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Christuskirche in der namibischen Hauptstadt Windhuk, davor das Standbild des Berliner Bildhauers Adolf Kürle (Archiv).

© Jörg Schmitt dpa

Aufarbeitung der deutschen Fremdherrschaft: Namibia entfernt Straßennamen von Kolonialisten

Bis 1915 stand Namibia als „Deutsch-Südwestafrika“ unter kolonialer Kontrolle des Deutschen Kaiserreichs. Nun wurden Straßennamen der Kolonialisten getilgt.

In der namibischen Hauptstadt Windhuk haben am Mittwoch viele Straßen ihre deutschen Namen aus der Kolonialzeit verloren. Insgesamt wurden 15 Straßen zugunsten namibischer Freiheitskämpfer sowie politischer und kirchlicher Aktivisten umbenannt, wie „Hitradio Namibia“ am Donnerstag berichtet.

Geehrt wurde unter anderem der namibische SWAPO-Politiker Mburumba Kerina, der zugleich als Namensgeber des demokratischen Namibia gilt. Zu den bekanntesten Straßen zählten die Bismarck-, Bahnhof- und Lüderitzstraße. Der deutschsprachige Radiosender spricht von einer „Massenumbenennung“.

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Das heutige Namibia stand mehr als 30 Jahre unter deutscher Kolonialherrschaft. Deutsche Soldaten schlugen zwischen 1904 und 1908 Aufstände der einheimischen Volksgruppen der Herero und Nama brutal nieder. Rund 60.000 bis 70.000 Männer, Frauen und Kinder kamen dabei ums Leben. Seit 2015 führen Namibia und Deutschland bilaterale Gespräche über die Aufarbeitung des Genozids.

Umbenennung kolonialer Straßennamen in Berlin

In den vergangenen Jahren wurden in dem südwestafrikanischen Land etliche Städte und Straßen aus der Kolonialzeit umbenannt. In der Kleinstadt Otjiwarongo etwa regte sich 2016 massiver Widerstand gegen eine nach Lothar von Trotha benannte Straße. Der deutsche General hatte einst den „Vernichtungsbefehl“ für Namibias Herero und Nama gegeben.

Das deutsche Kolonialreich endete im Jahr 1919, nach 30-jährigem Bestehen. Im Sommer desselben Jahres wurde das Reichskolonialamt aufgelöst. In Berlin gibt es noch zahlreiche Straßennamen, die mit dem deutschen Kolonialismus in Verbindung stehen. So befinden sich die Kamerun- und Transvaal-Straße in Berlin-Wedding.

Die Petersallee erinnert an den Begründer der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Er war wegen seiner Brutalität und seiner ausgeprägten rassistischen Einstellungen bekannt. Adolf Lüderitz, verewigt in der gleichnamigen Straße, war ein Großkaufmann und erster deutscher Landbesitzer in Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia. Umstritten ist, wie legal er das Land, das ihm gehörte, erworben hat. Auch die Wissmannstraße in Berlin-Neukölln oder die Nachtigal-Straße in Berlin-Wedding sind umstrittene Namensgeber und die nach ihnen benannten Straßen in der Debatte um eine Änderung der Namen.

Deutschlands koloniale Bestrebungen reichen bis ins 17. Jahrhundert. 1683 besaß Brandenburg-Preußen eine Kolonie an der Westküste Afrikas. Ihr Name: Groß-Friedrichsburg. 1717 verkauften die Preußen die Kolonie an die Niederländer. Bis dahin haben sie sich am transatlantischen Sklavenhandel beteiligt. (KNA/ Tsp)

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