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Das Restaurant "Beba" im Martin-Gropius-Bau in Kreuzberg.

© Mike Wolff

Von Tisch zu Tisch - die Restaurantkritik: Ein Bistro mit integrierter Farm im Martin-Gropius-Bau

Amerikanische Backkunst und ostmediterrane Küche: Das Museumsrestaurant "Beba" im Kreuzberger Martin-Gropius-Bau lohnt einen Besuch.

Normalerweise darf man in dieser Rubrik ein Restaurant erwarten, in dem man auch zu Abend essen kann. Diesmal machen wir eine Ausnahme. Die Kombination von israelischen Köstlichkeiten und amerikanischem Kuchen hat ja an sich schon etwas Verführerisches, aber die Lage des Restaurants, für das sich Cynthia Barcomi mit Shani Leidermann zusammengetan hat, eignet sich zudem noch bestens, Besuch von außerhalb auszuführen. Die prominente Kuchenbäckerin und die Restaurantleiterin, Mitentwicklerin restauranteigener Minigewächshäuser, waren in ihrem früheren Leben Tänzerinnen. Da stimmt schon einmal die Chemie. Und die Leidenschaft für gute Küche bringen beide mit. Benannt ist das neue Lokal nach Leidermanns argentinischer Großmutter, einer Köchin.

Konditorin Cynthia Barcomi liefert die Backwaren im Museumsrestaurant 

Der hohe Raum im Martin-Gropius-Bau ist unter der Decke mit Spiegeln verkleidet und mit extravaganten Lampen geschmückt. Schlichte Bistrotische stehen vor einem weiß gekachelten Bartresen. In hohen Gläsern leuchten Salzzitronen und eingelegte Rüben, außerdem gibt es vertikal gestapelte, fliederfarben illuminierte Kästen voller Kräuter und Salatpflanzen, eine Art Wohnzimmergewächshaus. Im vertikalen Garten des Start-ups Infarm werden Blattgemüse aus aller Welt gezogen und frisch für die Zubereitung der Speisen geerntet. Die sympathischen Kellnerinnen bemühen sich, Deutsch zu sprechen, auch wenn das offensichtlich nicht ihre Muttersprache ist.

Zu den Tapas gibt es herrliches Sauerteigbrot. Der sehr fein und klein geschnittene Eiersalat zum Lachs mit Senfblättern hätte kräftiger gewürzt sein können. Besser gefielen uns die „Jewish Style“-Artischocken, prägnant gewürzt mit Zitrone und Zatar, einer typisch nahöstlichen Mischung, auf einem Bett von Joghurt und Käse. Sehr gut gelungen waren auch die fluffigen veganen Mini-Burger aus Blumenkohl in einer Sauce aus Kräuterjoghurt und angerichtet auf einem kleinen Salatbett (drei Tapas zu 15 Euro, eines 7 Euro).

Im Mini-Gewächshaus wachsen Blattgemüse und Kräuter aus aller Welt

Der „Citrus Caesar“ hat mit dem allseits bekannten Salatklassiker nur den Namen gemeinsam. Es ist eine Art süßes Hauptgericht, wie ich es so noch nie gegessen habe: diverse Zitrusfrüchte wie Blutorangenfilets oder Zitronenschnitze mit Schale zwischen Blättern von Sauerampfer, Rucola und Crystal-Salat aus dem Gewächshaus. Cherrytomaten, kandierte und getrocknete, dünn geschnittene Orangen- und Zitronenschalen und eine Zitrus-Vinaigrette mit Thymian machen das Ganze noch fruchtiger. Reichlich karamellisierte Walnüsse, die den Part der Croûtons übernehmen, vermitteln ein Gefühl von Dessert (15 Euro).

Ganz und gar köstlich war „Tunesian Fish & Chips“, der Fisch in einer Panade von knuspernder Zartheit. Dazu gibt es Kartoffeln, mehr vom frühlingsgrünen Salat aus den Gewächshauskästen, einen Tupfer wohlschmeckender Zitronenpaste, marinierte rote Rübchen, mit dem herbfruchtigen Mittelmeergewürz Sumach veredelte Zwiebeln und feines Paprikagemüse (15 Euro). Tapas und Hauptgerichte trafen zeitgleich ein, das war schade. Es wurde rasch noch ein rundes Tischchen herangerückt, um die großen Tabletts unterzubringen.

Das Dessert konnten wir uns aus der Vitrine aussuchen, und das war gar nicht leicht. Alle Kuchen sahen köstlich aus. Die Kellnerin empfahl die Blaubeerkäsetorte, die ihr selber am besten schmecke, dazu probierten wir noch den Zitronenkäsekuchen – beide überdurchschnittlich gut.

Der Umgang mit Getränken ist verbesserungsfähig, die Weinkarte wohl noch im Aufbau. Der Riesling schmeckte besser als der Sauvignon Blanc, beide erschienen dann als „Chardonnay“ auf der Rechnung. Es wäre schön, wenn auch ein israelischer oder wenigstens ein libanesischer Wein zu haben wären. Egal. Hier herrscht spürbar ein Geist, der nach Optimierung strebt.

Beba, Niederkirchnerstr. 7, Kreuzberg, Tel. 0157-31 90 70 76, täglich außer Dienstag 10-19 Uhr

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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