zum Hauptinhalt
Vorsicht, sie kann fliegen! Die Zweifleck-Raubwanze lebt in der Regel auf dem Boden, kann aber auf Bäume kommen.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Zweifleck-Raubwanzen: Immer auf der Lauer

Ihr Gift versprüht sie bevorzugt ins Auge des Opfers. Sind zu wenig Insekten zu jagen, wird die Wanze zur Kannibalin.

Auf der Mauer, auf der Lauer sitzt ’ne kleine Zweifleck-Raubwanze. Man könnte sie jetzt wegsingen, aber weil das wegen der Zweifleck-Raub etwas länger dauert als im klassischen Kinderlied, ist es ratsamer, auf gebührenden Abstand zu gehen. Besonders wenn man im tropischen Afrika unterwegs ist, also zum Beispiel in Ghana, Togo, Kamerun oder Angola, denn da ist sie weit verbreitet, und da kann sie schon mal sehr unleidlich werden. Im Zoo, in der Zuchtstation unter dem Dach des Aquariums, krabbeln immerhin auch rund 500 herum, aber die sind hinter Glas, da macht es nichts, wenn sich in ihren etwa 35 Millimetern Körperlänge der Jagdtrieb oder die Wut ausbreitet.

Teil eins des Namens hat sie von den zwei weißen Flecken auf den Flügeln, Teil zwei von ihrem genetisch bedingten Charakter: Der ist nämlich ausgesprochen garstig, räuberisch eben. Und um so einen Raubzug erfolgreich abzuschließen, versprüht das kleine Tierchen Gift. Bis zu 30 Zentimeter weit, bevorzugt ins Auge des Opfers. Da zersetzt es dann das Eiweiß der Gefangenen, zu denen allerlei Insekten gehören, sogar ausgewachsene Wanderheuschrecken. Am Ende bleibt von ihnen nichts mehr übrig. Ja, das freundliche Wesen macht vor fast nichts Halt: Sind zu wenig Insekten zu jagen und die Heuschrecken weitergewandert, muss die eigene Art herhalten, da wird die Wanze zur Kannibalin.

Wie es im Lied geschrieben steht, legt sie sich zur Jagd auf einen Baumstamm oder auf besagte Mauer. Dann ein Satz, zugepackt mit den Vorderbeinen, zugestochen, was zu sofortiger Lähmung führt, und schon ist der Tisch der Zweifleck-Raubwanze gedeckt. Die Tiere gehen besonnen vor, jagen gemeinschaftlich und teilen sogar die Beute.

Sie macht morgens auch mal ziemlichen Lärm

Nun ist es nicht so, dass die liebreizenden Tierchen auch auf Menschenjagd sind. Aber wenn sie meinen, es müsste sein, jagen sie auch ausgewachsenen Zweibeinern ihr Gift in den Körper. In der Regel leben sie auf dem Boden, aber Vorsicht, sie können fliegen und auf Bäume kommen, sind jedoch zum Glück – wie die Bundeswehr – nur bedingt flugbereit. Wenn dann doch einmal ein Mensch getroffen wird: Entwarnung, der stirbt daran nicht, hat stattdessen Schmerzen und Lähmungserscheinungen, die einen Tag anhalten können.

Natürliche Feinde besitzt die Wanze nicht. Wenn sie keinen Hunger hat, wehrt sie Begehrlichkeiten mit ihren Stinkdrüsen ab, das schmälert den Appetit. Und zur Not und zum Spaß macht sie auch mal ziemlichen Lärm. Besonders in der Früh, dann gibt sie zirpende Laute von sich. Dafür reibt sie ihren Rüssel über den Resonanzkörper, der in diesem Fall eine quergeriefte Rinne zwischen den Vorderhüften ist. „Sie glauben nicht, was hier morgens los ist“, sagt Zuchtmeister und Pfleger Shahin Tavangari.

Ansonsten sind Zweifleck-Raubwanzen ziemlich aktiv. Das Weibchen legt alle zwei, drei Tage ein Ei, ist es gut genährt, können es in einer Woche auch mal bis zu zwölf Eier sein. Sehr weise, dass im Zoo unter Obhut von Pfleger Tavangari Männchen und Weibchen nur bei Bedarf in der Hitze der Zuchtstation in denselben Glaskasten dürfen. Zumal die Jungen nicht lange brauchen, um selber die Population zu erweitern, geschlechtsreif sind sie mit sechs Monaten. Und dann geht es ab, auf die Mauer, auf die Lauer ...

Zweifleck-Raubwanze im Zoo

Lebenserwartung:  etwas mehr als ein Jahr

Interessanter Nachbar: Gottesanbeterin

Zur Startseite