zum Hauptinhalt

Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Ich bin ein Hummus-Freak"

Der Schauspieler Matthias Matschke über seine kulinarischen Vorlieben - und wo er in Berlin mit "Professor T" essen gehen würde

Von Susanne Leimstoll

Er steht auf vielen Theaterbühnen - aber dem breiten Publikum ist der Schauspieler Matthias Matschke vor allem aus Serien wie „Professor T“, „Pastewka“ oder dem Magdeburger Polizeiruf 110 bekannt, in dem er den Familienmenschen Hauptkommissar Köhler spielt. Nun kommt der Krimi „Achtsam morden“ als Hörbuch und von ihm gelesen auf den Markt.

Herr Matschke, nach dem Kriminologen „Professor T“ sind Sie nun Täter: In „Achtsam morden“ geht es um einen Anwalt, der einen kriminellen Mandanten umbringt. Wie kamen Sie dazu?

Ich kenne den Autor Karsten Dusse schon sehr lange, wir haben oft zusammengearbeitet, etwa bei „Ladykracher“, und sind mittlerweile auch Kumpels. Es war allerdings der Verlag, der mich für dieses Projekt vorgeschlagen hat. Man wird von diesem Buch verführt durch den spannenden Krimiverlauf und die seltsamen Achtsamkeitsaufgaben, mit denen jedes Kapitel beginnt. Wenn man die Methode mal im Alltag anwendet, etwa in der U-Bahn – und ich bin begeisterterer BVG-Fahrer –  und mal davon ausgeht, dass die anderen, die dort einsteigen, einem nichts Böses wollen und sich auch selber so verhält, wertet dies das Leben aktiv auf. Dazu kommt dieser hintersinnige, schwarze Humor des Buches, der genau meinen Geschmack trifft und mir große Freude beim Einlesen gemacht hat.

Kommen wir von achtsam morden zu achtsam kochen …

Ich koche sehr gerne und seit einiger Zeit nach Yotam Ottolenghi. Damit habe ich sozusagen gegen die Winterdepression angekocht. Ich weiß gar nicht, wo ich mittlerweile überall abgeriebene Zitrone reintue, was aktuell mein Leben aufwertet und aufhellt.

Am liebsten servieren Sie was?

Eine Pasta mit ganz viel Basilikum und Pecorino – sehr oldschool und sehr geradeaus, wird aber von meinem sozialen Umfeld und mir sehr geschätzt. Das Richtige für ein sehr gutes Ausgleiten aus einem anstrengenden und vielleicht verwirrenden Arbeitstag. Da wird kurz im Gaumen Heimat angesprochen, selbst wenn es nur italienische Nudeln sind. Ich liebe Tomatensalat, den mach‘ ich sehr gerne. Und ganz toll sind Karotten mit Harissa, ein paar Pinienkerne dazu, vielleicht noch ein gutes Brot, ein bisschen Butter – dann hat man schon ein sehr einfaches und gutes Abendessen.

Wo kaufen Sie die Zutaten ein?

Wenn es irgendwie geht, nur noch im Biomarkt, ganz gerne in LPG-Märkten in Kreuzberg, in Prenzlauer Berg oder an der Bismarckstraße. Ich finde das System gut – man weiß was woher kommt –, bin allerdings noch kein Mitglied. Mein Kiez ist Mitte, da kaufe ich auch bei „Bio-Deli“. Aufgrund von diesem Ottolenghi-Buch habe ich mir ganz viele Kräuter angeschafft, Isot Biber, Kurkuma und mehr. Als ich vor drei Monaten in Wien war, bin ich dafür auf den Naschmarkt. Kann ich nur empfehlen, ist allerdings für den täglichen Einkauf ein bisschen weit weg. In Berlin gehe ich sehr gerne zum Wochenmarkt am Karl-August-Platz: prima Stände und gute Läden drumherum. Neulich habe ich dort sehr guten Biospargel gekauft.  

Ihr Lieblingsrestaurant?

Ich bin ja Vegetarier, esse aber ab und an mal Fisch, allerdings aufgrund der überfischten Meere immer weniger. Einmal die Woche kann ich moralisch und ökologisch vertreten. Was ich besonders mag, ist orientalische Küche, ob nun israelisch oder arabisch, die könnte ich mein ganzes Leben ohne Unterlass essen. Ich bin absoluter Hummus-Freak, aber die Frage ist immer, wo gibt‘s das bessere Hummus. Zum Beispiel im „Djimalaya“, das ist ein erweiterter Imbiss. Ich lieb‘ auch das „Dada-Falafel“ in Mitte, da kann ich sehr den vegetarischen „Dada-Teller“ empfehlen. Dort gibt es Live-Jazzmusik und leckeres Essen –  wunderbar. Nebenan hat das Restaurant einen Straßenverkauf, dort stehen die Leute immer reihenweise an. Gerade abends, da muss man dem Alkohol immer noch etwas Fettiges entgegensetzen. Und noch einen Tipp möchte ich geben: ein Restaurant namens „Lawrence“ mit sehr gutem syrischen Essen, Frühstück, Brunch und so weiter.

Und wenn’s schicker sein soll?

Meine zweite Liebe ist japanisches Essen. Das „Zenkichi“ zum Beispiel finde ich wirklich phänomenal.

Ihr Lieblingscafé?

Die Kaffeerösterei in der Ackerstraße. Und mein Stammcafé ist … hm, das sag‘ ich jetzt nicht. Aber die Atmosphäre in der „Röststätte“ zum Beispiel ist auch gut. Und die können wirklich Kaffee machen. Da kauf ich auch für privat.

Sie verkörpern in Ihren Rollen schräge Typen, die im Gedächtnis bleiben. Deshalb frage ich Sie mal: Wo würde Hagen, der Halbbruder aus „Pastewka“, in Berlin essen gehen?

Kann ich Ihnen sagen, in Wedding am Nordufer. Da war meine erste Wohnung nach meinem Studentendasein an der HDK und ein Haus weiter die Studentenkneipe „Deichgraf“. Jetzt ist sie renoviert, aber früher war die so schön klebrig-stinkig. Da konnte man Wiener Schnitzel essen und ein gutes Bier trinken. Das ist Hagen Pastewka durch und durch.

Und Professor T., der zwangsneurotische Kriminologe?

Der würde in der Tat ins „Zenkichi“ gehen, das würde seinen hygienischen Ansprüchen entsprechen. Wenn man da reinkommt, wird man ja sozusagen auch desinfiziert und dekontaminiert mit heißen Tüchern.

Und Hauptkommissar Dirk Köhler aus dem Polizeiruf 110?

Der würde vielleicht ins „Gottlob“ in Schöneberg gehen. Das hat so was Bodenständiges und dennoch so eine gewisse Raffinesse. Oder der würde mit seiner Familie Bootfahren und dann am Fährhaus Caputh festmachen.

Adressen: LPG-Biomarkt, z. B. Yorckstr. 25, Kreuzberg, Kollwitzstr. 17, Prenzlauer Berg oder Kaiserdamm 12 , Charlottenburg; Bio-Deli, Invalidenstr. 153, Mitte; Djimalaya, Invalidenstr. 159, Mitte; Dada-Falafel, Linienstr. 132, Mitte; Lawrence, Oranienburger Str. 69, Mitte; Kaffeerösterei / Röststätte Berlin, Ackerstr. 173 und Rosenthaler Str. 40/41, Mitte; Deichgraf,Nordufer 10, Wedding; Zenkichi, Johannisstraße 20, Mitte; Gottlob, Akazienstraße 17, Schöneberg; Fährhaus Caputh, Str. der Einheit 88, 14548 Schwielowsee; Wochenmarkt Karl-August-Platz, Krumme Str. 23, Charlottenburg, Mi. 8 bis 13, Sa. 8 bis 14 Uhr.

In Wien: Naschmarkt, 6. Bezirk Mariahilf, zwischen Getreidemarkt und Kettenbrücke, Mo bis Fr 6 bis 21, Sa 6 bis 18 Uhr

Dieser Beitrag ist in gekürzter Fassung auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

Zur Startseite