zum Hauptinhalt
Das Grauen des Krieges. Ein Leichenfeld nach der Schlacht auf der Halbinsel Kertsch (Krim) im Jahr 1942.

© imago/Itar-Tass

Der Zweite Weltkrieg in Infografiken: Das Unbegreifliche begreifen

Grafiker und Historiker werfen einen neuen Blick auf den Zweiten Weltkrieg – ein schauererweckendes Mahnmal.

Dass Stalin den Satz wohl so nie gesagt hat, schmälert nicht seinen Wahrheitsgehalt: „Der Tod eines einzelnen Menschen ist eine Tragödie, der Tod von Hunderttausenden ist eine Statistik.“ Der menschliche Geist kann mit gigantischen Zahlenmengen operieren: 130 Millionen mobilisierte Männer und Frauen, 107,5 Milliarden Dollar Rüstungsausgaben in den USA, 65 Millionen Tote ... Der Kopf versteht, doch von den wahren Ausmaßen kann er sich oft nur ein abstraktes Bild machen.

Historiker haben häufig mit diesem Problem zu ringen. Wie soll man die gewaltigen Dimensionen des Zweiten Weltkriegs anschaulich aufzeigen? Worte sind gut, um Schicksale und Leidenserfahrung festzuhalten, bleiben aber oft anekdotisch. Tondokumente machen die Stimmung jener Jahre erlebbar, doch sie sind flüchtig. Es gibt Untersuchungen, die nahelegen, dass wir nur zehn Prozent dessen behalten, was wir hören und nur zwanzig Prozent dessen, was wir lesen. Und selbst aufwendigste, viele Millionen Euro teure Filmproduktionen wie „Dunkirk“ oder „Der Soldat James Ryan“ kapitulieren schlussendlich vor der Aufgabe, die vorstellungskraftsprengende Größenordnung des Weltkriegs auf die Leinwand zu bringen.

Die französischen Historiker Jean Lopez, Nicolas Aubin und Vincent Bernard haben gemeinsam mit dem Grafiker Nicolas Guillerat einen neuen Weg beschritten. In „Den Zweiten Weltkrieg verstehen – 1939-1945 in Infografiken“ (dtv, 194 Seiten, 30 Euro) arbeiten sie ihre Forschungen grafisch auf. Dabei geht ihre Arbeit weit über simple Listen oder Tabellen von Truppenstärken hinaus. Unterteilt in vier Kapitel stellen sie in komplexen, mehrdimensionalen Grafiken Bruttoinlandsprodukt, Fläche und Bevölkerung der beteiligten Länder in Bezug, vergleichen Kommandostrukturen und erläutern die Unterschiede zwischen Mörser und Haubitze. Auf einer Seite stellen sie mit farbigen Punkten die elf Millionen Verluste auf russischer Seite den 416 000 auf amerikanischer gegenüber. Das ist keine Statistik – das ist ein grafisches Kunstwerk und ein schauererweckendes Mahnmal.

Um einige Infografiken aus dem Buch zu sehen, klicken Sie einfach auf das untenstehende Bild.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false