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Online-Händler werben bereits vor Weihnachten mit unschlagbaren Rabattaktionen.

© imago/Panthermedia

Die Sparkolumne: Schöne Bescherung aus dem Versandhandel

Wie unser Kolumnist Weihnachtsgeschenke im Netz besorgen wollte und von manchen Online-Angeboten jetzt lieber die Finger lässt.

Von Andreas Austilat

Sollten Sie meinen Schwiegervater treffen, sagen Sie ihm nichts. Hier geht es nämlich um sein Weihnachtsgeschenk. Wir waren diesmal einigermaßen früh am Start, weil wir auf diese Weise viel Stress vermeiden und außerdem noch eine Menge Geld sparen. Sagt meine Frau.

Das mit dem Stress leuchtet mir ein. Es gibt nichts Schlimmeres, als kurz vor Heiligabend über die Einkaufsstraßen der Stadt zu streunen, ohne echten Plan, nur um irgendwo ein Last-Minute-Geschenk zu ergattern.

Aber hellhörig gemacht hat mich die Sache mit dem Sparen. Meine Frau meinte natürlich den Black Friday. Oder den Cyber Monday. Oder den Sneak Peek. Oder was sich die diversen Online-Händler noch so einfallen lassen, um ihren Angeboten einen sensationellen Anstrich zu geben. Lehne ich alles ab.

„Aber da kauft man wirklich günstig“, insistierte sie und zeigte mir dieses kleine Steckdosen-Heizgerät, das ihr Vater so gerne hätte. Für seine Laube. Und auch nur für den Übergang, weil er sich im Winter ja gar nicht in seiner Laube aufhalte.

Was soll er mit dem Steckdosenheizgerät für den Übergang, wenn Weihnachten nun einmal in den Winter fällt? Zu spät. Es war schließlich nur einmal Black Friday.

Das unschlagbar günstige Angebot

Der Heizer kam schnell und enttäuschte. Der Stecker war wahrscheinlich für chinesische Dosen konzipiert, jedenfalls hatte ich so einen noch nie gesehen. Schwiegervater hätte noch einen mutmaßlich chinesischen Reiseadapter benötigt, am besten gleich einen Weltstecker.

Aber darauf wollte meine Frau es nicht ankommen lassen, sie schickte das Ding zurück. Immerhin ging das kostenlos, anders als bei den Scheibenwischergummis, die ich fehlerhaft geordert hatte. Die Rücksendung wäre teurer gekommen als der Inhalt – wegen des unglücklichen Formats, das Scheibenwischer nun einmal haben. Schade, das Angebot war wirklich unschlagbar günstig.

Nur wenig später kam der neue Steckdosenheizer, diesmal in Kaminoptik. Der war wie versprochen sogar thermostatgesteuert, würde sich also ausschalten, wenn er die eingestellte Temperatur erreicht. Nur der eingebaute Ventilator, der surrt weiter, versorgt einen zuverlässig mit Zugluft, es sei denn, man zieht den Stecker. „Na toll“, spottete ich, als sie auch das zweite Paket zurück zur Post bringen musste.

Kommt die Sendung vor Weihnachten?

Dann schaute ich auf meinen Sendestatus. Ich erwarte nämlich ein Paket, das für meine Frau gedacht ist. Über den Inhalt kann ich hier natürlich nichts sagen, obwohl, ist wahrscheinlich auch egal. Denn das Paket hat sich seit einer Woche nicht bewegt, verharrt in der Position „die Sendung wurde elektronisch angekündigt.“

„Was soll das bedeuten?“, fragte ich telefonisch bei der Post. „Dass die Sendung nie bei uns eintraf, eben nur angekündigt wurde.“ Der Absender wiederum fiel aus allen Wolken, versprach, sich um Aufklärung zu bemühen. „Vor Weihnachten?“, fragte ich inzwischen ein wenig misstrauisch. „Aber sicher“, schallte es von der anderen Seite munter durch die Leitung.

Sneak Peek heißt Vorfreude

Verzagt spielte ich ein wenig an dem Scheibenwischer herum, den leider niemand brauchen kann, weil er zu einem Auto gehört, das seit Jahren nicht mehr hergestellt wird. Ich hatte das Kleingedruckte falsch interpretiert. Dann durchforstete ich noch einmal meinen E-Mail-Eingang nach neuen Ideen.

Bei Sneak Peek blieb ich hängen. Was mochte sich dahinter verbergen? Und bekam nach kurzer Recherche Auskunft: Sneak Peek heißt Vorfreude und steht im Online-Handel für Dinge, die offiziell noch gar nicht erhältlich sind! Donnerwetter, dachte ich und beschloss, die Finger davon zu lassen.

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