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Exoten mit hübschem Federschopf. Das Männchen trägt ein gelbes Tuberkel auf dem Schnabel.

© imago/Nature Picture Library

Berliner Schnauzen: Tuberkel-Hokkos: Hühner aus den Tropen

Hokkos leben am liebsten tief im Regenwald verborgen. Vielleicht hat es sie davor bewahrt, domestiziert zu werden.

Hokkos gibt es viele: 50 verschieden Arten dieses Vogels existieren. Noch jedenfalls. Die Tiere werden als stark gefährdet eingestuft. Denn der Mensch meint, den tropischen Regenwald abholzen zu müssen, wo Hokkos in freier Natur leben. Im Zoo sind zwei Exemplare – ein Huhn, ein Hahn – daheim, die zu den sogenannten Tuberkel-Hokkos gehören.

So ein Tuberkel, ein kleiner Höcker, ist ja eigentlich keine schöne Erscheinung. Wobei: Auf dem Schnabel der Hokkos und in Verbindung mit dem gekräuselten Kopfgefieder und der knallgelben Färbung wirkt es ganz ansehnlich. Überhaupt sind Hokkos mit ihren vier bis fünf Kilogramm Körpergewicht stattliche Erscheinungen, sie erinnern an Truthähne. Das hat die Hokkos auf den menschlichen Speisezettel gebracht, was auch nicht unbedingt zu ihrer Bestandserhaltung beiträgt.

Ihr lautes Rufen rührt von einer vergrößerten Luftröhre her

Die Hokkos selbst sind Vegetarier, knabbern am Obst rum, das ihnen im Zoo reichlich kredenzt wird, meist in der Früh und zurzeit in ihrem Haus, weil Madame Hokko saisonbedingt an den Zehen etwas empfindlich ist, auch bei jetzt steigenden Temperaturen.

So hocken sie im Warmen. Weder schütteln sie gerade die Köpfe, noch flattern sie mit kräftigem und gut hörbarem Schlag mit den Flügeln – beides ist nämlich ihre Form der Kommunikation; im Moment haben sie sich wohl nichts zu sagen. Beim Balzen wäre das Flügelgeknatter gewaltig.

Ohnehin sind die Hokkos sehr mitteilungsfreudig, ihr Rufen ist noch in einer Entfernung von einem Kilometer zu hören. Die Lautstärke rührt von einer vergrößerten Luftröhre her. Gesellig sind sie ebenfalls, mitunter vergnügen sich bis zu 50 Exemplare auf den Futterbäumen. In der Regel leben die Hokkos monogam, es soll unter den diversen Arten aber auch rechte Hallodris und Hallodrinen geben.

Hokkos lebten bereits im Oligozän

Zu Zank kommt es eher selten. Es gibt keine Revierkämpfe, kein Hierarchie-Gemetzel. Hokkos leben am liebsten im Verborgenen, eine Zurückhaltung, die in krassem Widerspruch zu ihren aufmerksamkeitsheischenden Geräuschen steht. Aber vielleicht bietet ihnen genau dieses Leben Schutz. Vielleicht hat es sie davor bewahrt, domestiziert zu werden. Und das, obwohl die Hokko-Hühner lange schon auf Erden weilen: Es sind Fossilien gefunden worden aus dem Oligozän, also mehr als 20 Millionen Jahre alt. Sie haben demnach schon einiges mitgemacht im Laufe der Evolution, etliches merkwürdiges Getier, einige Abkühlungen des Erdklimas, allerlei Unbill.

Zwar wurde in Europa mal versucht, Hokkos als Fleisch- oder Eierlieferant zu züchten, aber das brachte nicht den erhofften Ertrag. Die Flattermänner und -frauen vertragen die europäische Kälte einfach nicht, und die abgelegten Eier sind zu klein und zu wenige, als dass sie genug Eierkartons füllen könnten und industrietauglich wären.

Mit unseren heimischen Hühnern sind Hokkos nicht kompatibel. Nicht zur Kreuzung und nicht mal zum fröhlichen Beisammensein in Bodenhaltung. Die Regenwald-Hühner hocken lieber auf Bäumen, als in Käfigen aufeinander rumzuhacken. Ach, eierlegende Haushühner, wärt ihr doch Hokkos geworden. Verglichen mit einem Leben als Schlachtvogel ist ein Tuberkel auf dem Schnabel ja kaum der Rede wert.

Tuberkel-Hokko im Zoo

Lebenserwartung:  bis zu 25 Jahre

Fütterungszeiten:  frühmorgens, wenn noch keine Besucher im Zoo sind

Interessanter Nachbar: Rotschnabelkitta

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