Geschirr in die Spülmaschine einräumen. Trennen Sie sich von altem Krempel. Bewahren Sie nur wenig auf.

4. Nette Leute suchen

Optimismus ist ansteckend, fröhliche Menschen heben die Laune. Das gilt auch für den Wohnort. Er sollte ebenfalls „nett“ sein, Möglichkeiten zum angenehmen Leben und zur Entspannung bieten.

5. Berufung statt Beruf

Geld ist im Job nicht allein seligmachend. Wichtig ist, dass man seiner Arbeit Bedeutung beimisst, selbst wenn sie banal sein mag. (Auch wichtig: Wertschätzung durch Vorgesetzte, konzentriertes Arbeiten, ausreichend Pausen und Freizeit.)

6. Freundlich sein

Großzügigkeit zahlt sich aus, auch für einen selbst; ehrenamtliche Tätigkeit ist gesund. Und schließlich: Seien Sie nett zu sich! Sie sind Ihr bester Freund.

Es fällt schwer, aber ich verabschiede mich mit dieser Kolumne von Ihnen, meinen Leserinnen und Lesern. Mir hat es Spaß gemacht, all die Jahre (seit 2003, um genau zu sein) gute Nachrichten aus der Medizin auszugraben, selbst wenn ich mitunter tief schürfen musste. Ich hoffe, dass für Sie der eine oder andere kleine Edelstein dabei war!

Der Autor leitete seit 1994 das Wissenschaftsressort des Tagesspiegel. Er widmet sich jetzt neuen Aufgaben. Auch der „Sonntag“ gehört zu seinen Fans. Danke, Doc!

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