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Kleiner Riese: Rosenkäfer.

© Illustration: Andree Volkmann

Berliner Schnauzen (81): Afrikanischer Rosenkäfer

Die Larven dieses Insekts sind extrem eiweißreich. Das könnte eine Chance für die Zukunft sein - nicht nur der Landwirtschaft.

Die potenzielle Lösung für die Ernährungsprobleme der Menschheit ist zwei Zentimeter lang, schimmert metallisch grün wie ein Kirmesgefährt und brummt wie eine alte Glühbirne.

Brrrrrrrr, plonk. Wieder endet der Flug eines Afrikanischen Rosenkäfers (Chlorocala africana africana) an der Wand der kühlboxgroßen Plastikkiste. Mit sichtlichem Stolz blickt Tierpfleger Shahin Tavangari, der im Aquarium des Zoos für die Insekten zuständig ist, im Lager über den Ausstellungsräumen auf die Käfer herunter.

Und diese lebenden Schmuckstücke könnten tatsächlich unsere Nahrungserzeugung revolutionieren? Ja, sagt Tavangari. Die Larven seien sehr eiweißreich, „wahre Proteinbomben“, und die Art darüber hinaus sehr fruchtbar. Im Januar habe er 80 Käfer eingekauft, im Mai hatte er schon 340 „geerntet“, wie er sagt. 120 davon werden seit Kurzem im Terrarium ausgestellt.

Wegen des Eiweißgehalts und der schnellen Vermehrung seien die Rosenkäfer als Futtertiere geradezu prädestiniert, erklärt er. Nicht nur für Echsen und andere Reptilien. Tavangari denkt größer.

Es fehlt der Wille

Momentan würden viele Zuchttiere vom Schwein bis zum Kabeljau nämlich mit Fischmehl gefüttert. Das koste wertvolle Ressourcen. Hier böten Käfer wie der Rosenkäfer, von dem es zig Varianten gibt, eine bunter als die andere, eine gute Alternative. Momentan fehle allerdings der politische Wille, das auch tatsächlich zu versuchen.

„Theoretisch könnten die Larven auch von Menschen gegessen werden“, sagt er. Aber das sei in der westlichen Welt immer noch ein Marketingproblem. „Das ändert sich wahrscheinlich erst, wenn McDonald’s den ersten Heuschreckenburger auf den Markt bringt.“

Verglichen mit Libellen oder Schaben, die Millionen Jahre alt sind, gelten die Rosenkäfer als eine relativ junge Ordnung. Allerdings erinnert Tavangari auch stets daran, dass bei den Insekten immer noch vieles im Ungefähren liegt. Ständig entdecke man etwas Neues oder müsse altes Wissen über Bord werfen.

Lange wackeln hilft

Was man über den Rosenkäfer weiß: Er ist heimisch im tropischen Afrika, bei Kämpfen rennen die Männchen, die man an einem schwarzen Punkt am unteren Bauch erkennt, mit ihren Köpfen aneinander und zur Paarungszeit wackeln die Weibchen so lange mit ihrem Po, bis sie die Aufmerksamkeit eines Männchens gewonnen haben.

Wer Rosenkäfer zu Hause züchten will, muss wenig beachten. Die Tiere sind genügsam. Nur die Terrarien sollten ordentlich mit Erde aufgefüllt sein. Die Eier vergraben die Weibchen nämlich bis zu 15 Zentimeter tief.

Kaum geschlüpft, ist das Leben der Käfer dann allerdings auch schon fast wieder vorbei. Vom Larvenstadium bis zum Tod als Käfer vergehen selten mehr als sechs Monate.

Züchter schätzen das Tier trotzdem: nicht nur wegen seiner schönen Farbe, sondern auch weil es tagaktiv ist und so für ordentlich Bewegung im Schaukasten sorgt. Ein paar Exemplare eingemeindet, und schon ein paar Wochen später gleicht das Terrarium einer Autoscooterbahn.

AFRIKAN. ROSENKÄFER IM AQUARIUM

Wissenswertes: Die Käfer sind eine der jüngsten Anschaffungen des Aquariums des Zoos.

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