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Die Currywurst ist einer der Berliner Klassiker, die in der Speisekneipe LAUSEBENGEL (Grimmstr. 21, Kreuzberg) ziemlich ausgefeilt und mit guten Produkten aufgepeppt wird. Dazu gibt es frisch gezapftes Craft-Bier

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Ein Berliner Original, das mit 70 noch gute Figur macht: Die Currywurst mit und ohne Darm: 70 Jahre Currywurst

Die Currywurst wird in der Speisekneipe LAUSEBENGEL in Kreuzberg ziemlich aufgepeppt.

Patent ist Patent, da kann man nichts machen. Dieses hier stammt von 1949 und bescheinigt der Berlinerin Hertha Heuwer die Erfindung der Currywurst – das ist ziemlich genau 70 Jahre her. Zwar behauptet der kundige Schriftsteller Uwe Timm, er habe diese Wurst schon 1947 in Hamburg gegessen, zwar hat Herbert Grönemeyer die einzige ernst zu nehmende Hymne letztlich der Ruhrpott-Currywuaß gewidmet. Aber: Nur Zahlen zählen, und diese 70 spricht für Berlin. Ist ja auch viel schöner, sich vorzustellen, dass der Imbiss-Klassiker und Kantinen-Feger durch Geistesblitz an der Ecke Kantstraße entstanden ist und nicht durch irgendeine globale kulinarische Evolution.

Mit Darm oder ohne?

Nicht ganz so alt wie das Patent, aber auch schon Nähe Rentenalter ist in Berlin die Streitfrage, wie eine anständige Currywurst denn auszusehen habe, knusprig mit Darm oder diskret ohne, mit eher tomatenmarkiger oder ketchupsüßlicher Soße. Einig ist man sich weltweit allein darüber, dass das Modell „Autobahnraststätte“ mit suppig warmer Soße und Brühwurst eher ein Verbrechen als ein Nahrungsmittel darstellt. Dann aber scheiden sich die Wege, lustigerweise auch in Ost und West, denn Konnopkes legendäre Currywurst hatte keinen Darm. Das gilt aber auch für das nicht weniger legendäre Pendant von Krasselt im radikal westlichen Steglitz, und damit verlassen wir diese Kampfzone mit einem eindeutigen Ergebnis: Soll doch jeder machen und essen, was er will, solange die Wurst in Fett gebraten und nicht in Wasser erhitzt wird.

Klar, dass sich auch gute Köche immer wieder an dem Klassiker versuchen. Meist scheitert das daran, dass die Wurst zu gut ist und der Ketchup zu selbst gebaut, denn der Wow-Effekt ergibt sich ja genau dadurch, dass die Soße die Wurst karumms niedermacht, als wäre die schierer Tofu, Konsistenz ohne eigenen Willen.

Kristof Mulack vom „Lausebengel“ sagt: ohne Darm

Kristof Mulack, Kücheninfluencer im gerade gestarteten „Lausebengel“, folgt der Krasselt’schen Tradition (Foto): kein Darm, viel Tomate. Aber die Lausebengels zitieren nicht, sie modernisieren Berliner Klassiker mit Pfiff: die Fischstäbchen hausgemacht, der Kebab mit Kassler, die Soljanka kalt und vegetarisch. Und die Currywurst? Die kommt vom Fleischer Benser. Die Soße ist mit gelber Thaicurry-Paste angespitzt, darüber liegt Kartoffelstroh und wer will, bestellt mexikanisch inspirierte scharfe Zwiebeln dazu. Da kann man nicht meckern. Bernd Matthies

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