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Präriehunde ähneln Erdmännchen. Die Jungtiere wollen unterhalten werden.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Diese Nager sind echte Ausbruchskünstler

Warum Schwarzschwanz-Präriehunde den Pflegern im Tierpark das Leben schwer machen.

Sein Kopf schlägt auf die Erde. Wieder und wieder. Lieber nochmal. Soll ja halten. Er macht weiter, bis die Erde am Eingang zur Höhle festgeklopft ist. Warum benutzt du nicht deine Pfoten? Schwarzschwanz-Präriehunde sind echt eigenartig.

Der Name weckt falsche Erwartungen. Im Gehege gleich rechts hinterm Tierpark-Haupteingang, gegenüber von den Waldbisons, sind keine schnittigen Vierbeiner zu sehen. Präriehunde – da denkt man doch an schlanke Tiere mit glänzendem Fell, die durch Staub und flaches Gras sprinten, die Bewegungen elegant und präzise. Und dann donnert da ein beigefarbener, etwa 30 Zentimeter großer Nager seinen Kopf auf den Boden.

Die Präriehunde ähneln Erdmännchen oder Murmeltieren. Dieses Jahr gibt es besonders viel Nachwuchs, sagt Pfleger René Viete und zählt durch. Elf, ja, es sind elf. Die Jungtiere wollen unterhalten werden. Mama, oder Papa, so genau kann man das nicht sagen, bäumen sich auf und lassen sich auf die Kleinen fallen. Die winden sich frei und klettern auf die Rücken der Älteren.

Ein Wächter warnt vor Gefahren

Plötzlich quietscht einer der Präriehunde. Reglos sitzt er in einer Ecke. Ein Wächter, erklärt der Pfleger. Im Tierpark interessiert der Warnruf aber offenbar wenig. Es gibt in Berlin zwar hungrige Habichte – aber die Nager nehmen sich ja nicht mal untereinander ernst hier.

Auf den nordamerikanischen Great Plains, dem natürlichen Lebensraum der Präriehunde, sind die Warnlaute dagegen überlebenswichtig, etwa wenn ein Kojote im Anmarsch ist. Dann huschen alle in ihre unterirdischen Höhlen. Zwei Meter tief graben sie nach unten, bauen ein Tunnelsystem und Schlafnester.

Im Tierpark ist ein Grabschutz in den Gehegeboden eingezogen. Sonst würden die Präriehunde sich bis zu den Bisons buddeln. Alles schon passiert. In der früheren Unterbringung war die Abschottung ungenügend – und plötzlich liefen die Nager den Elefanten zwischen den Beinen herum. Auch hätten sie ständig an den Glaswänden Erdhügel aufgeschüttet, erzählt René Viete. Die Pfleger mussten sie immer wieder abtragen, damit die Tiere nicht entwischen.

Das Quietschen soll eigentlich nach Bellen klingen

Jetzt aber, umgesiedelt und besser gesichert, stolpern sie höchstens einem Urson in den Weg. Mit den trägen Baumstachelschweinen teilen sie sich das Gehege. Auch hier gibt es Nachwuchs. Das Baby-Urson muss sich allerdings allein bespaßen, mit den Präriehund-Jungen wird nicht gespielt. „Sonst sehen die danach aus wie ein Nadelkissen“, sagt der Pfleger.

Der Wächter meldet sich wieder. Keiner seiner Artgenossen zuckt. Das Quietschen soll ja eigentlich nach Bellen klingen, daher der Name Präriehund. Tut es aber nicht. Vielleicht behalten die Tiere sich das für die echten Gefahren vor.

Während er erklärt, was Schwarzschwanz-Präriehunde so fressen – Karotten, Gurken, Salat, Körner, Heu –, zählt Pfleger Viete noch mal durch, stockt, starrt auf die Jungtiere. „Es sind zwölf“, sagt er.

Schwarzschwanz-Präriehund im Tierpark

Lebenserwartung: 10 Jahre

Natürliche Feinde: Kojote, Klapperschlange; in Berlin: Habicht

Interessanter Nachbar: Waldbison

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