zum Hauptinhalt
Über das Leben des Python, nicht der, in freier Wildbahn ist erstaunlich wenig bekannt. Sogar die Lebensdauer kann nur geschätzt werden.

© imago stock&people

Der Blutpython: Begehrte Rothaut

Sein Blick ist starr und durchbohrend. Fast fühlt man sich ertappt von der Schlange. Oder haben wir den Blutpython nur missverstanden?

Was ein Blick. Lauernd. Wissend. Starr. Unbeugsam. Wer mit dem Blutpython – ja, dem, nicht der – in einen Wettstreit treten will, wer zuerst blinzelt, kann nur verlieren. Die Schlange kann nämlich gar nicht blinzeln. Die Nickhäute, eine Art extra Augenlid, sind angewachsen und werden sogar mitgehäutet, erklärt Falk Dathe, Zoologischer Direktor des Tierparks Berlin.
Bei dem Blick ist es kein Wunder, dass den Kriechtieren spätestens seit den Tagen des Alten Testamentes Unheimliches nachgesagt wird, dass sie gar als Symbol des Satans (Eva und der Apfel) gesehen werden. Man fühlt sich ertappt von diesem Blick. Nackt.

Sie können nicht gut gucken, aber Temperaturen spüren

Paradoxerweise können Pythons aber gar nicht gut gucken, erklärt Dathe. Was sie gut können, ist, kleinste Veränderungen in der Umgebungstemperatur wahrnehmen. Das machen sie nicht über ihren Körper, sondern über kleine Löchlein, die sich oberhalb des Mundes befinden. „Man kann sich das ungefähr vorstellen wie bei einem Restlichtverstärker“, sagt Dathe. Für die Jagd reicht’s.
Gerade macht der Python jedoch einen eher satten Eindruck. Still verharrt der Kopf auf einem Ast in dem Terrarium, im Sand darunter ruht eingerollt der geschuppte Körper. Dessen Färbung, die im Alter oft noch etwas nachdunkelt, verdankt die Spezies ihren Namen. Hinter der Glasscheibe glänzt die braun-rot-gefleckte Haut, als wäre sie nass. Doch das täuscht. Wenn man Schlangen anfasst, sind sie trocken und trotz der strukturierten Oberfläche erstaunlich samtig. Am ehesten zu vergleichen ist das vielleicht mit trockenem rohen Hühnerfleisch – nur dass sich die harten Muskeln darin noch bewegen.
Die Haut ist auch der Grund, warum die Spezies in Bedrängnis geraten ist. Mehrere zehntausend der ungiftigen Tiere, so Schätzungen, werden in Asien jedes Jahr gefangen, gehäutet und in Handtaschen, Portemonnaies und Schuhe verwandelt. Mitunter gibt es aber profanere Gründe für die Jagd. „In Asien werden Pythons auch gegessen“, sagt Dathe. Und sogar bei der Ungezieferjagd kommt das Tier zum Einsatz. „Manch einer auf der malaiischen Halbinsel Sumatra oder auf Borneo, wo die Spezies beheimatet ist, hält sich eine Schlange als Haustier, um Ratten zu jagen.“

Essen gibt es selten, danach wir lange ausgeruht

Die bekommt der Python auch im Tierpark. Etwa einmal die Woche. Dann klinkt er den Kiefer aus und verschlingt das im Verhältnis zu seinem Körperdurchmesser gewaltige Tier. Danach ruht die im Schnitt 1,5 Meter lange und zwischen 3,5 und 4,5 Kilo schwere Schlange erst mal aus. Der Python im Tierpark ist übrigens Single. Die Partnerin ist vor rund zwei Jahren gestorben, eine Nachfolgerin noch nicht gefunden. „Die Tiere werden selten gehalten“, erklärt Dathe. Das gestalte die Partnersuche schwierig. Und dann muss es auch ein Exemplar in der richtigen Größe sein. Ist der Mitbewohner zu klein, passiert es mitunter, dass die Tiere sich gegenseitig auffressen... Stumm starrt der Python aus seinem Terrarium. Fixiert einen mit Augen, die wirken, als hätten sie alles gesehen. Obwohl? Ist das Trauer? Haben wir ihm vielleicht unrecht getan? Ist das gar keine sinistre Verschlagenheit? Vielleicht ist es nur die Einsamkeit eines gebrochenen Herzens. Manchmal ist das ja schwer zu unterscheiden.

Lebenserwartung: geschätzte 20–30 Jahre
Interessanter Nachbar: Salomonen Riesenskink

Zur Startseite