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Wer eine günstige Unterkunft sucht, sollte auch mal direkt an der Hotelrezeption nach Rabatten fragen.

© imago/Karlheinz Pawlik

Die Sparkolumne: Lohnt es sich wirklich, Hotels online zu buchen?

Ein Zimmer für zwei Personen aber nur ein Frühstück: Ich wählte das Angebot trotzdem. Kein Schnäppchen, wie sich später herausstellte.

Von Andreas Austilat

Unsere Tochter studiert jetzt in Leipzig. Auch wenn die Stadt in Teilen inzwischen aussieht wie irgendetwas zwischen Prenzlauer Berg und Kreuzberg, ist es dort immer noch billiger, wie mein Mädchen rasch feststellte. Das gute Kind, dieses Gefühl für sparsame Haushaltsführung hat sie wahrscheinlich von mir. Jedenfalls wohnt sie in einer bezahlbaren WG und alle sind zufrieden.

Ein paar logistische Probleme bringt die Sache allerdings mit sich. So standen die größeren Weihnachtsgeschenke bis vergangene Woche noch bei uns rum. Ein zweiter Koffer kostet bei Flixbus nämlich extra, Sperrgut wird noch ein bisschen teurer. „Okay“, habe ich mich also breitschlagen lassen, „wir bringen ihr den Kram hin.“ Wäre ja auch blöd, wenn ich die Sparsamkeit unserer Tochter gleich wieder torpediere, indem ich ihr vorrechne, dass mich der Aufpreis günstiger kommt, als eine Reise nach Leipzig. Außerdem war ich neugierig.

Was nicht bedeutet, dass ich in einer WG übernachten wollte, aus dem Alter bin ich raus. „Ich fahre nur, wenn ich im Hotel schlafen darf“, verkündete ich also kategorisch. Und machte mich daran, auf den einschlägigen Buchungsplattformen etwas Günstiges zu suchen. Beim Hin- und Herklicken hatte ich den Eindruck, dass ich allein durch mehrfaches Besuchen der gleichen Seite den Preis treibe. Wahrscheinlich irgendein heimtückischer Algorithmus. Ohne weiter zu fackeln, wählte ich das Angebot: ein Zimmer für zwei Personen und ein Essen.

Im Hotel versprach man mir einen Nachbarschaftsrabatt

„Was heißt: ein Essen?“, fragte meine Frau, „für beide oder für eine Person?“ Ich rief die Buchungsplattform an und verbrachte längere Zeit in einer Warteschleife. Kurz bevor ich die Nerven verlor, legte ich auf und rief das Hotel in Leipzig an. „Gute Frage“, sagte der Mann an der Rezeption, „haben Sie die schon mal bei der Buchungsplattform gestellt?“ Ich stutzte, und er fuhr fort. Ob ich ihm vertraulich sagen würde, was das Portal von mir verlangt hätte. Ich nannte ihm den Preis, er antwortete, er hätte mir einen besseren geboten. Als ich ihm dann noch verriet, dass unsere Tochter bei ihm um die Ecke wohnen würde, versprach er mir für den nächsten Trip einen Nachbarschaftsrabatt. Und für dieses Mal zwei Frühstücke.

In Leipzig wollte ich wissen, wie man die Nachbarschaft nachweist. „Indem Ihre Tochter Sie bei der Anmeldung begleitet“, erklärte der Rezeptionist.

„Könnte doch jeder genauso gut einfach einen Eingeborenen von der Straße mitbringen“, sagte ich zu meiner Frau. Sie schaute mich an, die Stirn in Falten, den Mund verzogen. Schon gut, war ja nur so ein Gedanke.

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