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Dörflein-Nachlass: Knuts Schlafsack wird im Netz versteigert

Die Kinder des Bären-Ziehvaters Thomas Dörflein verkaufen dessen Nachlass – bis hin zur Elvis-CD.

Auf der Internetseite steht: „Sie bieten hier auf ein persönliches Andenken an Thomas Dörflein, den Ziehvater des Eisbären Knut.“ Und weiter: Bei dieser Auktion könne man den „Original-Schlafsack von Thomas Dörflein“ aus dem Zoologischen Garten Berlin ersteigern, „in dem auch der kleine Knut schlief“. Tatsache: Bei dem Internet-Auktionshaus Ebay werden jetzt einige Utensilien und auch das Auto des verstorbenen Zootierpflegers angeboten, der mit seinem Engagement für ein Eisbärjunges viele Menschen verzauberte. Mitbieten kann man seit Sonnabend und noch bis zum 3. Januar um 17 Uhr. Der Verkäufer „sandruschka“ bietet die Dinge, auch das ist zu lesen, „im Namen beider Kinder von Thomas Dörflein“ an.

Viele haben mit der anrührenden Geschichte um den introvertiertenTierpfleger, der einem Raubtierjungen das Leben rettete, ihm den Namen gab, es per Hand mit der Flasche aufzog, ihm schwimmen und tauchen beibrachte, schon Geld gemacht: Der Zoo verkauft Tickets, Plüschtiere und Postkarten, Verlage vermarkten Bücher und Filme. Ein Berliner Möbelhaus nutzte den Hype um Dörflein und den Bären für seine „Knut-Couch“. Die Deutsche Post brachte eine Knut-Sonderbriefmarke heraus.

Und jetzt verkaufen die Kinder persönliche Stücke ihres Vaters wie seinen Schlafsack, seinen Opel Astra Caravan, seinen Gürtel, „den er bei vielen Gelegenheiten im Zoo trug“ und sein „Original Schweizer Taschenmesser, das er, „wie auf vielen Bildern zu sehen ist, ständig am Gürtel bei sich trug“. Weiter im Angebot ist auch das „persönliche Elvisbuch von Thomas Dörflein“: „Bei vielen Gelegenheiten sang er dem kleinen Knut Elvissongs vor, um ihn zu beruhigen. Dieses besondere Buch stammt aus seiner persönlichen Elvissammlung. Die Echtheit wird garantiert.“

Das Elvisbuch mit Audio-CD lag am späten Sonntagabend bei 126 Euro plus 6,90 Euro Versand. Der Outdoor-Gürtel bei 82 Euro (plus 4,50 Euro), das Schweizer Taschenmesser bei 171, mit 37 Bietern. Für den Schlafsack wurden 201 Euro geboten, beim Gebrauchtwagen – in Zweitbesitz mit neuem TÜV und Abgasuntersuchung, Erstzulassung 1998 – waren es 2699 Euro, „für Selbstabholer“. Doch die Preise werden steigen. Viele Fans von Knut und Dörflein werden sich ein persönliches Stück sichern wollen. Dörflein hat bis zuletzt, auch das wissen die Fans, den Bären morgens zu sich auf den Schlafsack aufs Bett neben seinem Büro im Innengehege gelassen, damit das Jungtier noch nuckeln kann.

„Leider ist Thomas mit nur 44 Jahren im September verstorben. Seine beiden Kinder können diesen Wagen nicht halten und trennen sich schweren Herzens, darum kommt er hier in ihrem Namen zur Auktion“, ist bei Ebay zu lesen. Die „Bild“-Zeitung zitierte den 18-jährigen David Dörflein am Wochenende so: „Es fällt mir schwer, die Sachen meines verstorbenen Vaters zu versteigern. Aber ich brauche das Geld, um sein Grab zu pflegen.“

So etwas kostet bei einer privaten Grabpflegefirma zum Beispiel bei einer ein mal ein Meter großen Urnengrabstätte auf dem Spandauer Friedhof In den Kisseln, wo Dörflein begraben liegt, rund 20 Euro im Monat, ohne Bepflanzung. An Dörfleins Grab ist viel zu tun, noch immer pilgern Menschen selbst aus dem Ausland zur letzten Ruhestätte, legen Mitbringsel ab.

Die Mutter des verstorbenen Tierpflegers ist gerührt von der Aktion der Enkel. Erika Dörflein muss noch den Stein bezahlen, die Umfriedung des Urnengrabs. „David hat immer wieder angedeutet: Oma, ich werde dir bald mit Geld helfen“, sagt sie. David sei mit seinen 16 Jahren noch ein Kind gewesen, als die Geschichte mit Knut anfing und er ein Stück weit auch Aufmerksamkeit seines Vaters verlor, der fortan ungewollt in der Öffentlichkeit stand, ins Zoozimmer ziehen musste, um dem Ziehkind rund um die Uhr alle zwei Stunden die Flasche zu geben. „Knut war sein Baby.“ Annette Kögel

Annette Kögel

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