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Gut frisiert. Visayas-Pustelschweine sind eine seltene Tierart und wurden in ihrer Heimat auf den Philippinen inzwischen fast ausgerottet.

© Getty Images/iStockphoto

Berliner Schnauzen: Visayas-Pustelschwein: Berlin hat Poldi gutgetan

Am Ball macht ihm keiner etwas vor, das Zoopublikum kreischt. Und auch mit der Liebe hat es im Pustelschweinestall endlich geklappt.

Poldi und Schweini. Kennt man aus den bunten Blättern, mittlerweile eher aus dem Gesellschafts- denn aus dem Sportteil. Aber am Ball macht Poldi noch immer keiner etwas vor. Virtuos balanciert er ihn auf dem Kopf, rauf und runter und runter und rauf. „Besser als der Fußballer“, sagt Klaus-Dieter Grahl. Nein, es geht hier nicht um die kickenden Popstars Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger, aka: Poldi und Schweini.

Berlins Poldi ist ein Visayas-Pustelschwein, in der vergangenen Saison aus dem Leipziger Zoo nach Charlottenburg transferiert. Der Tierpfleger Klaus-Dieter Grahl suchte einen Partner für seine Pustelschweindame Panay, und Poldi war gerade auf dem Markt. Seitdem widmet der sich mit Hingabe dem gelb leuchtenden Stressball, der von der Decke seines Verschlages im Schweinehaus baumelt. Der Ball ähnelt aus der Distanz dem der Fußballspieler, ist aber nicht mit Luft gefüllt, sondern mit Gräsern, Früchten, Knollen und Wurzeln. Poldi gibt keine Ruhe, bis er nicht auch das letzte Bröckchen aus den reichlich vorhandenen Löchern gezaubert hat.

Seine Vorfahren waren auf den Visayas zu Hause, der zentralen Inselgruppe der Philippinen. Die Pusteln als Co-Namensgeber auf der langen, in den Kiefer übergehenden Nase sind größer ausgebildete Warzen, ein sehr effektiver Schutz bei Revierkämpfen. Visayas-Pustelschweine sind zwar hoch soziale Tiere, doch beim Rangeln um weibliche Gunst hört die Freundschaft auf. Auf den Philippinen finden sich geschlechtsreife Eber für gewöhnlich bei Junggesellenrunden zusammen, aber das gibt die zweiköpfige Population im Berliner Zoo nicht her.

Mit Panay lief es erst mal schleppend

Poldi selbst muss zu Leipziger Zeiten ein wenig unterdrückt worden sein. Klaus-Dieter Grahl erinnert sich jedenfalls daran, „dass er bei seiner Ankunft im vergangenen Oktober ganz schüchtern war“, die elegante Bürstenfrisur trug er damals auch noch nicht. Berlin hat Poldi gutgetan. Das Leipziger Hämchen ist zu einem stolzen Pustelschwein herangewachsen. Knapp einen Meter lang mit hellbraunem Fell und etwas dunklerer Mähne, die stämmigen Beine stolz von sich gestreckt.

Mit der ihm zugedachten Partnerin Panay lief es erst mal schleppend. Poldi hat sie anfangs gebissen, kleiner Hinweis darauf, wer künftig der Chef im Pustelschweinestall zu sein gedachte. „Da habe ich in die Trickkiste gegriffen“, sagt Klaus-Dieter Grahl. Nähere Details mag er nicht verraten, Betriebsgeheimnis, aber ein paar Tage später hat es gefunkt zwischen Eber und Sau. Die ältere, aber deutlich kleinere Panay ordnet sich unter, Poldi zwickt sie nur noch ganz selten und dann zum Beweis seiner Zuneigung.

Auch das Spiel mit der Öffentlichkeit beherrscht er perfekt. Poldi hat sein Stammpublikum, vorwiegend kleine Kinder. Visayas-Pustelschweine sind sehr zutraulich, was auf den Philippinen zu ihrer annähernden Ausrottung geführt hat. Im Zoo aber droht keine Gefahr durch Jäger und Farmer, sodass sie bedenkenlos ihre Schnauzen durch den Zaun des auswärtigen Geheges drücken, wenn Besuch vorbeischaut. Gewissenhaft schnüffelt Poldi die ausgestreckten Hände der kreischenden Kinder ab und merkt dank seines herausragenden Geruchssinnes schnell, dass meist nichts zu holen ist. Kein Problem, solange im Stall der Stressball baumelt.

Visayas-Pustelschwein im Zoo

Lebenserwartung:  15 Jahre

Interessanter Nachbar: Hirscheber

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