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Ein Lesestück in fünf Akten: 1. Akt

Der Zeichner, der malt und Filme dreht

Der Zeichner, der malt und Filme dreht Edouard Baribeaud zeichnet Szenen, die er im Kopf hat. Manchmal auch Dinge, die er träumt. Hin und wieder schmuggelt er ein geliebtes Accessoire aus seiner Wohnung in eine Zeichnung. Das geht dann aber niemanden etwas an. Was hingegen jeder wissen soll: Seine neuen Arbeiten sind von Rameaus Ballettoper „Les Indes Galantes“ inspiriert. Baribeaud begeisterte sich für das barocke Bild des Orients. Er entdeckte die Detailverliebtheit der indischen Miniaturmalerei - für die übrigens schon Rembrandt schwärmte -, er reiste nach Indien. In seinem Atelier pinnt eine Reihe von märchenhaften Zeichnungen an der Wand. Darauf sind Blütenornamente und paradiesische Gärten zu sehen, auf einer liegt eine Hermes-Figur am Bildrand, auf einer anderen steht ein Puppentheater im Dschungel. Das Zeitgenössische als Hybrid. Barockoper und indisches Kathputli-Theater, westliche und östliche Malstile, Neues und Altes. Die Motive will der 31-Jährige nun auf mehrere Meter hohe Kulissen übertragen und diese im Ausstellungsraum arrangieren, wie ein begehbares Bild - oder wie eine Bühne. Damit nicht genug. Baribeaud hat ein Drehbuch über einen Puppenspieler geschrieben. Er will einen Film drehen. „Die Zeichnung ist für mich so etwas wie der erste Akt. Der Film ist der zweite“, sagt er. „Es geht darum, die Idealwelt des Studios zu verlassen und meine Ideen mit der Realität zu konfrontieren.“ Das fertige Kunstwerk in der Ausstellung ist eine Sache. Interessanter ist für Baribeaud der Weg dorthin. Rameaus Oper, die Miniaturmalerei, die Begegnung mit dem Puppenspieler - erst durch diese Geschichten wird seine Kunst lebendig. Willkommen in der Welt des Performativen.

2. Akt

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