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Behaglich-stilvolles Ambiente und gutgemachte österreichische Klassiker: Rüdiger's

© Pierre Wolter / promo

Von TISCH zu TISCH - die Restaurantkritik: Rüdiger’s

Von Backhendl bis Zwetschgenröster: Hier gibt’s die österreichischen Klassiker üppig portioniert.

Behagliche Atmosphäre, freundlicher Service, gutgemachte Kleinigkeiten

Ein großer goldgerahmter Spiegel reflektiert das Porträt von Kaiserin Sissi, auf weiß gedeckten Tischen flackern Kerzen, die Bar ist grün angestrahlt. Es herrscht Behaglichkeit. Der Service ist sichtlich bemüht um freundliche Fürsorge und hält auch mit dezenten Tipps nicht hinterm Berg.

Der österreichische Sekt hat eine deutliche Säure, vielleicht sollte man im besten K.-u.-K.-Stil doch gleich zum Champagner greifen. Vorweg gibt es Liptauer, eine österreichisch-ungarisch-slowakische Spezialität aus Quark und Rahm, gewürzt mit Paprika; auch die eher säuerlich. Ganz klassisch mit reichlich Gemüse war die Frittatensuppe, ein Teller Tafelspitzbrühe mit Streifen vom Eierkuchen und verschiedenen Wurzelgemüsen (7 Euro). Die Ziegenkäsebällchen gibt es auch in „kloan“, dann bekommt man zwei davon, was für eine Vorspeise vollkommen reicht. Außen sind sie goldbraun geröstet, innen cremig, dazu gibt es frischen Salat in einem dichten Dressing mit Tomaten, Feigencreme und Pinienkernen (10 Euro).

Typische österreichische Klassiker

„Beeftatar Rüdiger’s“ gibt es einmal als Vorspeisenportion mit 80 Gramm Fleisch vom Lungenstück (in Deutschland sagt man auch Filet) oder als Hauptspeise mit 150 Gramm, ergänzt um die obligatorischen Kapern, Sardellen und hier auch Paprika. Der Mann vom Service bot von sich aus gleich die kleine Portion zum Hauptgang an, das fand ich gut. Das runde, von roten Zwiebeln bedeckte Küchlein aus rotem Fleisch kam bereits angemacht (14 Euro).

Das halbe Steierische Backhendl wird in einem mit Pergamentpapier ausgelegten schwarzen Korb serviert. Man muss sich nicht vor Knochen fürchten, zwei große, sehr fleischige Bruststücke verbargen sich in einer Kürbiskern-Panade. Etwas an der Panade oder am Fleisch weckte in mir eine Assoziation von Margarine. Das Fleisch war saftig und zart, aber nicht so, dass man sich hätte hineinlegen mögen. Der Kartoffelsalat ruht in einer Porzellanschale mit dünn geschnittenen Gurken, weiterem Feldsalat und einem dezenten Dressing (17 Euro).

Gute Desserts und trinkfreudig kalkulierte Weine

Leider habe ich meinen ursprünglichen Plan nicht verfolgt und den als Dessert angepriesenen Kaiserschmarrn mit Zwetschgenröster zum Hauptgang probiert. Da sie hier schon zwischen klein und groß unterscheiden, wäre es vielleicht eine gute Idee, diese Spezialität mal unter „Net Fisch, net Fleisch“ mit einer Hauptrolle zu bedenken. Stattdessen teilten wir uns die Marillenknödel mit Vanillesauce, die in sich je eine ganze Aprikose hatten, was dem Ganzen eine angenehme Leichtigkeit gab (8 Euro).

Die Weinkarte ist bei den österreichischen Tropfen besonders gut sortiert. Den Grünen Veltliner von Ott servierte der Service mit dem Hinweis, dass es den zur Not auch offen gebe, falls Nachschub benötigt würde (28 Euro). Der Verzicht auf Großspurigkeit fiel ebenfalls angenehm auf, gerade, weil man anderswo immer mal dem Versuch ausgesetzt ist, eine neue Flasche aufzudrängen, wenn sich eine dem Ende zuneigt.

Rüdiger’s Restaurant. Motzstr. 63, Schöneberg, Tel. 25 79 75 97, Di–So 17–24 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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