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Der Alptraum eines jeden Bananenpflückers: die Brasilianische Wanderspinne.

© imago/blickwinkel

Berliner Schnauzen: Brasilianische Wanderspinne: Die giftigste im Spinnenuniversum

Sie gilt als eine äußert aggressive Jägerin, ihr Biss kann tödlich enden. Phoneutria nigriventer ist die gefährlichste Spinne der Welt.

Nun gibt es in unseren Breitengraden keine Bananenplantagen. Für das etwaige Pflückpersonal ist das erfreulich. Denn in den Stauden fühlt sich Phoneutria nigriventer, auch Brasilianische Wander- oder Bananenspinne genannt, ausgesprochen wohl. Phoneutria ist etwa handtellergroß und ein garstiges Wesen. Sie ist nämlich bissig.

Dazu stellt sie sich auf die Hinterbeine, hebt zwei Vorderbeine in die Höhe – einem schießwütigen Pistolero nicht unähnlich –, und beißt zu. Das Gift, das sie hinterlässt, ist das giftigste im Spinnenuniversum. Überwiegend trifft es Insekten, Reptilien und Amphibien. Manchmal aber erwischt sie einen Bananenpflücker. Dann wird es unangenehm. Je nach Giftmenge wird dem Menschen übel und schwindelig, er erbricht sich, fängt an zu schwitzen. Es kann zu Bluthochdruck kommen, zu Herzrasen, Muskelkrämpfen, Durchblutungsstörungen, bei Männern zu einer schmerzhaften Dauererektion – und im schlimmsten Fall zu einem Schockzustand, der im Tod endet. Weswegen Bananenpflücker stets ein Gegengift dabeihaben.

Es hat schon Fälle gegeben, dass Phoneutria in Bananenkisten verschifft wurde und sich im örtlichen Supermarkt wiederfand. Doch bevor Panik um sich greift: Das ist höchst selten, und bevor die Bananen im Regal landen, würde die Spinne wohl entdeckt werden – hoffentlich. In ihrer Heimat versteckt sie sich am Tag ohnehin, sie jagt nur bei Dunkelheit. Dann kann sie aber sehr aggressiv werden und schafft Sprünge bis 1,50 Meter Weite. Weil sie nicht auf Opfer wartet, sondern aktiv auf Jagd geht, hat sie ihren Namen weg: Wanderspinne.

Sie neigt zum Kannibalismus

Im Aquarium des Zoos ist das Publikum selbstredend außer Gefahr. Kurator Shahin Tavangari hat Phoneutria hinter ausbruchsicheres Glas gesetzt, und weil sich das Tierchen eben gerne versteckt, hinter das Versteck noch einen Spiegel gestellt. Zur besseren Betrachtung und zum besseren Schaudern.

Hätte das Berliner Exemplar eine Partnerin, hätten die beiden im Moment ohnehin besseres zu tun, als auf Menschenjagd zu gehen. Es ist Paarungszeit in Brasilien, von April bis Juni. Dazu legen die Männchen sogenannte Spermanetze an, füllen damit ihren, nun ja, Begattungskolben und steigen auf das Weibchen. Der Herr ist gut beraten, wenn er sich anschließend schleunigst nach hinten davonschleicht, Madame neigt nämlich, anderen Insektinnen nicht unähnlich, zum Kannibalismus.

Ist aber alles gut gegangen, webt die Lady einen Eiball, aus dem die reizenden Kleinen schlüpfen, auf den Rücken der Mama krabbeln, wo sie sich, hierin ganz die Mutter, voneinander ernähren. Nach ein paar Tagen und der ersten Häutung werden sie selbstständig. Das Weibchen produziert weitere zwei bis drei Eibälle, bis keine Eier mehr da sind. Insgesamt schlüpfen bis zu 2500 Jungtiere und machen die Gegend unsicher. Gut, dass wir hierzulande keine Bananen züchten.

Brasilianische Wanderspinne im Zoo

Lebenserwartung: Etwa ein Jahr

Fütterungszeiten: Unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Interessanter Nachbar: Drachenkopf-Heuschrecke

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