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Albanien - Land im Zeichen des zweiköpfigen Adlers.

© Illustration: Celine Dirks / Tsp

Albanien von A bis Z: Alles, was Sie über den Geheimtipp vom Balkan wissen müssen

Wanderparadies, bewegte Geschichte und überall Rakia. Albanien gilt als letzter Balkan-Geheimtipp. Dabei wusste schon Franz Josef Strauß das Land zu schätzen.

A wie Ahmet Zogu I. Erklärte sich 1928 zum „König der Albaner“. Floh zehn Jahre später ins griechische Exil und soll fortan 200 Zigaretten pro Tag geraucht haben. Diese Leidenschaft hat Albaniens einziger König seinem Volk hinterlassen. Mit 2492 Zigaretten pro Kopf im Jahr belegt das Land Platz drei im weltweiten Raucher-Ranking.

B wie Bunker. Fast 750.000 Stück ließ der kommunistische Diktator Enver Hoxha in den 70er Jahren zum Schutz vor vermeintlichen Angriffen bauen. An Stränden, in Bergen oder Städten – überall stehen die pilzförmigen Betonklötze. Heute dienen sie bestenfalls als Graffiti-Leinwand oder Ziegenställe.

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C wie Cifteli. Traditionelle Langhalslaute. So rasant wie Hajdar Kamberi zupft niemand ihre zwei Saiten. Tag für Tag sitzt der alte Mann in der Festung von Kruja und begeistert sein Publikum. Wer kein Geld dabei hat, Kamberi akzeptiert auch Zigaretten (siehe „A“).

Bauern verteidigten ihre Cannabis-Felder mit Raketenwerfern

D wie Drogen. Nirgends auf dem Kontinent wird mehr Cannabis angebaut als in den Bergen des Landes. Genaue Zahlen gibt es nicht, doch allein 2017 vernichtete die Polizei 2,3 Millionen Cannabis-Pflanzen. In Lazarat verteidigten Bauern 2014 ihre Marihuana-Felder mit Raketenwerfern und Maschinenpistolen. Erst als Panzer anrückten, gaben sie auf.

E wie Edi Rama. Größte Persönlichkeit Albaniens – nicht nur wegen seiner 2,02 Meter. In den 80er Jahren Basketballer in der Nationalmannschaft, seit 2013 ist der Sozialdemokrat Premierminister. Davor war er mal Bürgermeister von Tirana, wo er Parks anlegen, den Verkehr neu regeln und Fassaden streichen ließ.

Edi Rama, Ministerpräsident von Albanien, und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission.
Edi Rama, Ministerpräsident von Albanien, und Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission.

© Franc Zhurda/dpa

F wie Franz Josef Strauß. In Albanien wird der impulsive bayerische Politiker bis heute als Volksheld verehrt. In den 80er Jahren besuchte er das damals isolierte Land mehrfach und sorgte für Wirtschaftsaufträge sowie die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Dafür widmete ihm Tirana posthum einen Platz.

G wie Geberkonferenz. Mehr als eine Milliarde Euro hat die internationale Staatengemeinschaft auf einer Konferenz im Februar 2020 dem Balkanstaat garantiert. Beim verheerenden Erdbeben im November 2019 starben 51 Menschen, mehr als 15 000 wurden obdachlos.

41 Jahre regierte Enver Hoxha mit harter Hand

H wie Hoxha. Von 1944 bis 1985 brutaler wie paranoider Diktator. Enver Hoxha verscherzte es sich erst mit der Sowjetunion und brach später die Beziehungen zu China ab. Setzte auf Personenkult, veröffentlichte 71 Bände seiner Tagebücher, ließ Lieder auf sich dichten und seinen Namen mit Steinen an einen Berghang bei Berat legen. Aus „Enver“ haben die Menschen nun „never“ geformt.

I wie Ismael Kadare. Wegen seiner Nähe zur kommunistischen Partei unter Hoxha ein umstrittener Autor. Den Man Booker Prize hat der 85-Jährige bereits erhalten, auf den Literaturnobelpreis wartet er noch. Sein Motto: „Kunst entsteht am Abgrund.“

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J wie Judentum. Mini-Minderheit, je nach Quelle 50 (Wikipedia) bis 2000 (Reiseführer) Glaubensmitglieder. Im Zweiten Weltkrieg versteckten Einheimische jüdische Flüchtlinge vor der deutschen Besatzung und beriefen sich auf den „Kanun“, den albanischen Ehrenkodex, wonach Fremde notfalls unter Lebensgefahr aufgenommen werden müssen. Die Gedenkstätte Yad Vashem ehrt 75 Albaner als „Gerechte unter den Völkern“. Mehr als in den USA, Großbritannien, Spanien und Schweden zusammen.

K wie Korca. Kennen die meisten wegen des gleichnamigen (und sehr süffigen) Biers, ist aber zuallererst eine Stadt im Südosten. Die rund 50 000 Einwohner sind stolz auf ihre Geschichte, die verschiedenen Kulturen, die Museen und das Theater. Wegen seiner literarischen Tradition rühmt sich Korce als „Wiege der albanischen Kultur“.

L wie Lenin. Verschoben, verrostet, vergessen. Die Lenin-Statue, die sich im Hinterhof der Nationalgalerie befindet, gibt kein beeindruckendes Bild mehr ab. Im Zentrum Tiranas, ein paar Meter entfernt vom großen Boulevard, erodiert sie neben einer Stalin-Büste und einer Hoxha-Statue. Aufgereiht wie im Diktatoren-Quartett – nur ohne Ass im Ärmel.

Attraktive Mischung. Tirana hat einiges zu bieten.
Attraktive Mischung. Tirana hat einiges zu bieten.

© imago images / Kickner

M wie Mullixhiu. Albaniens bestes Restaurant liegt im Tiefparterre eines sozialistischen Plattenbaus am Rande Tiranas. Chefkoch Bledar Kola arbeitet daran, seinem Heimatland eine kulinarische Identität zurückzugeben. Es gibt Spinat-Reisrollen mit Schmand, Zucchini-Salat, Puffreis und Eisenkraut. Fleisch serviert er erst bei Gang sieben.

N wie Nord-Mazedonien. Mehr als 500 000 Auswanderer stellen im Nachbarland ein Viertel der dortigen Bevölkerung. Die berühmteste Exilantin war Anjezë Gonxhe Bojaxhiu alias Mutter Teresa. Sie wurde zwar in der mazedonischen Hauptstadt Skopje geboren und hatte eine Mutter aus dem Kosovo, doch für die Albaner ist sie eine von ihnen.

O wie Olympia. Weder bei Sommer- noch bei Winterspielen konnten Athleten jemals eine Medaille gewinnen. In Tokio ruhten die Hoffnungen auf Weitspringer Izmir Smajlaj. Der frühere Europameister belegte am Ende Rang 17.

Das Essen kommt meist auf Platten - und ist meist Fleisch

P wie Platten. Auf denen werden traditionell Speisen serviert. Für viele Albaner bedeutet das vor allem: Fleisch. Steaks vom Holzkohlegrill, Wursteintopf, Schaschlik, Kebab, Köfte. Vegetarier müssen sich nicht fürchten. Alle Vorspeisen sind vegetarisch – und werden auf Platten serviert.

Q wie Qeleshe. Halbrunde oder kegelförmige Kopfbedeckung. Die Kappe ist weiß und aus Filz. Letzteres hat dem Kopfschmuck seinen Namen (lesh = Wolle) beschert. Heute trägt ihn kaum noch wer. Mit abnehmender Popularität steigt die Präsenz in Souvenirshops.

Das Nationalgetränk Rakia gibt's am jeder Ecke

R wie Rakia. Nationalgetränk und selbst in entlegensten Bauerndörfern (da natürlich selbstgebrannt) erhältlich. Vorsicht! Der Obstbrand bringt selbst geübte Schnapsdrosseln an ihre Grenzen. Franz Josef Strauß (siehe „F“), besagt die Legende, soll nach einer durchzechten Rakia-Nacht den härtesten Kater seines Lebens gehabt haben.

S wie Skanderbeg. Allgegenwärtiger Name im ganzen Land. Brandy-Marken und Plätze sind nach ihm benannt, Statuen wurden dem Nationalhelden gewidmet. Ruhm erlangte Adelssohn Skanderbeg im 15. Jahrhundert durch die Verteidigung der albanischen Fürsten gegen die übermächtigen Osmanen. Nach seinem Tod eroberten die Türken Albanien und besetzten es 400 Jahre lang.

T wie Tirana. Die perfekte Nacht in der Hauptstadt skizziert Emiliano Abedini, 25, Student und Reiseleiter: Der Abend startet mit einem Glas Rakia im Vintage-Museum Komiteti. Danach führt kein Weg an den Bars im Block-Viertel vorbei. Früher lebten hier die Parteikader, heute geht es bunt zu. Latino, House und Jazz werden ebenso gespielt wie griechische oder albanische Volkslieder. Wer Techno mag: In den Diskotheken Lollipop und Pesa Community kann man bis in den Morgen tanzen.

Kommunistische Statuen im Hinterhof
Kommunistische Statuen im Hinterhof

© mauritius images / Bruno Kickner

U wie U-Boote. Zwölf Stück des Typs 613 hatte die Sowjetunion 1955 in einem 650 Meter langen Tunnel an der albanischen Riviera stationiert. Als Hoxha den Warschauer Pakt sechs Jahre später aufkündigte, behielt er einfach vier Boote. Das riesige Tunnel-Tor bei Porto Palermo erinnert an die Posse aus dem Kalten Krieg.

V wie Vereinigte Staaten von Amerika. Die sind, seit US-Truppen für einen Rückzug der Serben im Kosovo-Krieg sorgten, extrem beliebt. Führt zu kruden Auswüchsen – siehe die gewöhnungsbedürftigen Statuen für Hillary Clinton und George W. Bush. In Berat ließ sich ein Millionär gar das Weiße Haus nachbauen.

W wie Wandern. Geht nirgends so ursprünglich wie in den albanischen Alpen. Nahezu unerschlossene Bergdörfer, atemberaubende Ausblicke und dazu mit dem „Peaks of the Balkans“ ein neu angelegter Fernwanderweg, der nach Montenegro und in den Kosovo führt. Gezeltet werden kann wild.

Die Züge in Albanien fuhren früher in der DDR

X wie Xhuvani. Nachname des Regisseurs Gjergj Xhuvani (1963 – 2019). Sein Film „Mein Freund mein Feind“ thematisiert die Besatzung Albaniens durch die Wehrmacht.

Y wie Yannoulatos: Nachname des Erzbischofs der orthodoxen Kirche von Albanien, Anastasios Yannoulatos. Geboren 1929 in Piräus, verbrachte Jahrzehnte als Missionar in Afrika, lehrte an der Universität in Athen und wurde nach dem Tod Hoxhas 1985 nach Albanien geschickt. Seitdem Erzbischof. Yannoulatos wurde 2017 – mit 88 Jahren – eingebürgert.

Z wie Zugfahren. Loks stammen teils von der DDR-Reichsbahn. Der Fahrplan des Landes passt auf zwei Din-A4-Seiten. Passagiere brauchen Geduld. Für die 220 Kilometer von Shkodar nach Vlore benötigt die Diesellok 12:31 Stunden. Dafür kostet das Ticket weniger als zwei Euro.

HINKOMMEN

Die Billigfluglinie Wizz Air fliegt drei Mal pro Woche von Berlin nach Tirana. Die günstigsten Tickets für Hin- und Rückflug gibt es ab 80 Euro.

UNTERKOMMEN
Lot Boutique Hotel, Unterkunft in einem restaurierten Gebäude von Tirana, Doppelzimmer ab 75 Euro pro Nacht, hotel-lot.com.

RUMKOMMEN
Der „Lonely Planet“ hat Albanien bereits vor Jahren als Top-Reiseziel in seine Empfehlungsliste aufgenommen. Individuell bieten sich Rundfahrten mit dem eigenen Auto an. Oder geführte Bustouren, eine achttägige Rundreise kann man unter anderem bei

DER Touristik buchen, ab/bis Tirana für 700 Euro. Diese Reise wurde unterstützt von DER Touristik.

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