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Zwei Inkaseeschwalben (Larosterna inca) im Zoologischen Garten in Berlin.

© imago/Metodi Popow

Berliner Schnauzen: Inkaseeschwalben: Und ewig lockt das Weibchen

Graues Federkleid und tiefroter Schnabel: Hübsch sind die Inkaseeschwalben. Bei der Balz verführen sie mit ihrem größten Reiz, einem Buckel.

Es ist ja früh im Jahr und möglicherweise auch etwas zu kalt, aber wer schon mal eine Ahnung verspüren möchte, wie das so sein könnte in wärmeren Tagen am Meer, der geht einfach zur Wellenanlage im Zoo.

Meer? Wellen? Mitten in Berlin? Aber ja, es gibt außerdem echte Strandkörbe, man kann auf eine leichte Dünung schauen, auf eine zerklüftete Steilküste, auf Sand, auf ein altes Fischerboot. Man muss halt nur – wie man das gewohnt ist von unseren Möwen an Ost- und Nordsee – achtgeben, dass einem die dort herumfliegenden Schwalben nicht auf den Kopf ..., na, Sie wissen schon.

Obwohl diese Schwalben das gewöhnlich sowieso nicht an Ost- oder Nordsee machen, es sind nämlich Inkaseeschwalben, und die verrichten ihre Geschäfte am liebsten an der südamerikanischen Pazifikküste, also unterhalb der Anden, im einstigen Herrschaftsbereich der Inkas. Dort tauchen sie in das kalte Wasser des Humboldtstroms ein. Und schmarotzen hinter Fischerbooten nach Resten aus dem frischen Fang. Oder, gar nicht dumm, lassen die Fische von Seelöwen, Walen und anderen Fischjägern aufscheuchen, um sich dann an ihnen schadlos zu halten.

Unsere Berliner haben dergleichen Hinterlist natürlich nicht nötig, die Wellenanlage wäre für einen Wal auch etwas zu klein, und sie werden ja sowieso gefüttert von den netten Menschen im Zoo.

Hübsch sind die Inkaseeschwalben mit ihrem grauen Federkleid, mit ihrem tiefroten Schnabel und ebensolchen Füßen. Ihre Größe liegt etwas unter der einer Seemöwe, krächzen können sie trotzdem genauso lautstark. Sie hocken auf Pfosten, putzen sich mit ihren Säbelschnäbeln oder zeigen den Strandkorbhockern, dass sie auch in der Voliere geschickte Flieger sind. Dabei kommen sie, weil sehr neugierig, den Hockern reinheitsgefährdend nahe.

Die Inkaseeschwalbe gilt seit 2004 als gefährdete Art

Wenn sie sich zurückziehen, dann in Höhlen, in der Heimat also in jene der peruanischen und nordchilenischen Steilküste. Vorzugsweise im Paar. Vorausgegangen ist eine hübsche Balz, bei der das Weibchen das Männchen mit seinen Reizen lockt. Dabei zieht es den Kopf ein und sträubt die Nackenfedern – so entsteht ein Buckel. Herr Schwalbe weiß nun, was zu tun ist. Er schnappt sich einen Fisch und schenkt ihn Frau Schwalbe. Damit ist der Moment gekommen, in dem die zwei sich zugetanen Schwalben unter sich sein wollen, und wenn alles glücklich verläuft, brüten sie schließlich ein bis zwei Eier aus. Nach einem Monat krächzen zwei flügge gewordene Jungschwalben am Strand.

Eine Voliere wie die im Zoo hat neben dem Wellengang auch den unschätzbaren Vorteil, dass die Tiere sicher sind. In der Heimat können nämlich schon mal Fuchs, Marder oder Greifvogel Ärger machen – und den Schwalben den Garaus.

Dass die Inkaseeschwalbe seit 2004 als gefährdete Art gilt, von der geschätzt nur noch 150 000 Exemplare existieren, liegt aber nicht an den erwähnten tierischen Feinden. Das erledigt ein anderes Tier, der Mensch, schon ganz allein. Wenn er nämlich die Küstenregion, Schwalbens Lebensraum, zubaut, oder wenn er den Fischbestand dramatisch reduziert und den Tieren damit die Nahrung entzieht. Eine Inkaseeschwalbe frisst ja nichts anderes. Allenfalls noch das Eis am Stiel in den Händen der Strandbesucher. Aber so weit ist es bisher zum Glück nicht gekommen.

Inkaseeschwalbe im Zoo

Lebenserwartung: In Obhut bis zu 25 Jahre

Interessanter Nachbar: Edwardsfasan

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