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Weihnachtlich geschmückt. Sängerin und Entertainerin Gayle Tufts tritt mit ihrer Show "Very Christmas" im Schiller Theater auf.

© Robert Recker/promo

Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Weihnachten spiele ich die schwangere Maria"

Die amerikanische Entertainerin tritt mit ihrer Weihnachtsshow "Very Christmas" vom 9. bis 26. Dezember in der Ku'damm-Komödie im Schiller Theater auf.

Von Susanne Leimstoll

Wir konnten Sie als „Superwoman“ auf der Bühne sehen, jetzt feiern Sie „Very Christmas“. Wie denn?

Mit einem Show-Cocktail aus musikalische Antidepressiva und eine Prise Sparkle-Speed. Wir haben versucht, wieder ein paar neue, aktuelle Sachen reinzubringen. Zum Beispiel spiele ich die schwangere Maria. Sie ist schlecht gelaunt, weil sie in Berlin einen Krippenplatz sucht. Und der Erzengel Gabrielle sagt ihr, sie bekommt in Charlottenburg erst in zwei Jahren einen… Aber ich mache den Zuschauern auch ein Geschenk: Mal zwei Stunden lang nichts von Donald Trump hören.

Sind Sie ein Weihnachtsmensch?

Oh jaaa! Ich zelebriere Weihnachten – gerne auch wie früher zu Hause, mit Truthahn, Cookies und Eggnog, einer Art Sahnepunsch. Meine Eltern sind heute nicht mehr am Leben – und, oh Gott, wie sie mir fehlen! Weihnachten ist eine Zeit, da vermisst man, glaube ich, die Kindheit besonders, diesen unschuldigen Glauben daran, dass Santa Claus die Geschenke bringt. Zu Weihnachten gab es in unserer Familie zwar auch immer ein bisschen Krach zwischen meinen Geschwistern, das Fest war so eine Mischung aus Truthahn, Tranquilizer und Tränen, aber ich glaube, deswegen mache ich heute Weihnachtsshows: für die Harmonie.

Und dann wurde traditionell getafelt?

Ja, am 25. Dezember, mit Truthahn und allem drum und dran: Pumpkin-Pie, Apple-Pie, viele verschiedene Desserts. Und abends gab’s dann schon wieder Truthahn-Sandwiches… Heute läuft das anders, da stehe ich am ersten Feiertag auf der Bühne und bekomme nichts. Ich muss ja in mein Showkostüm passen.

Und Heiligabend?

Da habe ich frei. Ein guter Freund in Prenzlauer Berg kocht meist etwas Feines, Leichtes für mich: eine Suppe, einen guten Fisch, dazu ein Gläschen Champagner. Aber irgendwann im Januar, wenn alle anderen auf Diät sind, mach ich für meine Showtruppe einen verspätete Thanksgiving-Turkey: mit einer Füllung aus Wildreis, Äpfeln, Pecannüssen, Kastanien. Der Vogel sollte nicht mehr als vier Kilo wiegen, man muss ihm in der Bratröhre Zeit geben und ihn immer wieder begießen. Der Braten braucht dann so etwa eine Stunde pro Pfund. Dazu gibt es auch Kartoffelbrei, Süßkartoffelbrei, Rosenkohl und eine tolle Cranberry-Sauce.

Den Truthahn kaufen Sie wo?

Bei Wild- und Geflügel Albrecht am Bayrischen Platz. Der hat den besten Biotruthahn, außerdem wunderbare Gans und Wildfleisch. 

Und die Beilagen?

Ich bin eine Marktgängerin. Am liebsten kaufe ich auf den Märkten am Rathaus Schöneberg oder am Breslauer Platz in Friedenau. Da habe ich meine Lieblingsstände: „Mausis Fischhandel“ zum Beispiel. Oder „Achims Kaffee Truck“, da kann man auch im Winter gemütlich sitzen und mit den Nachbarn quatschen. Heike Immelmann hat die besten Marmeladen, mein Mann liebt Stachelbeere, ich Erdbeere. Und, ach ja, die original amerikanische Gewürzmischung für Pumpkin-Pie, ein Dessert mit einer Mousse mit Zimt, Ingwer, Muskatnuss, gibt es nur im KaDeWe.

Haben Sie Berliner Restaurant-Favoriten?

Ja, in der Nachbarschaft das „Renger-Patzsch“. Da gibt es lange Tische und ein Gartenlokal. Ich mag besonders die regionale und saisonale Küche dort, im Herbst und Winter Rehrücken oder auch mal Knödel und Pilze oder, ganz easy, Flammkuchen. Außerdem haben sie dort eine fantastische Weinauswahl. Ein zweiter Tipp wäre die „Brasserie Lumières“: sehr französisch, hohe Decken, schönes Licht. Dort gibt es eine tolle Bouillabaisse und das beste Steak Frites in Berlin.

Lieben Sie Sterneküche?

Ja, ein Mal im Jahr muss es ein Sternerestaurant sein. Ich muss zugeben, mich hat Tim Raue „versaut“, schon als er noch im „Restaurant 44“ gekocht hat. Seine Küche ist einfach ein Erlebnis, Extase für die Sinne! Der Mann kocht in der Champions League, jetzt eben in seinem Restaurant in Kreuzberg. Ein Besuch dort ist schon eine Investition, aber vielleicht will mir ja demnächst jemand was Schönes schenken…

Sind Sie ein Morgen- oder Abendmensch?

Von Natur aus ein Frühaufsteher. Ich liebe es, gut zu frühstücken. Meine Mutter hat mir oft Pancakes gemacht. Ich war ein dickes Kind – und ich weiß, warum. Wenn ich heute nicht zu Hause frühstücke, gehe ich ganz gerne zu „Lula“ am Breslauer Platz. Die haben jetzt einen neuen Laden mit Terrasse und seither auch abends offen. Da gibt es eine breite Frühstückspalette – und es sind freundliche Leute. Empfehlen kann ich auch die „Bar Oro Nero“. Inhaber sind zwei italienische Schwestern. Dort fühlt man sich immer sehr willkommen, morgens scheint dort sie Sonne hin. Die beiden bringen aus ihrer Heimat eigenes Olivenöl und Feigenmarmelade mit. Und die Pasta dort ist immer selbst gemacht.

Darf man mit Ihnen überhaupt noch über Essen reden, so schlank wie Sie vor Jahren geworden sind? Sagen Sie nicht, das macht nur der Sport…

Ich esse gerne, aber manchmal muss ich eben für ein paar Wochen die Kohlenhydrate weglassen. Das ist sehr schwer für mich, ich liebe Brot und Nudeln. Wie gesagt, low carb geht – aber es ist nicht der Lieblingsteil meines Lebens. Das Schlimmste aber ist: Jetzt, wo ich das verdammte Gewicht los bin, gucken die Leute immer ganz genau, was ich esse!

Adressen: Wild- und Geflügel Albrecht, Akazienstr. 4, Schöneberg | Renger-Patzsch, Wartburgstr. 54, Schöneberg | Brasserie Lumières, Potsdamer Str. 102, Tiergarten | Restaurant Tim Raue, Rudi-Dutschke-Str. 26, Kreuzberg | Wochenmärkte: Breslauer Platz 1, Friedenau; Rathaus Schöneberg, John-F.-Kennedy-Platz 1 | Lula Deli & Grill, Lauterstr. 14-15, Friedenau| Bar Oro Nero, Akazienstr. 10, Schöneberg

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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