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Der Punk unter den Baristas. Nicole Battefeld, 30, ist in ihrem Beruf vielfach ausgezeichnet. Kaffee ist ihre Welt. Und sie verrät gern, wo man ihn kaufen und wie man ihn aufbrühen sollte.

© promo

Mundpropaganda - das Genuss-Interview: "Günstiger Kaffee taugt nichts"

Sie zählt zu Berlins besten Baristas: Nicole Battefeld liebt ihren Job. Und sie weiß, worauf Laien beim Brühen achten sollten

Von Susanne Leimstoll

In der Szene der Coffee-Nerds ist die 30-Jährige die Senkrechtstarterin: Vor knapp drei Jahren holte Nicole Battefeld, Barista bei der „Röststätte Berlin“, bereits mit einer Eigenkreation - einem Doubleshot mit Pflaume - Platz zwei bei der "German Barista Championship". 2018 gewann sie den Wettbewerb dann. Ihr bisher größter Erfolg: fünftbeste Barista bei den „World Coffee in Good Spirits“ 2019 in Berlin. Seit einigen Wochen lebt und arbeitet sie in Australien.

Nicole, warum gerade Canberra?

Der Liebe wegen. Mein Verlobter Jordan arbeitet ebenfalls in der Kaffeebranche. In Australien gibt es eine Menge hochtalentierter Coffee-Freaks, mit denen ich gerne zusammenarbeiten möchte. Man muss eines sehen: Guter Kaffee ist immer Teamwork – vom Farmer über den Importeur bis zum Röster. Und letztlich Baristas wie ich, die das Ganze auf die Bühne bringen. Aber ich freue mich riesig, im September wieder zurück nach Berlin zu kommen. Das ist und bleibt meine Heimat.

Was reizt Sie am Barista-Beruf?

Es ist mein Traumjob, ich finde alles daran aufregend. Die schier unfassbare Auswahl an Kaffee, wie verschieden dieses Produkt schmecken kann. Es ist super spannend, sich mit dem Equipment auseinanderzusetzen.

Sie müssen viel reisen …

Ja, besonders im letzten Jahr wurde ich viel als Barista-Trainerin angefragt, habe in einem „specialty coffee shop“ in Belfast bei der Eröffnung geholfen und das komplette Team trainiert, lauter passionierte Leute. Das weiteste Reiseziel war aber Peking. Dort durfte ich auf einer Messe mit anderen Finalisten der Kaffee-Weltmeisterschaften arbeiten.

Was kann der Laie beim Kaffeekochen falsch machen?

Viele fragen, welche Kaffeemaschine die beste ist und wie viel Geld man dafür ausgeben sollte. Das teuerste Equipment bringt aber nichts, wenn man zu günstigen Kaffee benutzt. Meiner Meinung nach sollte das Kilo Premium-Kaffee nicht günstiger als 24 Euro sein. 

Wie trinken Sie Ihren Kaffee?

Als schwarzen Filterkaffee. Schnell gemacht und wahnsinnig gut im Geschmack. Kann ich wirklich den ganzen Tag trinken.

Welchen am liebsten?

Außer den der „Röststätte“ probiere ich fast jeden Tag Kaffees diverser deutscher Röstereien. „Onetake“ ist eine gute aus Hamburg, „Neues Schwarz“ eine aus Frankfurt. „Man vs. machine“ sitzt in München, die „Rösttrommel“ in Würzburg, in Köln gibt es "Schamong Kaffee“. Ich könnte diese Liste unendlich fortführen. Es lohnt sich immer, in seiner jeweiligen Stadt „specialty coffee shops“ im Internet zu suchen.

Welche Kaffeemaschine würden Sie empfehlen?

Ich habe zwei Favoriten. Beim Filterkaffee die KBG 741 von „Moccamaster“, eine Kombi aus schönem Design in allen Farben und einfacher Bedienung. Für Espresso die „ECM Mechanika“, habe ich selber zu Hause. Ist schon uralt, funktioniert aber immer noch super. Beide sind teuer, aber sie sind auch wertvoll. Ich habe ihnen Namen gegeben: meine Moccamaster heißt Silke, meine ECM Stella.

Wo trinken Sie in Berlin am liebsten Kaffee?

Wenn ich in meinem Kiez bin, gibt es für mich nur ein Café: „Happy Baristas“ – die Adresse für Kaffee-Cocktails. Tolles Ambiente, hervorragender Service, und das Essen ist sehr instagramable.

Was ist mit Kuchen?

Ich liebe Blechkuchen. Den besten in Kombination mit super Kaffee und toller Atmosphäre hatte ich im „Balz und Balz“ in Hamburg. Geschwister, die wirklich alles selber machen, selbst die Wurstwaren fürs üppige Frühstück kommen aus der hauseigenen Metzgerei. Obwohl ich kein Fleisch esse, finde ich es super, dass alle Artikel regional und selbstgemacht sind.

Ihre Lieblingsrestaurants?

Ganz eindeutig: „Il Ritrovo“. Eine Pizzeria, die mein Wohnzimmer geworden ist. Mit Abstand die beste Pizza in Berlin - und wunderbare, täglich wechselnde italienische Gerichte. Freitags gibt’s frischen Fisch. Der Laden ist international, voller Leben, laut, lecker, immer voll. Ich vermisse ihn in Australien jeden Tag. Ein anderes sehr gutes Restaurant ist das „Dudu“: ein hipper Sushiladen mit hoher Promidichte. Sehr schöne Atmosphäre, das beste Sushi der Stadt. 

Ein Lieblingsgetränk außer Kaffee?

Weinschorle. Viel Wasser, wenig Wein. In Canberra kennt keiner Schorle, aber ich konnte schon einige überzeugen.

Ihre Lieblingsbar?

„Becketts Kopf“ – zurecht eine der besten Cocktailbars Europas. Ich bestelle gern die neuen Kreationen. Dann noch: „Commonground“: medium Preise und super Getränke, außerdem am Puls des Geschehens. Und schließlich: „Briefmarken Wein“, keine Cocktailbar, aber ein unschlagbarer Weinladen mitten auf der Karl-Marx-Allee.

Wie steht’s mit Tee?

Da bin ich raus. Ich trinke wirklich nie Tee!

Adressen:

In Berlin: "Happy Baristas", Neue Bahnhofstr. 32, Friedrichshain; "Il Ritrovo", Gabriel-Max-Str. 2, Friedrichshain; "Dudu", Torstr.134, Mitte; "Becketts Kopf", Pappelallee 64, Prenzlauer Berg; "Commonground", Rosenthaler Str. 1, Mitte; "Briefmarken Weinhandlung", Karl-Marx-Allee 99, Friedrichshain.

Außerhalb Berlins: "Onetake", Beerenweg 6, Hamburg; "Neues Schwarz", Saarlandstr. 33, Dortmund; "man vs. machine," Müllerstr. 23, München; "Rösttrommel", Spiegelstr. 19, Würzburg; "Schamong Kaffee", Venloer Str. 535, Köln; "Balz und Balz", Lehmweg 6, Hamburg.

- Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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