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Vorsicht vor Krokodilen. Witwenpfeifgänse sind in Südamerika, Afrika und auf Madagaskar zu Hause.

© imago/imagebroker

Berliner Schnauzen: Rangordnung? Sie pfeifen drauf!

50 Witwenpfeifgänse leben im Zoo vorbildlich in einer Kolonie. Aber wie finden die Paare in diesem Gewusel zueinander?

Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkunden, warum die Witwenpfeifgans heißt, wie sie heißt. Das Gesicht, also Stirn und Kehle, sind weiß, Hinterkopf und Nacken sind schwarz, voilà, die Witwentracht früherer Jahre. Steht ihr aber gut, diese Färbung, und wenn man sich ihr nähert, fängt sie hell an zu pfeifen, als wollte sie demonstrieren, dass sie eine gar lustige Witwe ist.

Etwa 50 dieser Gänse leben hier im Zoo in einer Kolonie, haben nicht viel zu tun, außer eitel, aber reinlich das schwarze Gefieder zu putzen. Und Krokodile oder Adler, die ihnen in der Heimat Südamerika und in Afrika südlich der Sahara, an den Federkragen wollen, um sie vom Witwenstatus in den Futterstatus zu bringen, kommen nicht in die Voliere.

So lebt es sich bequem, und so vermehrt es sich auch gut. Das geht mit der Geschlechtsreife ab etwa einem Jahr los, und die wird reichlich genutzt. In diesem Jahr erwartet Kurator Tobias Rahde 20 weitere Jungtiere, die dann an andere Zoos abgegeben werden.

Sie haben ein gewisses Repertoire

Bisschen blöd könnte es den Witwenpfeifgänsen vorkommen, dass sie ihre Produkte der Liebe nicht selber ausbrüten. Das übernimmt der Zoo im Brüter, und die Witwen erkennen nach dem Schlupf die eigenen lieben Kleinen nicht. Sie hausen ohnehin in einer Groß-WG, eine Kolonie ohne Rangordnung, auch wenn die Paare monogam leben, bis dass der Tod sie scheidet. Vorbildlich sind auch die Gänseriche, die übernehmen anstandslos gleichgeschlechtliche Brutaufgaben.

Aber wie finden sich die Paare im Gewusel von 50 Gänsen? Sie erkennen sich, sie rufen sich zu, sie pfeifen sich eins. Für menschliche Ohren ist das ein und derselbe hohe Ton, doch was wissen wir Zweibeiner schon von den Kommunikationsformen der Gänse?

Wir essen sie, auch die Witwenpfeifgans wird gejagt, ist dennoch nicht gefährdet. Sie soll nach Ente schmecken, heißt es, besonders viel ist wahrlich nicht dran. Auch was sich die Gänse vor dem Kochtopf zu sagen hätten, davon wissen wir nichts. Es gibt Pfeiftöne, die werden als Warnung ausgestoßen, und es gibt spezielle Pfeiftöne zur Stimmerkennung. Die schwarzen Gänse haben also ein gewisses Repertoire. Es ist halt noch nicht übersetzt.

Was sollten sie draußen?

Die Interaktion mit den Pflegern vollzieht sich nur per Bestechung mit Salat. Dann kommen sie schon mal angewatschelt, stolz mit gerade aufgerecktem weißen Hals, was ihren etwa 40 Zentimetern eine gewisse Eleganz verleiht. Und so hüpfen sie in den Frühling, sind flugtauglich, aber eingesperrt in die Voliere. Was sollten sie auch draußen?

Hier drinnen haben sie Wasser, Sandbänke, Nistplätze, alles ohne aufwendige Suche, ja sogar Nahrung – in freier Wildbahn brechen kleine Delegationen pfeifender Witwen zur Dämmerung auf, um Schnecken und Insekten heranzuschaffen. Und weil die Evolution sie mit einer besonderen Anpassungsfähigkeit ausgestattet hat, sie auch ansonsten sehr umgängliche Vögel sind, die keinem Böses wollen, kann man sie wohl in der Tat als lustige Witwen bezeichnen.

Und darauf pfeifen sie sich noch eins.

Witwenpfeifgans im Zoo

Lebenserwartung:  15 bis (bei guter Pflege) 20 Jahre

Natürliche Feinde:  Krokodile

Interessanter Nachbar: Alpacas

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