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In dem 21 Quadratmeter großen Apartment in Moabit ist Platz für eine Küche, ein Bad, Schlafen und Leben.

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Einrichtungstipps für kleine Wohnungen: Groß rauskommen

In kleinen Wohnungen liegt viel Potenzial, weiß Paola Bagna. Mit millimetergenauen Einbauten vollbringt die spanische Architektin wahre Raumwunder.

Noch gehen die Handwerker in der Schöneberger Einzimmerwohnung ein und aus. Aus Wänden und Decken schauen nackte Kabel. An den Küchenschränken fehlen die Griffe. Doch im Oktober, so hofft Paola Bagna, werden die 29 Quadratmeter im Seitenflügel eines Altbaus bezugsfertig sein.

Die spanische Architektin lebt seit ihrem Studienaufenthalt 2005 mit Unterbrechungen in Berlin. Sie hat sich auf Mikroapartments spezialisiert und baut sie so um, dass die Fläche optimal genutzt wird.

Während bei Neubauten, wie sie an der Spree für Studierende, Touristen oder Pendler gerade zuhauf entstehen, die Grundrisse von vornherein an den begrenzten Raum angepasst werden, sind für den platzoptimierten Umbau eines Altbaus meistens größere Eingriffe notwendig. Da werden gern mal Trennwände eingerissen für eine Loft- anmutung der Miniwohnungen. Oder zusätzlicher Platz zum Schlafen unter der Decke geschaffen, indem die Raumhöhe optimal ausgenutzt wird.

Waschmaschine neben der Eingangstür

Zu ihrer in Zeiten steigender Immobilienpreise immer mehr gefragten Spezialisierung kam Paola Bagna eher durch Zufall. „Eine Freundin hatte sich 2011 eine kleine Wohnung in Neukölln gekauft“, erzählt die zierliche Frau mit den dunklen Haaren. „Sie bat mich, die Wohnung so auszubauen, dass der wenige Platz ideal gestaltet wird.“ Das fertige Projekt erschien auf mehreren Architekturportalen. Es folgten weitere Aufträge für kleine Apartments, aber auch Umbauten etwas größerer Wohnungen. Für eine Neuköllner Familie beispielsweise schuf sie mit einer maßgefertigten Mischung aus Schrank, Bett und Spielecke einen Raum im Raum für den kleinen Sohn.

Erfinderisch. Die spanische Architektin Paola Bagna.
Erfinderisch. Die spanische Architektin Paola Bagna.

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Auch bei ihrem aktuellen Projekt in Schöneberg arbeiten Paola Bagna und ihr Kollege John Paul Coss mit millimetergenau gefertigten Einbauten. Gleich neben der Eingangstür ist hinter beige beschichteten Holztüren Platz für die Waschmaschine, daneben ein passendes Fach fürs Waschmittel und darüber die Garderobe. Die offene Küche hat Fronten aus dem gleichen Material. Um möglichst viel Tageslicht hineinzulassen, ist die Arbeitsfläche zum Fenster hin etwas abgesenkt.

Sowohl in der Küche als auch im Bad hat sich die Architektin an der Körpergröße des Bauherren orientiert. Weil er gute 1,90 Meter misst, wurden sowohl die Arbeitsplatte als auch der Duschkopf höher angebracht.

Eine Metalltreppe führt hinauf auf die Hochebene, wo später das Bett stehen soll. „Die großzügige Deckenhöhe von Berliner Altbauten lässt sich gut nutzen, zum Beispiel als Stauraum oder Platz zum Schlafen“, sagt Paola Bagna.

Eine weitere platzsparende Lösung: Schlafen unter der Decke.
Eine weitere platzsparende Lösung: Schlafen unter der Decke.

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Bewegliche Strahler an der Decke

Die an der Escola Tècnica Superior d'Arquitectura in Barcelona und an der Technischen Universität Berlin ausgebildete Architektin hat keine Standardlösungen für kleine Räume parat. Sie passt ihre Entwürfe immer an die Bedingungen an, die sie in einer Wohnung vorfindet, und arbeitet gern mit alten Materialien. So ließ sie in der Schöneberger Einzimmerwohnung teilweise die alten Ziegelsteinwände freilegen und setzte sie mit LED-Leuchten in Szene. Zusammen mit den abgezogenen Dielen bilden diese rohen Materialien einen warmen Kontrast zu den gradlinigen Einbauten mit den glatten Oberflächen.

Klein aber fein: das Bad in der Moabiter Wohnung.
Klein aber fein: das Bad in der Moabiter Wohnung.

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Um die Deckenhöhe von 3,60 Meter auch optisch zur Geltung zu bringen, kommen im Wohnzimmer mit der offenen Küche zylinderförmige, bewegliche Strahler an die Decke. Zwei Hängeleuchten sorgen zusätzlich für Licht.

Weil alle Fenster und der geräumige Balkon zum Hof hinausgehen, hat Paola Bagna im Bad nicht nur einen Spiegelschrank vorgesehen, sondern auch die seitliche Wand neben dem Waschbecken verspiegelt. Sie reflektiert das rare Tageslicht und lässt den Raum dadurch größer wirken.

Farben und Materialien sparsam verwenden

„Stauraum ist in kleinen Wohnungen oft ein Problem“, sagt sie. Ein Einbauschrank über die gesamte Raumhöhe am Fuße der Treppe zur Hochebene bietet sich als Lösung an. Weil die oberen Fächer auch für den großen Bauherren schwer zu erreichen sind, lässt sich die eingebaute Garderobenstange per Garderobenlift mit integrierter Dämpfung herunterfahren.

Die Fronten für die Küche in dem kleinen Berliner Apartment kommen aus der Tischlerwerkstatt Berlinform.
Die Fronten für die Küche in dem kleinen Berliner Apartment kommen aus der Tischlerwerkstatt Berlinform.

© Ringo Paulusch

Weitere Fächer befinden sich unter den ersten drei Treppenstufen. Sie bilden außerdem eine Sitzgelegenheit. An der Rückseite der Kücheninsel sind Regale und Platz für den Fernseher vorgesehen und gegenüber Platz für ein Sofa. Unter der Herdplatte befindet sich ein kombinierter Herd mit Mikrowelle.

Multifunktionelle Lösungen wie diese sind eine Möglichkeit, um kleine Räume einzurichten. Dabei müssen es gar keine eigens geplanten Einbauten sein. Inzwischen gibt es Hersteller, die bequeme Schlafsofas herstellen. Aber auch alte Erfindungen wie ein Vintage-Klapp-Hocker mit Tritt leisten gute Dienste, um zum Beispiel an hohe Regalfächer heranzukommen und ihn gleichzeitig als Sitzgelegenheit zu nutzen.

Paola Bagna empfiehlt außerdem, nicht mehr als drei bis vier unterschiedliche Materialien zu verwenden. Das bringt Ruhe in den Raum. Was Farben betrifft, ist die Architektin zurückhaltend: Dunkelblaue Griffe an der Schiebetür zum Bad und an den Küchenschränken sind die einzigen dezenten Farbtupfer in ihrem Schöneberger Projekt. Das bedeutet aber nicht, dass die Wohnung so clean bleiben muss. „Wir gestalten einen relativ neutralen Korpus, in dem dennoch Platz ist für den individuellen Geschmack des Bewohners“, sagt sie. Eine Stehleuchte, ein Regalbrett für persönliche Gegenstände oder bunte Sofakissen werden das Apartment mit der Zeit richtig wohnlich machen.

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