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Freiwilliges Soziales Jahr beim THW.

© Technisches Hilfswerk THW

10 Jahre Bundesfreiwilligendienst: Gesellschaft von ihrer besten Seite

Rund 400.000 Menschen haben sich bisher im Bundesfreiwilligendienst engagiert. Er zeigt, wie Zusammenhalt funktioniert. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Alle reden von Veränderung der Gesellschaft - das ist sie. Und stilbildend ist sie auch. Über Besseres reden ist leicht, Gutes tun besser. In dem Sinne: Im Juli 2011 startete der Bundesfreiwilligendienst (BFD).

Er war Ersatz für den Zivildienst, früher: ziviler Ersatzdienst, der zusammen mit dem Wehrdienst ausgesetzt wurde. Der BFD, ein überraschendes Erfolgsmodell: Schon am allerersten Tag waren fast 1000 Freiwillige im Dienst. Und Woche für Woche kamen neue freiwillig Dienstleistende hinzu.

Im Dezember waren es fast 30.000. Neu war damals, dass sich Frauen und Männer jeden Alters bewerben konnten. Heute sind rund ein Viertel der Freiwilligen älter als 27, gut zehn Prozent sind älter als 50 Jahre. Und etwa 60 Prozent der Freiwilligen sind Frauen.

Wie der BFD selbst sagt, ist er besonders für jene Menschen interessant, die sich um- und neuorientieren möchten, zum Beispiel nach einer Familienphase.

400.000 Menschen haben sich im BFD engagiert

In der Ausgestaltung ist er ähnlich wie die Jugendfreiwilligendienste. Die Mehrzahl der Freiwilligen ist bei den gleichen Trägerorganisationen tätig, die etwa für das Freiwillige Soziale Jahr, das FSJ, zur Verfügung stehen.

Die Träger begleiten pädagogisch, organisieren Fortbildung und Qualifizierung der Einsatzstellen und vermitteln, wenn es zu Streit oder Problemen zwischen Freiwilligen und Einsatzstellen kommt.

Die Einsatzfelder sind im Übrigen ziemlich vielfältig - wie die gesellschaftlichen Anforderungen. Waren Zivildienstleistende vor allem im sozialen und ökologischen Bereich tätig, stehen im BFD außerdem Kultur und Denkmalpflege, Bildung, Sport, Integration oder Zivil- und Katastrophenschutz offen.

Konkret: Mit Kindern lernen und spielen, Menschen ohne Wohnsitz bei Behördengängen unterstützen, Tanzworkshops, Wanderwege in Stand halten, Schülerinnen und Schüler durchs Theater führen oder im Nachbarschaftscafé aushelfen. Im vergangenen Jahrzehnt ist der BFD immer weiter gewachsen. 400.000 Menschen haben sich dort bisher engagiert.

Kritik an bürokratischen Hürden

Um noch attraktiver zu werden, muss sich allerdings auch etwas ändern. Die Diakonie, einer der Träger, beklagt, dass der BFD „nach wie vor der verstaubten Verwaltungslogik des ehemaligen Zivildienstes“ folge und viel zu bürokratisch aufgebaut sei. Kurz: Es muss einfacher werden, schnell und flexibel Freiwillige an Einsatzstellen zu vermitteln.

Auch die politische Bildung sollte verbessert werden: Nicht mehr fünf Tage bildungspolitisches Seminar in Bildungszentren des Bundes, sondern Seminartage im Rahmen der Bildungsarbeit der Träger. Das hat sich im FSJ und beim Freiwilligen Ökologischen Jahr bewährt.

Viele lernen Lebensbereiche kennen, die ihnen sonst fremd geblieben wären. Für Ältere ist besonders interessant, dass sie ihre Erfahrungen nutzen und weitergeben können. Was die Gesellschaft davon hat, liegt auf der Hand: Vom Einsatz profitieren alle.

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