zum Hauptinhalt
Auch die Lindauer Allee wurde (1994) vom offenkundig psychedelisch inspirierten Architekten Rainer G. Rümmler gestaltet - etwas zurückhaltender als seine anderen. - Foto: Alexander Rentsch

© Alexander Rentsch

Interview zur Fotoserie: "Warum fotografieren Sie leere U-Bahnhöfe, Herr Rentsch?"

Treppab zum U-Bahnhof, im Gang vor dem Gleis ist es beklemmend leer. Grelle Wandmosaike glänzen im Kunstlicht. In einer Viertelstunde kommt der nächste Zug. Zeit genug für Alexander Rentsch, um ein paar Fotos zu machen.

Wie kamen Sie darauf, leere U-Bahnhöfe zu fotografieren?
Das Studium und ein Nebenjob ließen mir keine Zeit mehr zum Fotografieren. U-Bahnhöfe waren für mich der einzige Ort, an denen ich stehen bleiben und ein wenig Zeit für mich haben konnte. Da viele Bahnhöfe mit interessanten Symmetrien und grafischen Rastersystemen gebaut wurden, lag es nahe, sie zu einem Studienprojekt zu machen – ohne die Menschen, die dort warten.

Welche Bahnhöfe gefallen Ihnen besonders?
In den Stationen der nördlichen U8 ist viel Schönheit verborgen, die mich an Jugendstil erinnert. Zwischen Franz-Neumann-Platz und Wittenau ist jeder Bahnhof liebevoll gestaltet, mit farbenfrohen Mosaiken an den Wänden und aufwändiger Beleuchtung. Es müssen hier Architekten und Künstler am Werk gewesen sein, die ihre Arbeit ernst genommen haben.

Verstehen Sie, dass nicht alle Menschen Berlins U-Bahnhöfe schön finden?
Ja, es gibt viele rein funktional gebaute Bahnhöfe, die mir nicht gefallen. Man kann es wieder an der U8 verdeutlichen: Südlich der Osloer Straße verliert sich die künstlerische Schönheit in Monotonie oder Verwahrlosung, wie an der Schönlein- oder Boddinstraße.

Fotograf Alexander Rentsch
Fotograf Alexander Rentsch

© Privat

Sind die Aufnahmen in der Nacht entstanden?
Nein, die meisten Fotos habe ich zwischen 16 und 20 Uhr gemacht. Innerhalb von zehn Minuten gibt es an jedem Bahnhof der Innenstadt Ruhepausen, die für ein Foto vom leeren Bahnsteig reichen. Nur am U-Bahnhof Paracelsus-Bad wollte ein Tourist einfach nicht weggehen. Ich habe eine halbe Stunde auf die Gelegenheit für das Bild gewartet.

Alexander Rentsch ist 30 Jahre alt und hat in Berlin gerade den Studiengang Kommunikationsdesign abgeschlossen. Er ist außerdem ausgebildeter Fotograf, Informatiker und Medienmanager.

Zur Startseite