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DiaMINT steht für diagnosebasierte Förderung in den MINTFächern: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

© Marina Kosmalla

DiaMINT-Projekt: Kluge kleine Köpfe fördern

Im Projekt DiaMINT werden Lehrkonzepte für die individuelle Förderung hochbegabter Schülerinnen und Schüler entwickelt.

Manche Kinder zeigen ein besonderes Talent im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich, dafür fallen ihnen Lesen und Rechtschreibung schwer. Andere können auf kreative Weise Probleme lösen, ihre originellen Lösungswege aber nicht erklären. Und wieder andere sind tiefgründig und perfektionistisch und tun sich im Umgang mit anderen Menschen schwer. So verschieden die Begabungen von Schülerinnen und Schülern sind, so unterschiedlich sollten sie gefördert werden. Doch am Anfang steht das Erkennen dieser besonderen Potenziale – was oftmals nicht leicht ist. Um Lehramtsstudierende auf diese Herausforderungen vorzubereiten und Lehrkräfte im Berufsalltag zu unterstützen, ist an der Freien Universität Berlin Anfang des Jahres das Projekt DiaMINT gestartet.

„Wir müssen in den Schulen zu einer Veränderung der Unterrichtsorganisation kommen“, sagt Hilde Köster, Professorin am Arbeitsbereich Sachunterricht am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie der Freien Universität, die das DiaMINT-Projekt gemeinsam mit Physikdidaktikprofessor Volkhard Nordmeier leitet. Um bei den heutigen Rahmenbedingungen eine möglichst optimale Persönlichkeitsentwicklung fördern und die Schülerinnen und Schüler auf die sich immer schneller verändernde Welt vorbereiten zu können, sei eine Orientierung an deren individuellen Interessen und Potenzialen nur durch vielfältige Lernangebote möglich, über deren Nutzung die Lernenden auch selbst mitentscheiden können. „Hier sehen wir auch die Chance, die fachliche und methodische, bereichsspezifische Expertise von Quereinsteigerinnen und -einsteigern besser mit einzubringen. Kinder mit besonderen Potenzialen, Interessen oder Talenten könnten diese auf diesem Weg bereits sehr früh entdecken und weiterentwickeln.“

Die Abkürzung DiaMINT steht für diagnosebasierte Förderung in den MINT- Fächern: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Das Projekt konzentriert sich zunächst auf den Sachunterricht und auf die Physik sowie auf die Zusammenarbeit mit ausgewählten Schulen im gesamten Bundesgebiet. In der zweiten Projektphase, die 2023 startet, sollen die entwickelten Konzepte auf weitere Fächer und Schulen ausgeweitet werden.

Die Klassenräume werden zu Lernlandschaften

Zunächst entwickeln die am Projekt beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ein Instrumentarium, mit dem Lehrkräfte den Lernverlauf von Schülerinnen und Schülern unter Berücksichtigung möglicher Einflussfaktoren verfolgen können: intrapersonale Faktoren wie Motivation und kognitive Kompetenz sowie interpersonale Faktoren wie Einflüsse von Erziehungsberechtigten oder schulische und außerschulische Förderprojekte.

Um die Kinder und Jugendlichen, die sich in bestimmten Bereichen besonders interessiert, leistungsstark oder sogar hochbegabt zeigen, entsprechend ihrer unterschiedlichen Bedürfnisse und Potenziale fördern zu können, werden in einem zweiten Schritt Lernarrangements entwickelt: Angebote und eine Umgebung, die von den Lehrkräften flexibel an die jeweiligen konkreten Bedürfnisse der Lernenden und den Bedingungen im Klassenzimmer angepasst werden können.

Ein Ansatz ist etwa das sogenannte „Freie Explorieren und Experimentieren“ (FEE). Ihm liegt die Idee einer Lernumgebung zugrunde, in der Kinder ihrer Neugier folgen und ihren Interessen nachgehen können – und zwar eigenständig, selbstbestimmt und weitgehend ohne Anleitung der Lehrkraft. Die Klassenräume werden zu Lernlandschaften, in denen Kinder durch die Verwendung vielfältiger Medien und Materialien naturwissenschaftliche, technische und informatische Phänomene entdecken und erforschen, an ihre Vorerfahrungen und Interessen anknüpfen, Neues erleben und lernen sowie ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten erproben und erweitern können. „Die durch die Kinder selbst eingerichteten Experimentierecken im Klassenzimmer bilden dabei den Ausgangspunkt für vielfältige weitgehend selbstbestimmte Explorationen und eigene kleine Forschungsprojekte. Die Lehrerinnen und Lehrer beobachten die Aktivitäten der Kinder und können auf diese Weise deren Interessen und besondere Potenziale in den MINT-Bereichen entdecken“, sagt Hilde Köster.

Forscher arbeiten mit 20 Schulen zusammen

Um an die individuellen Interessen und Potenziale anknüpfende, diagnosebasierte Förderkonzepte und Lernarrangements zu entwickeln und zu erproben, arbeiten die Didaktikerinnen und Didaktiker der Freien Universität mit insgesamt 20 Grund- und weiterführenden Schulen zusammen. Den Startschuss für die Kooperationen mit den Schulen bildete Ende September 2018 der 6. Münstersche Bildungskongress, auf dem Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Schulen zur Verbindung von Theorie und Praxis zusammenkamen.

„Wir freuen uns über die Möglichkeit, in diesem großartigen Verbundprojekt gemeinsam mit den im Feld der Begabtenförderung renommiertesten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Deutschlands zu forschen“, sagt Köster. „Herausfordernd im positiven Sinn wird sicher die Zusammenarbeit mit den Schulen sein, von denen manche bereits auf jahrzehntelange Erfahrungen mit Konzepten der Begabungs- und Leistungsförderung aufbauen können, während andere sich gerade erst auf den Weg machen“, ergänzt Nordmeier.

Marina Kosmalla

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