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Rotduckers verstecken sich gern im Dickicht, daher der Name.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Was haben Rotducker mit dem Karneval zu tun?

Die kleinen, niedlichen Antilopen aus Afrika sind friedliebende Wesen. Trotzdem geht es ihnen jetzt ans Fell.

Ach, die Kleinen. Wenn man sie so sieht, möchte man sie gleich mal schützend in den Arm nehmen. Was nicht gehen würde, sie sind nämlich wenig zutraulich. Sie schauen einen an, als erwarteten sie keine Gefahr, spürten weder Arg noch Hinterlist. Vielleicht rettet sie das. Vielleicht tötet sie das. Fast wirken sie unbedarft und schutzbedürftig, die kleinen Antilopen. Nur, wenn der Löwe oder andere gierige Katzen mal Appetit haben auf einen Zwischensnack, tja, kleiner Rotducker, da kennt die Natur eben kein Pardon.

Im Zoo zu Berlin leben drei Paare und ein Jungtier, zur Zeit hausen sie im Stall, weil sie aus Afrika kommen, von der Südküste, und da ist es eben immer noch wärmer als bei uns. Und drinnen ist es doch gemütlicher, selbst wenn draußen im Zoo keine Gefahr droht.

Zu Hause, in Tansania, Malawi, Mosambik, Swasiland, herrschen allerdings auch keine wirklich lebensbedrohlichen Verhältnisse. Es ist halt nicht viel dran am Rotducker, kaum ein Meter lang, kaum 40 Zentimeter hoch, etwas mehr als zehn Kilo schwer – das ist für den Löwen die Füllung des hohlen Zahns. Aber sicherheitshalber verstecken sich Duckers doch lieber im Dickicht, daher der Name. Und das machen sie gut, Rotducker zählen zu den nicht gefährdeten Arten des Tierreichs. Trotzdem setzt der Mensch auch ihnen zu: Er braucht Land, auf dem er bauen kann, braucht Genmais, um sich zu ernähren, braucht Tropenholz, um sich edle Möbel zu zimmern. Man könnte auch sagen: Aus Sicht des Rotduckers ist der Mensch ziemlich blöd.

Die Tiere sind friedliebende Gesellen. Sie markieren ihre Gebiete, und wer darin eindringt, wird antilopenhaft, also flugs vertrieben. Es wird aber nicht gehauen, getreten oder gebissen.

Ihr Fell hält die übelsten Paukenschläge aus

Die Berliner Rotducker weichen grundsätzlich aus. Liegt wohl am Namen. Oder daran, dass sie wenig wehrhaft sind. Seit 1997 leben sie hier im Zoo, es geht ihnen bestens, und wenn man ihnen etwas vorhalten will, dann höchstens, dass sie es mit der Inzucht nicht so ganz nach den gesetzlichen, menschlichen Vorschriften halten. Eigentlich leben sie paarweise, aber mitunter dann doch nicht.

Schon die Kleinen sind flink, Usain Bolt hätte auch gedopt keine Chance gegen sie auf mehr als 100 Metern. Blöd für die Rotducker ist nur, dass der Mensch Musik mag und dabei auch mal das Trömmelchen rührt. Könnte durchaus sein, dass jetzt im rheinischen Karneval das ein oder andere gegerbte Rotduckerfell gerührt wird. Im Gegensatz zu manchem menschlichen Ohr wird das dem Fell nichts mehr ausmachen. Dazu nämlich taugen Rotduckers Fell und Haut, sie sind stabil genug, auch die übelsten Paukenschläge auszuhalten. Wenn man es in diesen karnevalesken Zeiten so will, haben eben auch die Rotducker – diese kleinen, zierlichen, niedlichen Antilopen – ihren evolutionären Zweck. Dafür sollte man sie einfach mal in den Arm nehmen, wenn sie damit denn einverstanden wären. Oder wie es im kölschen Karnevalssong heißt: „Denn wenn et Trömmelche jeht, dann stonn mer all parat, un mer trecke durch die Stadt un jeder hätt jesaat.“

Düsseldorf Helau, Helau. Düsseldorf Helau. Okay, das ist jetzt nicht ganz textsicher, aber auf jeden Fall im Sinne der Rotducker.

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