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Literatur wirkt über Zeiten und Räume hinweg.

© Daniel Stader/Isabelle Fellner

Exzellenzcluster Temporal Communities: Literatur global denken

Ein neues Verständnis von Literatur über Zeiten, Kulturgrenzen und Medien hinweg steht im Mittelpunkt des Clusters Temporal Communities.

Literatur berührt und verbindet unterschiedliche Medien, sie umfasst nicht nur gedruckten Text, sondern auch Aufführung, Illustration, Popsongs oder Kino. Daher stehen die mannigfachen, vor allem auch zeitlichen Verflechtungen, durch die Literatur global wird, im Zentrum des Forschungsprogramms des Clusters Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective. Ziel des literaturwissenschaftlichen Forschungsprojekts ist es, ein neues Verständnis von Literatur über Zeiten, Kulturgrenzen und Medien hinweg zu entwickeln.

Nur wenige geisteswissenschaftliche Projekte wurden in der Exzellenzstrategie bewilligt, darunter Temporal Communities. „Ein fantastisches Signal für die Geisteswissenschaften der Freien Universität!“, sagt die Sprecherin Anita Traninger, Professorin am Institut für Romanische Philologie der Freien Universität. „Dass wir mit einem literaturwissenschaftlichen Cluster erfolgreich sind, freut mich besonders.“ Bundesweit ist es der einzige Cluster, in dessen Mittelpunkt die Literatur steht.

Die Geisteswissenschaften bilden traditionell einen Kompetenzschwerpunkt der Freien Universität. Kein anderer Standort in Deutschland besitzt eine solche Vielfalt an Fächern und vergleichbare Erfolge in interdisziplinären Großprojekten. So kann der literaturwissenschaftliche Cluster auf eine etablierte Zusammenarbeit der Kunstgeschichte, Theater- und Filmwissenschaft, der neuen und alten Philologien und der europäischen und außereuropäischen Kulturwissenschaften aufbauen. „Wir hatten auch deshalb Erfolg, weil bei uns Forscherinnen und Forscher aus ganz unterschiedlichen geisteswissenschaftlichen Disziplinen gelernt haben, gemeinsam Ideen zu entwickeln,“ erklärt Andrew James Johnston, ebenfalls Sprecher des Clusters und Professor für Englische Philologie an der Freien Universität.

„Global sein“ heißt vor allem „verflochten sein“

Die global verstandene Literatur stellt traditionelle Kultur- und Sprachgrenzen infrage. Als globales Phänomen zeigt sie ein vielfältigeres Gesicht, da sie immer im Austausch mit anderen Künsten und kulturellen Praktiken steht. Es geht nicht primär um große Dichter und kanonische Werke, sondern um die Fähigkeit von Literatur, Gemeinschaften (communities) durch die Zeit zu stiften, die die Konzeption des Literarischen sprengen, wie sie in der westlichen Moderne entwickelt wurde. Die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verstehen Literatur grundsätzlich als performativ, als etwas, das es nur gibt, weil Menschen erzählen, schreiben, lesen, aufführen, illustrieren und Bilder und Töne produzieren. Für Literatur heißt „global sein“ vor allem „verflochten sein“ – über lange Zeiträume, kulturelle Kontexte und Medien hinweg.

Das Konzept der Temporal Communities beschreibt, wie Literatur über Räume und Zeiten hinweg ausgreift und in ständigem Austausch mit anderen Künsten, Medien, Institutionen und gesellschaftlichen Phänomenen komplexe Netzwerke bildet. „Unter Temporal Communities verstehen wir das Zusammenspiel der vielfältigen Verflechtungen, in denen literarische Gegenstände wirken und durch die sie überhaupt erst zu Literatur werden“, sagt Johnston.

Zu den internationalen und lokalen Kooperationspartnern des Clusters zählen unter anderem die University of California/Berkeley, die Jawaharlal Nehru University/New Delhi, die Bibliotheca Hertziana/Rom sowie die Staatsbibliothek zu Berlin, das Museum Hamburger Bahnhof und das Literarische Colloquium Berlin. „Eine flexible Organisationsstruktur ermöglicht es, kleinere und mittelgroße Projekte von Forschenden aller Karrierestufen unter Beteiligung internationaler Fellows zu entwickeln und durchzuführen“, erklärt Anita Traninger. Mit neuen digitalen Plattformen, kreativen Formen forschungsorientierter Lehre und Kooperationen mit der Berliner Kultur- und Literaturszene will der Cluster einen aktiven Beitrag zu Berlins literarischem Leben leisten und so auch ein breites Publikum außerhalb der Universität erreichen.

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