vertical urban farming: Hängende Gärten
Kurze Wege, absolute Frische und alles unterm Dach: Zwei Startups wollen den urbanen Gemüseanbau revolutionieren
Der Traum, Obst und Gemüse in der Stadt anzubauen, reicht bis weit in die Antike zurück: In der sagenumwobenen Stadt Babylon am Fuße des Euphrats im heutigen Irak sollen in der Nähe des Königspalastes Terrassen wie riesige Treppenstufen angelegt worden sein. Dort konnte angebaut werden, was die Stadt oder der König gerade benötigten - womit die recht modernen Konzepte „vertical urban farming“ sowie „farm to table“ ihre erste Anwendung fanden. Ob es sie nun wirklich gegeben hat, weiß man nicht genau. Fakt ist: Die hängenden Gärten gingen als eines der Sieben Weltwunder der Antike in die Geschichte ein.
Ganz neu ist die Idee also nicht, in der Stadt mit senkrechter statt horizontaler Bauweise mehr Platz für den Obst- und Gemüseanbau zu gewinnen. In Berlin greifen aktuell zwei Projekte diese Strategie auf: Das Start-up Infarm hat in Kreuzberg ein Labor für vertikalen Gemüseanbau eingerichtet, alles digital gesteuert und überwacht. In durchsichtigen Hochregalen wachsen Kräuter und Salate, über denen LED-Lichter kreisen. Kurze Wege zum Endverbraucher, dadurch größtmögliche Frische ohne Verpackungsmüll, diese Idee muss auch die Metro-Gruppe überzeugt haben, die in ihrer Friedrichshainer Filiale eine Infarm-Box für Salate und Kräuter aufgestellt haben (Foto) und damit das babylonische Wortgetümmel um den Begriff „in-store farming“ bereichert hat.
Das zweite Projekt ist noch im Entstehen, aber schon jetzt sind die Macher von „Good Bank“ für einen Gründerpreis nominiert. Ihre Idee: Ein Restaurant, in dem Salate, Gemüse und Kräuter angebaut und vor den Augen des Gastes frisch zubereitet werden. Das alles wird in recht futuristischem Ambiente präsentiert werden, will man hier doch nicht weniger als „die Evolution der landwirtschaftlichen Produktion vorantreiben“. KR
Good Bank, Rosa-Luxemburg-Straße 5, Mitte