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Fernöstliches Ambiente, prima Bio-Speisen: House of Small Wonder in Mitte.

© House of Small Wonder

Von TISCH zu TISCH - die restaurantkritik: House of Small Wonder

Das japanische Szenerestaurant ist Liebling der Hipster. Kein Wunder, die Küche ist rundum empfehlenswert.

Seine immense Popularität hat das „House of Small Wonder“ vor allem als Brunch-Restaurant gewonnen. Weil so mancher Hipster dafür auch längere Wartezeiten auf sich nimmt, gibt es im Erdgeschoss ein ganz gemütliches Entrée mit Sofa und Teppich, wo man sich die Zeit vertreiben kann, zumal man hier fast gemütlicher sitzt als an den kleinen Tischen im ersten Stock. Dezente Folklore, eine Bar im Hintergrund, Pflanzen, viel Holz: Das Ambiente ist geprägt von unaufdringlicher Behaglichkeit. Das überwiegend junge, internationale Publikum schätzt die Atmosphäre offenbar ebenso wie die gesunde Küche. Wer auf der Suche nach zukunftsfesten Konzepten für Restaurants ist, sollte hier mal in eine Mahlzeit investieren. Der Service ist aufmerksam und schnell. Allerdings empfiehlt es sich, Grundkenntnisse in Englisch mitzubringen. Das Original zu diesem Restaurant steht übrigens in Brooklyn, was bei manchen Speisen erkennbar ist.

Vorspeisen als Combo

Die Getränkekarte ist so klein wie der Rest des Hauses, aber gut zusammengestellt. Zum Auftakt probierten wir den rheinhessischen Chimpanski, einen munter moussierenden Schaumwein aus Pinot Noir und Portugieser-Trauben (5,50 Euro). Tapas heißen hier ganz herkömmlich „Snacks“, man kann sich auch für eine Combo aus drei Vorspeisen entscheiden (23 Euro). Wir probierten die Crème brûlée aus Hühnerleberpastete in Bioqualität. Die geflämmte Pastete war sehr cremig von unaufdringlich sanftem Geschmack, dazu gab es Brioche in einer goldbraun gerösteten Variante (8 Euro). Auch der „knackige Krautsalat“ zählt als eigene Vorspeise: Der Bowl mit Streifen von Weiß- und Rotkohl verleihen ein hausgemachtes leicht säuerliches Dressing, gerösteter Sesam und etwas schärfere japanischer Shiso-Kresse mit Pfefferaromen Charakter (5 Euro).

Alles Bio

Auch die glasierten Rippchen sind in Bioqualität. Das ausgelöste Fleisch unter der Miso-Honig-Senfsauce liegt zart auf einem schneeweißen Grund von cremigem Blumenkohl-Püree. Dazu passen der bissfeste Rosenkohl, dem der Eigengeschmack gelassen wurde, und Streifen vom goldorange gerösteten Hokkaido-Kürbis mit seinem winterwürzigen Geschmack (21 Euro). Sehr gut schließlich gefiel mir „Mille-feuille-Katsu“, das von der Optik zunächst an eine jener vietnamesischen Knusperrollen erinnert. Tatsächlich handelt es sich um die japanische Antwort auf Cordon bleu, hauchdünn geschnittenes Bio-Schweinefleisch mit Schinken und Käse geschichtet und gerollt, schließlich in Pankomehl knusprig gebraten und in einzelne Häppchen geschnitten (18,50 Euro). Ein toller Effekt, der die Frage aufwirft, ob man nicht mehr europäische Klassiker fände, denen eine Japanisierung Leichtigkeit und Anmut verleihen würde.

Kuchen als Dessert

Zum Nachtisch wird eine Kuchenauswahl angeboten. Die Matcha-Roulade kann man sich auch teilen, und sie bildet einen guten Abschluss: ein grüner, elastischer Sponge-Kuchenteig, um eine weiße Creme gerollt. Auch hier dominieren sanfte Aromen. Ein Dinner, vor dessen Speisen man sich beinahe verbeugen möchte. Der Sauvignon blanc aus Frankreich, der einzige Weißwein auf der Karte, wurde im Übrigen korrekt serviert, war weder zu sauer noch zu herb und passte gut zum Reigen der freundlichen Speisen (6 Euro).

Das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis wirkt wie ein Magnet; gepaart mit spürbarer Gastfreundschaft wird es nahezu unwiderstehlich. Daran ändern auch die nur zwei Stunden Aufenthaltszeit nichts, die einem pro Mahlzeit hier gewährt werden, ehe die nächsten Gäste den Tisch besetzen.

- House of Small Wonder, Johannisstr. 20, Mitte, täglich 9–23 Uhr, Dinner ab 17.30 Uhr. Reservierungen unter houseofsmallwonder.de

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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