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Düzen Tekkal diskutiert mit Ahmad Mansour im Tagesspiegel-Haus über die Einwanderungsgesellschaft.

© Thilo Rückeis

Diskussionsrunde Diwan am 1. November: Die Werteverteidiger

Für die Werte des Grundgesetzes: Ahmad Mansour und Düzen Tekkal reden Klartext zu Integration und den „bösen Zwillingen“

Sie ist Kurdin, Jesidin, Deutsche, Journalistin und Filmemacherin, geboren und aufgewachsen in Hannover. Er ist arabischer Israeli, Deutscher, Psychologe, geboren zwischen Tel Aviv und dem Westjordanland, seit 2004 in Berlin. Beide engagieren sich für ein friedliches Miteinander in Deutschland, beide haben wichtige Bücher zur Integration geschrieben, beide müssen mit Anfeindungen und Drohungen von verschiedenen Seiten leben – und beide sind Anfang November zu Gast im Tagesspiegel: Düzen Tekkal und Ahmad Mansour. Zwei Abende, die der Tagesspiegel in Kooperation mit der Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit veranstaltet und an denen die Vortragenden und Gäste miteinander diskutieren können, wie es vor allem in den sozialen Medien oft nicht möglich ist: offen, auf Augenhöhe, mit Interesse und Neugier für andere Positionen, ohne dem jeweils anderen Böses zu unterstellen oder ihn in eine Ecke zu drängen, in der er sich nicht sehen möchte.

Ahmads Mansours neues Buch heißt: "Klartext zur Integration - Gegen falsche Toleranz und Panikmache"
Ahmads Mansours neues Buch heißt: "Klartext zur Integration - Gegen falsche Toleranz und Panikmache"

© picture alliance / dpa

Düzen Tekkal hat ihr Buch „Deutschland ist bedroht. Warum wir unsere Werte jetzt verteidigen müssen“ (Berlin Verlag) bereits vor zwei Jahren veröffentlicht, aber es wirkt hochaktuell. Sie schrieb es unter dem Eindruck des Völkermords an den Jesiden: Im Sommer 2014 überfiel der „Islamische Staat“ die jesidischen Dörfer im Nordirak, tötete die Männer und versklavte die Frauen. Düzen Tekkal flog als Journalistin dorthin und drehte den Dokumentarfilm „Háwar – Meine Reise in den Genozid“.

Háwar.help hilft jesidischen Frauen zurück ins Leben

Sie traf und filmte dort auch Nadia Murad, die gerade den Friedensnobelpreis erhalten hat. Nadia Murad war die Erste, die es wagte, über ihre Leiden durch die sexuelle Versklavung zu berichten, und sie tat das sogar vor den Vereinten Nationen. „Dass Nadia diesen Preis erhalten hat, erfüllt uns alle mit großer Freude“, sagt Düzen Tekkal. „Seitdem steht bei uns das Telefon nicht mehr still.“ Die energiegeladene 40-Jährige ist jetzt noch mehr unterwegs, auf Podien und für ihre Projekte. Der von ihr gegründete Verein „Háwar.help“ betreut unter anderem ein Projekt „Back to life“ im Irak, in dem jesidische und muslimische Frauen eine Berufsausbildung erhalten, damit sie ein unabhängiges Leben führen können.

Zuerst Missstände im eigenen Umfeld bekämpfen

Im Tagesspiegel-Verlagshaus wird Düzen Tekkal im Rahmen der Reihe „Diwan“ von dieser Arbeit berichten – aber auch von ihrem Traum sprechen, dem „German dream“. Denn als eins von elf Kindern einer jesidischen Familie hat sie selbst erlebt, wie es ist, in Deutschland aufzuwachsen und einen eigenen Weg zu finden zwischen den Erwartungen ihrer traditionellen Familie und der Freiheit, die die deutsche Gesellschaft bietet. Sie hat Vorurteile, aber auch Unterstützung in beiden Welten erlebt – und scheut sich nicht, sowohl die Mehrheitsgesellschaft als auch die eigene Gruppe zu kritisieren. „Um authentisch zu sein, muss man zuerst gegen Missstände im eigenen Umfeld kämpfen“, sagt sie. „Es wäre heuchlerisch, vorwurfsvoll auf andere zu zeigen, ohne sich mit den Folgen der eigenen Tradition zu beschäftigen.“ Insbesondere die Rolle der Frau in vielen jesidischen und muslimischen Familien ist für sie, die schon als Kind einen „unbändigen Freiheitsdrang“ spürte, dringend reformbedürftig.

Die bösen Zwillinge

„Ich habe das Leben in zwei Welten immer als befruchtend erlebt“, schreibt Düzen Tekkal. Entscheiden will sie sich nicht, sondern zu einer veränderten Sicht auf Deutschland beitragen. „Wir müssen uns als alte und als neue Deutsche gemeinsam neu definieren“, sagt sie. Der „German dream“ bedeutet für sie, unabhängig von Herkunft und Hautfarbe für Demokratie, Freiheit und das Grundgesetz einzustehen. Und das heißt auch, gemeinsam den „bösen Zwillingen“ Paroli zu bieten, die die Demokratie bedrohen: den Islamisten wie den Rechtsextremen.

Gegen falsche Toleranz

Mit demokratiefeindlichen Tendenzen, insbesondere dem Islamismus, kennt sich Ahmad Mansour bestens aus. Der Psychologe hat sich bereits in seinem Bestseller „Generation Allah“ (2015) mit den Folgen einer autoritären Erziehung und mangelnder Integration auseinandergesetzt, jetzt legt er mit „Klartext zur Integration: Gegen falsche Toleranz und Panikmache“ (S. Fischer Verlag) nach.

Seine Kritik, die er mit vielen Geschichten aus seiner Arbeit mit Gefangenen, Lehrern, Schülern untermauert, richtet sich an ganz unterschiedliche Gruppen: an die konservativen Islamverbände, die nicht bereit sind, über Missstände zu diskutieren. An Linksliberale, die aus falscher Toleranz Menschrechtsverletzungen etwa gegenüber Frauen hinnehmen. An die Politik, die sich den Islamverbänden gegenüber naiv zeigt, an Rechte, die Flüchtlinge und Migranten als Sündenböcke darstellen, und nicht zuletzt an all diejenigen, die glauben, es werde sich schon von alleine richten. Mansour fordert ein radikales Umdenken, denn, so schreibt er: Integration ist eine Jahrhundertaufgabe, und sie betrifft alle.

Donnerstag, 1. November: Ahmad Mansour, Beginn 18.30 Uhr, Anmeldung an service@freiheit.org oder unter Telefon (030) 22 01 26 34 (Mo–Fr von 8–18 Uhr), beides bitte mit Stichwort „Tagesspiegel“.

Nachtrag vom 23.10.: DIE VERANSTALTUNG MIT DÜZEN TEKKAL FÄLLT AUS!

BUCHVERLOSUNG
Wir verlosen Exemplare des Buchs von Ahmad Mansour. Mitmachen können Sie hier, mit dem Stichwort Salon.

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