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Das Buschhuhn. Der gelbe Kehlsack schwillt beim Männchen in der Paarungszeit an.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Wenn der Partner plötzlich nervt

Im Berliner Zoo leben Australische Buschhühner entgegen ihrer Neigung monogam. Ab Herbst müssen Hahn und Henne jedoch getrennte Wege gehen.

Von Jonas Bickelmann

In einer schattigen Ecke der Sumpfvogelvoliere im Zoo befindet sich ein Erdhügel. Der etwa meterhohe Haufen ist ein kleines Wunder: Er macht es möglich, dass sich Eltern um fast nichts kümmern müssen. Sie befruchten und legen Eier, alles Folgende macht der Nachwuchs selbstständig. Sehr entspannt, das erzieherische Modell des Australischen Buschhuhns.

Der zur Gattung der Großfußhühner gehörende Vogel scharrt einfach einen Komposthaufen wie den in der Zoo-Voliere zusammen, anschließend legen die Hennen ihre Eier in dessen Mitte. Brüten müssen sie nicht, denn der Hahn hat eine biologische Heizung eingebaut. Das Pflanzenmaterial wird durch Mikroorganismen zersetzt, dabei entstehen Temperaturen von 32 bis 35 Grad. „Die Henne kontrolliert das vorher“, sagt die zuständige Tierpflegerin Melanie Röpke.

Mehrere Hennen können einen Bruthügel teilen

Wenn der Platz ihr nicht zusagt, dann sucht sich die Henne einen anderen. Das Australische Buschhuhn lebt auch in der Partnerschaft liberale Werte: Es muss nicht unbedingt der Hügel des Befruchters sein. In der Natur teilen sich mehrere Hennen den Bruthügel desselben Hahns, manche Hähne unterhalten gleich zwei Brutstätten. In der Erde liegen am Ende einige Dutzend Eier.

Wenn die Küken schlüpfen, sehen sie schon aus wie die Großen, inklusive Erwachsenengefieder. Sie graben sich selbstständig aus der Mitte des Erdhügels und suchen gleich eigenes Futter. Körner und Würmer schmecken großen und kleinen Talegallas – so ein alternativer Name.

Hier im Zoo ist das Buschhuhn entgegen seiner Neigung monogam, denn es gibt zur Zeit nur einen Hahn und eine Henne. „Über Frühjahr und Sommer harmonieren die ganz gut“, sagt Pflegerin Röpke. Ab Herbst müssen sie jedoch getrennte Wege gehen. Der Buschhahn beginnt dann, seine Partnerin zu treiben, das stresst das Huhn. Es wird bis nächstes Jahr in die Fasanerie evakuiert.

Das Berliner Buschhuhnpaar ist noch jung

In freier Wildbahn lebt ein Hahn mit mehreren Hennen gesellig zusammen. Er verteidigt sein Revier aggressiv. Wenn sich die Pflegerin oder ein Reporter dem Erdhügel in der Voliere nähern, macht es dem Hahn aber nichts aus. Bei den anderen Sumpfvögeln, die mit in der Voliere leben, wird er schon ungemütlicher.

Äußerlich erinnert das Buschhuhn an einen Truthahn, gefärbt wie die Flagge Belgiens: Das Gefieder ist dunkelbraun bis schwarz, der faltige Hals gelb und der Kopf rot. Huhn und Hahn unterscheiden sich äußerlich kaum, bloß durch den gelben Kehlsack, der beim Männchen in der Paarungszeit anschwillt.

Das Berliner Buschhuhnpaar ist vergangenes Jahr aus dem Basler Zoo hergezogen. Die beiden sind noch jung, sie schlüpften 2017. Der Hahn arbeitet bereits seit Frühjahr am Bruthügel. Er wirft mit seinen Füßen Erde, Laub, Gras und kleine Äste auf den Haufen und drückt sie sorgsam fest. Ab und zu posiert er oben auf dem kleinen Gipfel. Die Henne scheint allerdings noch nicht überzeugt, sie hat dieses Jahr keine Eier hineingelegt.

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