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Im Blub kann jetzt nur noch auf dem Trockenen geschwommen werden.

© Thomas Loy

Früheres Freizeitbad "Blub" in Berlin: Wohnungen statt Wellness

Das alte Spaßbad „Blub“ ist vertrocknet und verkommen. Seit der Schließung ist das Gelände am Britzer Teltowkanal Schlafstätte für Obdachlose und Versammlungsort für Hobbyvandalen. 2015 sollen hier Wohnungen entstehen.

Fitnesspläne und Dienstanweisungen liegen auf dem Boden, vermischt mit Fotos und alten Zeitschriften. Das Büro der Geschäftsführung wurde geplündert, trotz eines intakten Polizeisiegels an der Tür. Verbogene Schilder weisen nach Amsterdam, Belgrad und zu den Sonnenliegen. Die weite Holzdecke über den trockengefallenen Schwimmbecken knarzt leise. „Krass, wie Jurassic Parc“, sagt eine Musikerin, die mit Freunden die Ruine des Spaßbades „Blub“ in Neukölln inspiziert.

Vor elf Jahren wurde das „Berliner Luft- und Badeparadies“ geschlossen, der Saunabetrieb endete 2012. Seitdem ist das dreieinhalb Hektar große Gelände am Britzer Teltowkanal Schlafstätte für Obdachlose, Kulisse für Ruinenpartys und Versammlungsort für Hobbyvandalen. Was noch Wert hatte, wurde herausgerissen. Die Schwimmbecken des 1985 eröffneten Bades wirken intakt. Eigentlich hatte das Blub alles, was ein Spaßbad braucht, um Jugendliche und Familien anzulocken, doch der Betreiber Frisch scheiterte nach eigenen Angaben an Jugendgangs, die das Bad als Kampfarena missbrauchten. Die überraschende Schließung im Dezember 2002 erfolgte jedoch wegen erheblicher Hygienemängel. „Rattenkot am Babybecken, schwimmende Ratten im Außenbecken sowie Rattenfäkalien und frischer Vogelkot im Selbstbedienungsrestaurant“, schrieb der Tagesspiegel.

Übernahme kam nicht zustande

Schon nach kurzer Zeit war klar, dass das Bad grundlegend saniert werden musste. Dazu suchte Frisch einen Geldgeber, doch das Konzept für ein Thermalbad mit Wellnessangeboten kam nicht zustande. Die Bäderbetriebe waren damals gerade damit beschäftigt, eigene Bäder zu schließen oder abzustoßen. Eine Übernahme kam nicht infrage. Heute wäre das Blub-Gelände wahrscheinlich zu klein für die integrierten 365-Tage-Kombibäder, die Bäderchef Bested Hensing bauen möchte. Auch die Lage am Teltowkanal, abseits der Neuköllner S- und U-Bahnhöfe, ist nicht ideal.

Nach mehreren Verkäufen des Grundstücks will der aktuelle Investor, die H-Group aus München, rund 450 Miet- und Eigentumswohnungen bauen. An das alte Spaßbad wird dann nichts mehr erinnern. H-Group-Manager Norbert Wögler rechnet nicht vor Sommer 2015 mit dem Beginn der Arbeiten, also dem Abriss der Ruine. Erschlossen wird das Grundstück über die alte Zufahrt zum Spaßbad, was die Nachbarn an der Buschkrugallee nicht gerade begeistert. Die Autos sollen in eine große Tiefgarage fahren, damit oberirdisch möglichst viel Platz für Grün- und Spielflächen bleibt. Wögler rechnet mit Mieten „nicht wesentlich über acht Euro“.

Wohnungsbauprojekt von Bedeutung

Warum das Bauprojekt nicht längst begonnen hat, erklärt Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) mit schwierigen Planungen auf dem unzugänglichen hügeligen Gelände. Harald Frisch, der das Bad von 1985 bis zur Schließung 2003 betrieb, sieht dagegen eine gerichtliche Auseinandersetzung als Grund. Er streite sich mit der H-Group über eine Abfindungsregelung, inzwischen seit fünf Jahren. Eine Entscheidung dazu gebe es bislang nicht.

Frisch hätte das alte Spaßbad am liebsten in eine neue Wellnessoase mit Hotel für ältere Semester verwandelt, aber der Bezirk habe sich einem entsprechenden Konzept verweigert. Für Neukölln ist das aktuelle Wohnungsbauprojekt durchaus von Bedeutung, sagt Blesing. „In der Studie zu den Wohnbaupotenzialflächen des Bezirks gehört das Gelände dazu.“ In der Umgebung dominieren bislang einfache Nachkriegsbauten.

Die jungen Musiker, die über die Ruine schlendern, haben noch was Brauchbares gefunden: verstaubtes Zimmergrün, Plastikpflanzen im XL-Format. „Zur Bühnenausschmückung, für Festivals“, sagt die Frau mit den geschlitzten Jeans. Sie lässt den Blick über die alten Becken schweifen: „Als Skaterhalle wäre das toll. Oder für Konzerte.“ Da bräuchte man nur geschickt ein paar Scheinwerfer verteilen, aufräumen, fertig. Zwischen den ehemaligen Wasserspendern und Wellenbecken ließe sich super tanzen. Merkwürdig, dass noch kein Berliner Nachtlebenexperte auf den Gedanken gekommen ist, aus dem Blub einen neuen Club zu kreieren.

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