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Relativ stattlich und verdammt scheu: Der Bongo (Tragelaphus eurycerus).

© imago/Zuma Press

Berliner Schnauzen: Von wegen king of bongo

Bei dieser Antilopenart denkt man gleich an den Ohrwurm des Hippiebarden Manu Chao. Im Zoo sollte man die Melodie aber nur ganz leise summen.

Am besten, man schlägt einfach beherzt oben drauf, mit den Handballen oder den Fingern. Mal die eine, mal die andere Seite, in treibenden Rhythmen – das gilt zumindest für Bongos, die afrokubanischen Trommeln. Wer selbiges bei den gleichnamigen Tieren im Zoo versucht, löst wahrscheinlich Panik im Gehege aus und kriegt es mit den Pflegern zu tun. Die Antilopenart ist nun mal, obwohl relativ stattlich, verdammt schreckhaft.

Bongos, also die Instrumente, hatten ihren großen Auftritt Ende der 90er in einem Ohrwurm, den der französische Hippiebarde Manu Chao auf die Menschheit losließ. Vielleicht denkt darum auch niemand beim Stichwort „Bongo“ an Antilopen, sondern gleich an: I’m a king without a crown, hanging loose in a big town. But I’m the king of bongo, baby, I’m the king of bongo bong ...

Im Zoo sollte man die Melodie nur ganz leise summen und bloß keine Trommeln mitbringen, Amy und Makeba zuliebe, den beiden Bongokühen. Kimari, der Dritte im Bunde und per se das Alphatier, muss mal wieder im Stall bleiben. Er hat, typisch für Waldböcke, einen empfindlichen Magen, und damit öfter zu kämpfen. Von wegen king of bongo.

Wer hat gesagt, Antilopen seien schnelle Wesen?

Für die Zoobesucher ist es egal, Kühe und Böcke sehen recht ähnlich aus. Ihr Fell ist kurz, kastanienbraun und kann mit zunehmendem Alter etwas dunkler werden. Die Haut ist extrem fettig, was sich vor allem bei der großen Luftfeuchtigkeit und den vielen Parasiten in ihren natürlichen afrikanischen Habitaten bezahlt macht. Dank ihrer Körperform – runder Rücken, nach hinten fliehende Hörner – bleiben sie kaum an Pflanzenteilen hängen, wenn sie möglichst lautlos durch tropischen Urwald, Schilfgürtel oder hochgelegenen Bambusdschungel streifen. Denn anders als ihre Namensvettern wollen Antilopen-Bongos um keinen Preis Aufmerksamkeit erregen.

So verfügen sie zusätzlich über feine weiße Streifen, die vom Rücken abwärts zum Bauch laufen und der Tarnung dienen. Das Problem ist nur: Durch Rodung gibt es immer weniger Raum, in dem sich Bongos überhaupt noch verstecken könnten.

Und wer hat eigentlich gesagt, Antilopen seien schnelle Wesen? In den Weiten der Savanne kann man gut sprinten, Hufe prasseln auf den Boden wie Finger auf Trommelfelle. Im Wald … nun ja. Bongos legen sich lieber auf den Boden, wenn sie Gefahr wittern. Nützt alles nichts. Die Unterart des Östlichen Bongos, zu der die drei Berliner Exemplare gehören, ist bereits vom Aussterben bedroht. Nur noch 70 bis 80 erwachsene Tiere soll es laut Roter Liste in ein paar kenianischen Waldgebieten geben, in Zoos leben längst mehr.

Auch die Kühe haben lange Hörner

Bongos haben es wirklich nicht leicht. Für den Fall, dass sich ein Leopard in Jagdlaune nähert, sind ihre spiralförmig gewundenen, bis zu einem Meter langen Hörner keine geeigneten Waffen. Die werden vor allem bei Rangfolgekämpfen eingesetzt, wobei es selten zu ernsten Horngreiflichkeiten und Verletzungen kommt.

Anders als bei den meisten anderen Waldbockarten haben auch die Kühe Hörner, gar nicht mal so viel kleiner als die der Männchen. An diesem Tag verhakt sich eine Tanne, eigentlich als schmackhafter Snack gedacht, auf dem Kopf der verdutzten Makeba, die damit aussieht wie frisch gekrönt. Queen of bongo, queen of bongo ...

Bongo im Zoo

Lebenserwartung:  bis zu 15 Jahre

Interessanter Nachbar: Okapi

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