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Nahost-mediterran mit einer Prise Fine-Dining. Das "Night Kitchen" in der Oranienburger Straße.

© Boaz Arad/Night Kitchen/promo

Israelische Restaurants in Berlin: Koscher ist, was mir schmeckt

Die eine israelische Küche gibt es nicht, vielmehr mischen sich in ihr Einflüsse aus vielen Kulturen. Hummus ist der kleinste Nenner, Vielfalt ist aber ihre eigentliche Stärke. Zwölf Empfehlungen

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Berlin ist Einwandererstadt, und das schmeckt man auch an der neuen Vielfalt der ostmediterranen Küche. In den vergangenen Jahren zog es viele Israelis in die deutsche Hauptstadt - darunter nicht wenige junge Food-Enthusiasten. Die diversen Einflüsse der jüdischen und israelischen Küche spiegeln sich in zahlreichen neuen Restaurants in Berlin wider. Wir empfehlen zwölf der besten Orte für Hummus, Pastrami und vieles mehr.

Kanaan

Sieht von außen aus wie eine Imbissbude und ist doch eine Institution. Das liegt einerseits an den Betreibern: Das Kanaan ist eine Gemeinschaftsproduktion des Israelis Ben Oz David und des Palästinensers Jalil Debit, die sich in Berlin kennenlernten und beschlossen, ein Restaurant zu eröffnen. Andererseits liegt es an der vegetarischen Küche, die die beiden zaubern und die vom Irak bis nach Marokko ihre Ideen und Rezepte bezieht. Spezialkombination für Unentschlossene: Wer Hammuch bestellt, bekommt Hummus und Shakshuka, zwei Lieblingsgerichte des Nahen Ostens, auf einem Teller. Außerdem: schöne Terrasse.

Prenzlauer Berg, Kopenhagener Str. 17, Di–Fr 12–22 Uhr, Sa/So 10–22 Uhr, kanaan-berlin.de

Das "Kanaan" in Prenzlauer Berg ist ein Gemeinschaftsprojekt des Israelis Ben Oz David und des Palästinensers Jalil Debit.
Das "Kanaan" in Prenzlauer Berg ist ein Gemeinschaftsprojekt des Israelis Ben Oz David und des Palästinensers Jalil Debit.

© Kanaan/promo

Yafo

Mit dem charmant bis dezent chaotisch im Neunziger-Jahre-Wohnzimmer-Look gestylten Ecklokal in Mitte legen die Betreiber eine falsche Spur. Denn das Essen, das sie hier servieren, ist alles andere als nachlässig, sondern im besten Sinne lässig. Der ofengeröstete Blumenkohl mit Olivenöl und Tahina ist ein feistes Vergnügen, der Milchpudding mit Rosenwasser, Pistazien und Granatapfel ein guter Grund, etwas Platz fürs Dessert zu lassen. Immer einen Toast wert: Drinks wie der Arac Sunshine – aus Anisschnaps mit Grapefruitsaft.

Mitte, Gormannstr. 17 b, tägl. 12–3 Uhr, yafoberlin.com

Djimalaya

Gemütlich-legeres Hummus-Café mit viel Holz und Patina, in dem es sich trotz des Trubels auch gut sitzen lässt. Neben der Kichererbsenspezialität mit verschiedenen Beilagen und Toppings gibt es auch allerhand vom Grill: Hähnchenschaschlik, Rinder­kebab, Lammhüfte und Lachsfilet, dazu einige vegetarische Alternativen. Das meiste kann auch als kleine Portion zum Hummus bestellt werden. Das Djimalaya gehört bei den einschlägigen Lieferdiensten zu den beliebtesten Bestelladressen, das kann manchmal zu Wartezeiten führen, auch wenn die Küche ziemlich fix arbeitet. Das Hummus ist gut, herausragend aber sind die (knoblauch-)würzigen Falaffel, die ziemlich groß und sehr kross serviert werden.

Mitte, Invalidenstr. 159, tägl. 12–23 Uhr, djimalaya.de

Das Hummus-Café "Djimalaya" in der Invalidenstraße ist kein Schnellimbiss - es kann zu Wartezeiten kommen, weil hier gerne Lieferessen bestellt wird.
Das Hummus-Café "Djimalaya" in der Invalidenstraße ist kein Schnellimbiss - es kann zu Wartezeiten kommen, weil hier gerne Lieferessen bestellt wird.

© Djimalaya/promo

Mogg

Als das Mogg eröffnete, war ein Pastrami- oder Reuben-Sandwich noch eine exotische Delikatesse, die mancher vielleicht aus dem New-York-Urlaub kannte. Oder nur vom Hörensagen. In dem Deli in der ehemaligen jüdischen Mädchenschule servieren sie die gepökelte Rinderbrust klassisch auf Roggenbrot mit extra scharfem Senf und Salzgurke, die wie alle Pickels hier selbsteingelegt ist. Wunderkräfte werden der Matzeknödelsuppe nachgesagt. Die Hühnerbrühe mit Teigklößen gilt als „jewish penicilin“.

Mitte, Auguststr. 11–13, Mo–Fr 11–22 Uhr, moggmogg.com

Gordon

Wahlweise der Plattenladen mit der besten Küche, oder das Restaurant mit der besten Plattenauswahl. Die Betreiber des Gordon, Doron Eisenberg und Nir Ivenizki, verkaufen Vinyl, betreiben das Technolabel Legotek und bieten in ihrem hübschen Geschäft in Neukölln eine kleine, geschmackssichere Auswahl an israelischen Gerichten mit einem modernen Twist, die über die Evergreens Hummus und Shakshuka hinausgeht.

Neukölln, Allerstr. 11, Mo–Do 12–16 u. 18–22 Uhr, Fr 12–16 u. 18–24 Uhr, Sa/So 12–24 Uhr, gordon-berlin.com

Auf Platten spezialisiert. Im "Gordon" in Neukölln gibt es Musik auf Vinyl und nahöstliche Vielfalt auf den Tellern.
Auf Platten spezialisiert. Im "Gordon" in Neukölln gibt es Musik auf Vinyl und nahöstliche Vielfalt auf den Tellern.

© Gordon/promo

Feinberg’s

Traurige Berühmtheit erlangte das Restaurant durch einen Film in den sozialen Medien, der den alltäglichen Antisemitismus in Berlin dokumentierte. Seitdem wirken die Userbewertungen verzerrt, mäandern zwischen himmelhoch jauchzend bis hin zu vernichtend. Die Realität sieht so aus: Hier wird isrealisch und jüdisch gekocht, es gibt sehr gute Gerichte vom Lavasteingrill, der bei Hühnchen, Rindersteak, Lammhackklopsen und Dorade schön-rauchige Röstaromen hinterlässt. Das Hummus ist ausgezeichnet, es gibt viele Kombinationsmöglichkeiten, dazu israelische Mezze wie feiner Rotkohlsalat mit Koriander und Dattelsirup. Die Präsentation ist sehr einfach, die Preise sind leicht gehoben. Dazu gibt es viele koschere Fleischgerichte, einige israelische Weine und zeitgenössische Kunst, die zum Teil jüdische Symbole transportiert. Na und? Mittags eine der besten Adressen im Kiez.

Schöneberg, Fuggerstr. 35, Di–So 12–23 Uhr, feinbergs.de

Masel Topf

Mit viel Liebe und Leidenschaft geführtes Restaurant, das sich neben gut gemachten israelischen Klassikern auch der leicht modernisierten jüdischen Küche Osteuropas widmet. Die Einrichtung wirkt mit ihrem altmodisch-gediegenen Inventar wie aus der Zeit gefallen, verströmt aber die Behaglichkeit einer guten Stube. Die Karte bietet auch wechslende saisonale Gerichte sowie verschiedene Menüs, darunter ein Überraschungsmenü zum Teilen am Tisch. Freitags und samstags gelegentlich Pianomusik live.

Prenzlauer Berg, Rykestr. 2, Mo–Sa 11–24 Uhr, So 10–24 Uhr, restaurant-maseltopf.de

Das "Masel Topf" in Prenzlauer Berg nimmt Einflüsse der jüdisch-osteuropäischen Küche auf und interpretiert sie modern.
Das "Masel Topf" in Prenzlauer Berg nimmt Einflüsse der jüdisch-osteuropäischen Küche auf und interpretiert sie modern.

© Masel Topf/promo

Zula

Wo es das beste Hummus in Berlin gibt, dazu gibt es viele Meinungen. Seit Jahren ganz weit vorn ist das des Zula. Hier bekommt man Hummus als Tellergericht – etwa mit Zwiebeln und Tomate, Ei, Pilzen oder Gulasch oder im Pita-Sandwich. Außerdem sitzt man sehr schön unter den stattlichen Platanen nahe dem Kollwitzplatz.

Prenzlauer Berg, Husemannstr. 11, tägl. ab 11 Uhr, zulaberlin.com

Neni

Das große Plus des Neni: Lage! Lage! Lage! Auf dem Dach des 25 Hours-Hotels im Bikinihaus, komplett verglast mit Blick über die Stadt und den Zoo. Kein Wunder, dass es hier meist voll ist und man mittags tunlichst reservieren sollte. Das polyglotte mediterran-persisch-asiatische Menü, das vom Rinder-Lammhack-Kebab bis zum „Korean Fried Chicken Salad“ reicht, kann zum Teil mit der Aussicht mithalten. Der Service aber hat die liebe Not, hinterherzukommen.

Charlottenburg, Budapester Str. 40, Mo–Fr 12–23 Uhr, Sa/So 12.30–23 Uhr, neniberlin.de

Montraw

Gegenüber der Traditionsgaststätte Metzer Eck, in ebenso bevorzugter Lage und mit Platz auf dem Gehsteig, kreuzt Küchenchef Ben Barabi im Montraw Aromen der israelischen Küche mit modern-mediterraner Leichtigkeit und gibt dem Ganzen noch einen Kick Schärfe mit – ein neues Highlight in Prenzlauer Berg, das preislich auf dem Boden bleibt, ohne mit Raffinement und Kreativität zu geizen. Schickes Design, sympathischer, vorwiegend englischsprachiger Service, fancy Cocktails von der Bar und sonntags Brunch.

Prenzlauer Berg, Straßburger Str. 33, Di–Fr 18–24 Uhr, Sa/So 11-15 u. 18-24 Uhr, montraw.com

Küchenchef Ben Barabi verbindet im "Montraw" Aromen der israelischen Küche mit modern-mediterraner Leichtigkeit. Sonntags wird auch hier gebruncht.
Küchenchef Ben Barabi verbindet im "Montraw" Aromen der israelischen Küche mit modern-mediterraner Leichtigkeit. Sonntags wird auch hier gebruncht.

© Montraw/promo

Night Kitchen

Der wuchtige Charme der östlichen Mittelmeerküche gepaart mit einer Prise Fine-Dining-Rafinesse – das ist das Alleinstellungsmerkmal des „Night Kitchen“. Statt Hummus und Co. serviert man hier Schwertfisch-Tataki, Lammbries mit Zwiebelcreme und Chili oder Short Ribs mit Ahornsirup-Zitronengras-Ingwer-Sauce – auf Wunsch im Family Style, also alles zum Teilen. Wunderbar versacken kann man dank der mediterran interpretierten Cocktailklassiker. Neu ist der Brunch am Sonntag ab 11 Uhr.

Mitte, Oranienburger Str. 32, tägl. Mo–Sa ab 17 Uhr, So 11–16 u. ab 17 Uhr, nightkitchenberlin.com

Hinterhofromantik. Das "Night Kitchen" macht junge mediterrane Küche - sonntags eine gute Brunch-Adresse.
Hinterhofromantik. Das "Night Kitchen" macht junge mediterrane Küche - sonntags eine gute Brunch-Adresse.

© Night Kitchen/promo

Mani

Das intime Restaurant im trendigen Hotel hat die moderne israelische Küche in Berlin eingeführt. Mehrere Wechsel in der Küchenchefposition haben stilistisch wenig verändert – es gibt immer noch die „Chuzpeles“, nahöstliche Tapas, die die Brücke zwischen Tradition und Moderne schlagen: Blumenkohl mit Salzzitrone, gezupftes Huhn mit gepickelter Mango und Aubergine. Tipp: „Best of Mani“, eine Karawane von Köstlichkeiten, für 60 Euro pro Person. Preiswerter Lunch, Terrasse.

Mitte, Torstr. 136, Mo–Fr 12–15, Mo–Sa 19–24 Uhr, amanogroup.de

Dieser Beitrag ist auf den kulinarischen Seiten "Mehr Genuss" im Tagesspiegel erschienen – jeden Sonnabend in der Zeitung. Hier geht es zum E-Paper-Abo. Weitere Genuss-Themen finden Sie online auf unserer Themenseite.

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