zum Hauptinhalt
Lecker. Unser Autor steht gerne in der Kantine an.

© imago/Olaf Döring

Die Sparkolumne: Die Kantine macht mich arm

Stullen fürs Büro? Niemals! Warum unser Kolumnist jetzt mehr Geld für sein Essen ausgeben muss - und voller Neid auf seinen Kollegen schaut.

Von Andreas Austilat

Es gibt außerordentlich raffinierte Preiserhöhungen, die man gar nicht sofort mitkriegt. Weil zum Beispiel die Packung gleich geblieben ist, nur der Inhalt nicht. Ein bisschen so geht es mir gerade in unserer Kantine. Da fehlt der kleine Salat, den es früher immer dazu gab. Jetzt muss man ihn für 50 Cent extra bestellen. Und das Brot liegt nicht mehr zur freien Verfügung in einem allgemein zugänglichen Korb, das wird einem an der Kasse zugeteilt, drei Scheiben pro Person. Wer mehr will, muss zahlen.

Es soll Kollegen geben, die sich zuvor sehr reichlich bedient haben. Auch für andere gilt offenbar, man spart, wo man kann. Weshalb es sich bei dem neuen Platz für den Brotkorb also eher um eine erzieherische Maßnahme handelt, wie man mir auf Nachfrage erklärte. Und Salat sei ganz allgemein teurer geworden. Sobald die Preise an der Salatbörse sinken, würde das an die Kundschaft weitergegeben. Ungefähr so wie an der Tankstelle.

Ein Kollege bringt Vorgekochtes mit

Das kann dauern. Meine Frau ist ohnehin der Meinung, ich würde viel zu viel Geld in der Kantine ausgeben. Leider schmeckt’s mir dort nun mal. Trotzdem hat sie Recht, ich sollte endlich dazu übergehen, mir meine Verpflegung für unterwegs schon zu Hause einzupacken. Voller Neid schaue ich auf den Kollegen M., der sich sein Essen jeden Tag mitbringt. Irgendetwas Vorgekochtes, das er sich in der Mikrowelle heiß macht und vor unser aller Augen in der Kantine verzehrt. Das Brot dazu hat er sich bisher immer aus dem Korb genommen. M. befindet sich derzeit auf Reisen, der wird ganz schön gucken, wenn er an der gewohnten Stelle ins Leere greift.

Jedenfalls bin ich willens, dem Kollegen nachzueifern. Wenn es da nicht zwei Dinge gäbe, die mich bisher davon abhielten.

Ich bin mit dem Hasenbrot groß geworden

Der erste Einwand ist eher psychologischer Natur. Ich bin nämlich mit dem sogenannten Hasenbrot groß geworden. Das waren die Stullen, die mein Vater morgens mit zur Arbeit nahm, um sie abends wieder aus seiner Tasche zu holen. Keine Ahnung, was er bis dahin gegessen hat. Die Stullen jedenfalls, die nannte man Hasenbrot, und die bekamen dann wir Kinder. Nach einem Tag in der Tasche sahen sie nicht mehr besonders attraktiv aus, weshalb ich heute eine unterbewusste Abneigung gegen Bürostullen habe.

Zweitens habe ich bei uns zu Hause die Devise ausgegeben, wir würden viel zu verschwenderische Portionen zubereiten. Seitdem bleibt nichts mehr übrig, was ich am nächsten Tag mitnehmen könnte.

Vielleicht kann ich ja M. mal fragen, ob er mir was abgibt, wenn ich ihm dafür trockenes Weißbrot besorge.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false