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Wie Galerien mit Etiketten: Die spannendsten neuen Weinläden

Piwis aus Südtirol, Pet Nats aus Ungarn und Entdeckungen aus Sardinien. Neues aus der Berliner Weinszene.

Not only Riesling

Ein bekannter Name lebt an neuem Ort wieder auf. Ursprünglich war „Not only Riesling“ eine preisgekrönte Kombination aus Weinhandel und Weinbar am Marheinekeplatz. Torsten Just war damals schon dabei, jetzt hat er mit der italienischen Sommelière Michela Marchiori einen neuen Laden direkt am Parkeingang zur Hasenheide eröffnet. Wie das Team, so das Konzept: In den Regalen stehen ausschließlich Weine aus Italien und Deutschland. Selbst auf Champagner wird verzichtet, dafür gibt es deutsche Winzersekte oder Franciacorta aus der Lombardei. Der großzügige Raum beginnt mit einem Tresen, denn „Not only Riesling“ soll auch wieder eine Weinbar sein. Espresso gibt es ebenso. Die Feinkostvitrine vereint italienische Wurstwaren mit den regionalen Käsen von Fritz Blomeyer. Für zu Hause kann man wunderbar griffige Dinkelpasta aus der Toskana erstehen. Marchiori und Just werden künftig aus dem Vollen schöpfen: Steh- und Sitzplätze, Terrasse, Küche, Verkostungsraum, Humidor und Parknähe – viele Möglichkeiten, um das Thema Wein zu spielen. Mit dabei sind viele Flaschen von Winzerinnen und aus Bio-Produktion. Schöne Überraschungen: rarer Riesling aus dem Piemont und die Südtiroler Piwi-Weine von Thomas Niedermayr.

Kreuzberg, Hasenheide 78, Mo – Fr 13 – 21, Sa 11 – 21 Uhr,

Treat

Es begann in Neukölln in unmittelbarer Nähe zu Restaurants wie dem „Barra“, in denen sogenannte Naturweine zur Selbstverständlichkeit wurden. In dieser Nachbarschaft entstand „Treat“ als Handel für Weine jenseits der Weinindustrie, die oft in sehr geringen Mengen auf den Markt kommen. Jetzt ist ein Ableger in Schöneberg hinzugekommen und die Ansprache justiert sich neu. Der arg strapazierte Begriff des Naturweins tritt etwas in den Hintergrund. Der Fokus liegt auf Winzern, die biodynamisch arbeiten und im Keller nur wenig in die Entstehung ihrer Produkte eingreifen. Der Schöneberger Laden sieht von außen aus wie eine Galerie mit Etiketten als Kunstwerke vor weißer Wand. Anders als in Neukölln hat Treat hier (noch) keine Schanklizenz, deshalb sollen verstärkt Tastings mit Anmeldung angeboten werden. Im Wein-Abo gibt es monatlich eine kuratierte Kiste mit Entdeckungen aus ganz Europa (69, 90 oder 120 Euro). Schöne Auswahl einer neuen portugiesischen Winzergeneration, die sich auf die Suche nach ihren Wurzeln macht. Neuester Zugang: maischevergorene Weißweine und sprudelnde Pet Nats aus Ungarn.

Schöneberg, Belziger Str. 30, Di – Fr 15 – 20, Sa 12 – 20 Uhr

Mezzacantina

In der Markthalle Neun betreiben Anna Lai und Tobias Bürger das „Big Stuff Smoked BBQ“. Im Wrangelkiez haben sie sich jetzt den Traum vom eigenen Weinladen erfüllt. Steile Stufen führen hinab ins Souterrain, wo sich in Italien traditionell die Cantina befindet. Italien ist auch eindeutig der Schwerpunkt von „Mezzacantina“. Gesucht wird die Schnittstelle zwischen einer Rückbesinnung auf traditionelle Weinbereitung und der Naturwein-Bewegung. Dabei wird im Gegensatz zu Treat nicht auf die Attraktivität der Etiketten gesetzt. Die kann man bei den kunstvoll liegend gelagerten Flaschen zunächst gar nicht erkennen. Es ist eine sanfte Aufforderung dazu, ins Gespräch zu kommen über Herkünfte, Rebsorten und Herstellung und dabei klassische Anbaugebiete wie das Piemont oder die Toskana neu zu entdecken. Es gibt eine außergewöhnlich tiefe Auswahl aus Sardinien, der Heimat von Anna Lai, und überraschende Funde wie einen Pet Nat Rosé aus Salerno, der die kräftige Aglianico-Rebe zum Tanzen bringt. Außerdem: Flaschen aus Slowenien, der Slowakei, Tschechien und Griechenland. Anders als der Name vermuten lässt, gibt es bei „Mezzacantina“ weder Glasausschank noch Speisen. In Zukunft sind Veranstaltungen geplant.
Kreuzberg, Falckensteinstr. 14, Di – Sa 14 – 20 Uhr

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